Heiter, windig. Im Burgtheater zum 1. Mal „Medea“, Trauerspiel in 5 Akten als 3. Abteilung des dramatischen Gedichtes „Das goldene Vlies“. Im Kärntnertor-Theater „Joseph“, im Theater an der Wien „Das Opfer kindlicher Liebe“, „Silberschlange“. Den Vormittag beim Grafen, Sitze [im Burgtheater] für Felber, Hr[uschka], S[en]g und Wertheim, besuchte sie. War bei der Richart, kaufte das Spiel-Stöckl für 60 fl. Die Agnes speiste mit uns. Nach Mittag fuhr Therese mit der Richart zur Rigatt. Ich arbeitete, sprach Seitz, Lehner. Dann ins Burgtheater, kam mit Wohlfarth zusammen und Michel. Die zwei ersten Akte interessieren, der 3. und 4. sind ganz ohne Handlung, Wiederholungen, langweilen sehr. Der 5. und Schluss ließen kalt. Grillparzer wurde herausgerufen und erschien endlich.
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Trüb, Nebel. Im Burgtheater „Beide Klingsberg“, im Kärntnertor-Theater „Neuer Gutsherr“, „Figaros Hochzeit“, leer. Im Theater an der Wien Einnahme des Joseph Seipelt „Moses – der Auszug aus Ägypten“, Oper in 3 Akten von Rossini; Den Vormittag beim Grafen, Mericzay kam mit Balassa an. Wohlfarth, Wagner, Kridl, Dirzka und der junge Höchle (?), Schießl und Forti speisten da. Nach Mittag zu Hause, zu Lehner, Vladár, fand Toni. Dann ins Kärntnertor-Theater, sprach S[en]g. Nach der Oper ins Theater an der Wien, voll. Sah den 2. und 3. Akt, welche sehr gefielen. Fand Eckl, plauderte mit ihm und Pinteritsch, mit Römer in die Stadt.
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Nach Mittag angenehm, warm. Im Burgtheater „Schreibpult“, im Kärntnertor-Theater „Cortez“, im Theater an der Wien „Moses“; Billett dem Prinke (?). Den Vormittag beim Grafen, Balassa und Mericzay tun sehr geheimnisvoll. Vinzenz will nicht unterschreiben; sein Regiment marschiert nach Italien. Vor Mittag Promenade über die Bastei, sah den Bschaidner bei Radl nach, S[eng] ging ins Diana-Bad. Wohlfarth gab ich 3000 fl. Mittags mit Dräxler, welchem ich führ Löhr Kridls Verteidigung gab. Nach Mittag mit Therese in den Garten, dann führte ich sie zum Fußer. Abends sprach ich mit Lehner. Dann ins Kärntnertor-Theater, wegen Forti „Alexis“, und „Caliph“, ganz leer, ging an die Wien.
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Heiter, warm. Der Wohlfahrt, 1773 geboren, 48. Geburtstag. Im Burgtheater „Mittel und Wege“, im Kärntnertor-Theater „Schatzgräber“, „Aline“, im Theater an der Wien „Papageien“, „Silberschlange“. Den Vormittag beim Grafen, Mericzay und Balassa behandeln alles geheim. Den Löhr sprach ich wegen Kridl und schickte ihm durch Dräxler seine Verteidigung. Mittags mit Therese bei Wohlfarth, Axt, Kridl, Wagner, Dräxler, Minetti speisten da. Graf Vinzenz kam, große Unterredung und Aussöhnung mit dem Vater; wie froh bin ich ! Therese besuchte die Löwe, dann zum Präsidenten Stöger. Nach Mittag in Gesellschaft zu Hause; Therese ließ Wein abziehen. Ich ging abends ins Josephstädter Theater, zum 15. Mal „Johanns Dalk (?)“, Posse in 2 Akten von Told (?), ist langweilig und leer; fand Kettel und Freundin. Einrücken unserer Armee in Neapel.
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Wie gestern. In der Nacht bekam ich heftiges Erbrechen und Abführen. Im Burgtheater „Gastfreund“, „Argonauten“, im Kärntnertor-Theater „Tausch“, „Nachtigall und Rabe“, [Loge] dem Iden. Im Theater an der Wien „Moses“, [Loge] dem Reimann. Den Vormittag beim Grafen, Mericzay und Balassa. Der Rittmeister Bellegarde ritt wegen Einnahme von Capua ein; es war sehr armselig, still, 14 Postillione ritten mit. Nach Mittag zu Hause, dann mit Therese, Assen, Wohlfarth und Tony ins Leopoldstädter Theater „Der Drache der Langeweile“, Quodlibet in 2 Akten, zusammengestellt von Meisl, Musik von Volkert. Ich nahm die Loge No. 1 und gab 2 #. Sehr schlecht, eigentlich gefiel nur Wille als Kapellmeister und Pfeiffer als Sarastro; das Übrige höchst langweilig. Therese war nicht ganz wohl und wir fuhren nach Hause. Von der Assen bekam Therese ein Zahnstocherbüchsel von Perlmutter, von der Wohlfarth ein goldenes Ei, darin war ein weißes Tüchl. Therese gab der Jeanettl, weil sie in die Stadt zieht, als Haussteuer ein rotes Kaffeetuch, 10 fl.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).