Schlechtes Wetter, es regnet öfters. Im Burgtheater zum 2. Mal „Befreiung von Jerusalem“. Den Vormittag beim Grafen, Wohlfarth, August ist viel besser. Mittags mit Dräxler, nach Mittag zur Hruschka; Banffy zahlt meine 190 fl. nicht. Ins Theater an der Wien, Konzert des Pechatschek; sehr schadet das teuflisch schlechte Wetter. Später zu Pugel. Joseph gab mir zum Andenken eine Vermählungsmedaille von Franz I. mit Maria Theresia
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Nebel, abwechselnd Regen, sehr glatt zu gehen. Den Vormittag beim Grafen, bei Wohlfarth, mittags zu Hause. Nach Tische Kaffeegesellschaft. Joseph Hoffmann kam sich beurlauben; er reist am Sonntag mit Thürmer und Rauch nach Triest, dann nach Amerika. Er gab Theresen einen schönen Beutel von weißem Samt, mit Perlmuttermuschel, welcher sie sehr freute. Bei Polbon bestellte ich einen schönen Hut, strohgelb und braun. Nach Mittag in Gesellschaft, dann mit Wohlfarth zu Pálffy, in dessen Saal die Josephine Gottdank ein Konzert gibt, sie als Magdalena. Fand Rosenberg, Deinhardstein, Pohl (?), Puller (?) und Hofrat Fritz. Mit den Tableaux war ich – außer mit der büssenden Magdalena – nicht zufrieden. Es mochten über 80 Personen gewesen sein. Bei Hitzinger holte ich die Stockuhr, und hörte, dass die Muhme Magdalena Willmein mit 15 Jahren an der Auszehrung gestorben sei.
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Christtag. Tauwetter, abends schneite es wieder. Den Vormittag beim Grafen. Im Redoutensaal große Bürgerakademie, „Bürgertreue“ von Unger (?) und Moratti. Mittags in Compagnie bei Resch, nach Mittag bei Hruschka, in Gesellschaft in den Prater, sahen beim Rondeau die angeschwollene Donau. Fuhren zur neuen Brücke, fanden das Wasser dem Ufer gleich. Sahen den 1. Stock von Wagners Kaffeehaus, plauderten mit Bäuerle, dann in Compagnie.
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Tauwetter und neuer Schnee. Im Burgtheater „Quälgeister“, im Kärntnertor-Theater „Semiramis“, im Theater an der Wien „Bürger in Wien“ und der Indianer Beauleau. Den Vormittag beim Grafen, Abreise des Joseph Hoffmann nach Triest, mit Thürmer und Rauch. Mit Wehmut trennte ich mich von dem Guten. Er bekam von Dietrich 300 # Reisegeld, erhält jährlich 1500 Dollars, 3000 fl., dann alles frei. Im ersten Jahr 5%, im zweiten 15%, im dritten 20% vom reinen Gewinn; er kann als reicher Mann zurückkehren. Mittags in dem neu eingerichteten Speisezimmer zur Schwann, trank in Compagnie Kaffee. Blieb den Abend in Gesellschaft der Hruschka und fuhr um 8 h zur Eröffnung des von Höfelmayer neu dekorierten Apollosaals, Eintritt 3 fl.. Fand ihn geschmackvoll, in manchem sogar prachtvoll. Besonders schön sind die Spiegel, Luster, das Orchester; nur ist die Beleuchtung zu schwach. Es mögen bei 1500 Personen gewesen sein, aber kaum Frauenzimmer und kaum 12 elegante. Die Kosten werden nie ersetzt. Ich fand Puller mit Rabe (?), Bäuerle, Tschepp; mit diesen fuhr ich nach 12 h nach Hause. Redoute für die Wohltätigkeit mit 100 Gewinnen, 3 fl., samt dem Los 4 fl.. Thürmer riss sich auf Cap Henry mit Gewalt von Hoffmann los und stürzte sich auf der Rückfahrt ins Meer. Bald nachher starb auch Rauch am tropischen Fieber.
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Tauwetter. Die Donau ist ausgetreten. im Burgtheater „Tagesbefehl“, „Geheimnisse“, im Kärntnertor-Theater „Wechselbrief“, „Fest in Kisbér“, im Theater an der Wien „Jungfrau von Orleans“, Mad. Fries von Nürnberg. Den Vormittag beim Grafen, Felber. Mittags speisten Kridl, Dräxler, Schießl, Richart, Jungmann und Radl da. Des Kárner Namenstag; bei ihm fand ich Seitz, wir plauderten lange. Zu Wohlfarth, Vorwürfe, weil ich schon 2 Tage nicht da speiste. In Gesellschaft, dann blieb ich in Compagnie.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).