Karsamstag. Heiter, warm. Früh mit Therese im Garten, sprach Frey[tag ?]. Erwartete den Grafen von Preßburg, welcher nach 11 h kam. Jungmann und Dräxler speisten mit uns. Nach Mittag zu Lehner, dann mit Therese, Assen und Richart ins Strafhaus zur Auferstehung, welche Peter sehr feierlich halten lässt. Um 6 ½ h in die Stadt, sprach Kettel mit Freundin, welche von Gainfarn kamen. In den Garten zum 2. Mal; der Maurer ist fertig, der Anstreicher fleißig am Zelt. Ging eine Weile herum, bei den Redemptoristen dauert die Auferstehung von 7 bis 9 h. Um 9 h sehr müde ins Bett. Therese war bei Moser.
Band 09 (IX.), Seite 175v
8667
1821
4
22
Ostertag. Trüb, mittags heiterte es sich aus, heiß. Den Vormittag beim Grafen, wegen Platz im Kärntnertor-Theater zur Akademie für die Wohltätigkeit: von Goethe ein Schäferspiel „Die Laune der Verliebten“, Löwe, Weber, Kettel, Wothe, die Grünbaum und Canzi singen; zum Schlusse Tableaux vom Ballettmeister Taglioni, Terzette von Taglioni, Millière und Heberle, erster Tänzerin an der Wien; dann Pas des Deux von Aumer, Ballettmeister der königlichen Akademie in Paris – er reiste vor 8 Tagen mit der Julie ab. Um ½ 1 h im Kleinen Redoutensaal die Vorstellung der neuen Hoftheaterdirektion, Graf Moritz Dietrichstein und Hofrat Ignaz Franz Edler von Mosel, vom Obersthofmarschall Graf Öttingen. Therese ging auch dazu. Alle drei hielten Reden, versicherten, dass ihnen nur das Vertrauen Seiner Majestät und der Glanz der Hoftheater am Herzen liege. Dann mit Therese auf die Bastei, mittags bei Wohlfarth mit Kridl, Streitfort, Axt. Nach Mittag schlich ich herum, sprach Lehner. Ins Kärntnertor-Theater, es war sehr warm, fand im 3. Stock Hruschka, Koberwein, Kettels Gesellschaft; Dietrichstein und Mosel waren schon in ihren Logen. Therese blieb zu Hause, arrangierte manches, auch die von Evarist erhaltene Messerschatulle.
Band 09 (IX.), Seite 176r
8668
1821
4
23
Ostermontag. Heiter, warm. Im Burgtheater „Ring“, Im Kärntnertor-Theater „Nachtigall und Rabe“, „Aline“, im Theater an der Wien „Herzogs Befehl“. Den Vormittag beim Grafen, mittags begleitete ich zu Freytag, speiste im Garten der Wage (?), aber erst um 2 h, weil ich vorher noch den Lichnowsky und Hilveti (?) bei Zichy sprechen musste. Nach Mittag mit Schwarz und Resch zur Hundsthurmer Linie hinaus, über Meidling und Sechshaus zur Gumpendorfer Linie herein und nach Hause. Holte um 6 h Therese bei der Moser, fuhr mit ihr in den Garten, ließ gießen, beschenkte den Hausmeister und Kinder. Dann ins Kärntnertor-Theater, plauderte mit Ruthner, Kettel und kam recht müde nach Hause.
Band 09 (IX.), Seite 176r
8669
1821
4
24
Schön, warm. Im Burgtheater „Alpenröslein“, im Kärntnertor-Theater „Blaubart“, im Theater an der Wien Einnahme der Canzi „Moses“ von Rossini. Den Vormittag beim Grafen, mit ihm zum Wohlleben wegen Jakob Rubesch. Zum Körnermesser, ins Diana-Bad. Agnes, Jungmann, Dräxler und Schießl speisten mit uns Nach Mittag sprach ich Lehner, dann in den Garten; die Anstreicher arbeiteten. Bekam Gesellschaft der Wohlfarth, Vladár mit Anhang. Abends ins Burgtheater, sprach Kettel. Dann zum Souper zur Steinl, mit den Reimanischen, Fieglmüller, Lenhard (?), der Nettl und Liesi. Erst um 12 h nach Hause.
Band 09 (IX.), Seite 176r
8670
1821
4
25
Heiter, warm. Im Burgtheater „Großmama“, „Das war ich“, „Ideal“, im Kärntnertor-Theater „Alexis“, dann ungarisches Divertissement; im Theater an der Wien das Gestrige. Den Vormittag beim Grafen. Müller, Kárner, Wohlfarth, Kridl, Wagner, Streitfort, Dräxler, Dirzka speisten mit uns. Nach dem Essen in den Garten, in der Vladár Gesellschaft. Die Anstreicher werden heute fertig, Högler kam hinaus. Gegen 8 h ins Kärntnertor-Theater, fand selbes leer. Hörte von Kettel, dass die Seng liege, sprach Lehner. Therese war den Abend zu Hause.
Band 09 (IX.), Seite 176r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).