Trüb. Im Burgtheater „Die Schöpfung“ mit Aufstellung der Büste Haydns und einer Sonate von Salieri. Den Vormittag beim Grafen, Balassa, Mericzay und Gittig panschen fort, Stessel und Simon, welcher zu Sina geht, speisten mit Dräxler da. Nach Mittag ins Freihaus zum Schwitzer, dann in den Garten, Maurer, Anstreicher und Tapezierer arbeiten an der Stiege, am neuen Zelt etc. Zu Vladár, abends sprach ich Lehne, war im Gewölbe bei der Wohlfarth. Therese war bei der Moser.
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Rauer Wind. Nach 7 h zum Grafen, viel Arbeit. Die Agnes und Schießl speisten mit uns. Nach Mittag in den Garten; der Maurer und Högler blieben wieder aus, nur die Anstreicher arbeiteten und entwischten, als ich ging. Im Redoutensaal abends „Das Leiden Christi“ von Joseph Weigl. Reimann und sie begleiteten mich. Um 7 h ins Bierhaus im Komödiengassl, sprach Lehner. Therese war mit der Agnes bei der Peter.
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Trüb, öfters Regen, kalt. Den Vormittag beim Grafen, Gittig reist ab, sprach Freytag. Mittags speisten Kridl mit Wagner, Müller, Axt, Gottdank, Dirzka, Rosner, Schießl, Ruthner da, sprachen von der Vorstellung der neuen Direktion durch Öttingen am Sonntag. Hatten guten Schinken und einen Riesenkarpfen; die Wohlfarth schickte Stockfisch. Ganz unvermutet reisten der Graf und dann Mericzay und Balassa ab, waren kalt, was ich ihnen erwiderte. Nach Mittag zu Vladár, wegen 1000 # für die Adaile zu Uffenheimer. In den Garten, zahlte für die Reparatur des Hüttendaches 4 fl. Ins Gasthaus zum Pfauen, plauderte mit Perschl (?), sprach später Lehner.
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Gründonnerstag. Es scheint sich auszuheitern, ein kalter Wind erhob sich. Früh zu Vinzenz, brachte ihm 15.000 fl und nahm Abschied; er reist Montag nach Italien. Er war höflich, aber kalt Zur Adaile, zahlte ihr 10.500 fl. samt Interessen. Vom Grafen erhielt ich 2 Eimer weißen Wein, von Hütteldorf 2 Eimer Bier, 24 fl. Zum Seitz, fand Gesellschaft. Jungmann besuchte mich, die Richart und Dräxler speisten mit uns. Dem Wohlfarth gab ich 5000 fl. Zwanziger. Nach Mittag arbeitete ich zu Hause, abends bei Seitz, Lehner.
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Karfreitag. Wieder Regen, kalt; der Abend war heiter. Früh arbeitete ich zu Hause. Mit Therese zum Grafen Pálffy, brachte ihm 3300 fl. Zwanziger, sahen seinen Theaterbau; sie brechen eben den Bogen von der Nische weg. Zu Reimann, brachte dem Theodor einen schönen Mosaikschlüssel, dem Evarist und Fritz jedem einen kleine Schlüssel samt Stöckl, zusammen 70 fl. Dann in den Garten; nur der Maurer weissent beim Hausmeister. Reimann schickte den Bogen zur Laube, und runden Tisch. Nachher in No. 361, besuchte das Grab bei den Liguorianern – beim Schweißtuch stand links und rechts „Copiosa redemptio“ – und in der griechischen Kirche. Mittags bei Wohlfarth mit Axt, Küster (?), Sohn und Dräxler. Nach Mittag schlenderte ich herum, plauderte lange mit Kindler von Brünn, Ruthner, Lissl (?). Hörte bei den Augustinern eine Portion Predigt des Werner, welcher ein Gedicht vorlas und für einen meiner (?) Leidenden um ein Vaterunser bat. Dann sprach ich Römer, bei Seitz abends in Gesellschaft. Bei Therese war die Wohlfarth und Tony.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).