Ein stürmischer, regnerischer Tag, nach Mittag heiterte es sich aus. Im Burgtheater „Wirrwarr“, im Kärntnertor-Theater „Wechselbrief“, „Achilles“ mit der Rozier. Im Theater an der Wien zur Einnahme des Roser (?) „Die Geschwister auf dem Lande“. Wir erwachten nach 19 Jahren im Garten und freuten uns unseres Zusammenseins. Therese gab mir 6 Unterziehbeinkleider, ich ihr 40 fl. und 2 Lose auf das Theater an der Wien. Wir frühstückten in der Hütte, Reinl schnitt aus. Um 9 h in die Stadt, arbeitete, sprach Eberl. Mittags speisten die Dini und Richart mit uns, sie liegt krank in Baden. Schrieb an den Grafen, gab dem Wohlfarth 1500 fl. Banknoten, die ich vom Harrach zurück erhielt. Nach Mittag führte ich Therese in die Porzellanfabrik, zahlte die Spiegel, 200 fl. und dem Iden 110 fl.. Besuchten Reich und Gewey in Hietzing. Bei letzterem fand ich nur sie mit Philippine, Mäulers Schwester. Dann auf die Bastei zum Corti, nahmen Gefrorenes. Therese ging nach Hause, ich ins Kärntnertor-Theater, dann gleich ins Bett.
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Windig. Im Burgtheater zum 1. Mal „Haustyrann“, Lustspiel in 3 Akten von Duval. übers[etzt] von Castelli, nachher „List und Liebe“. Im Kärntnertor-Theater „Camilla“, Nieser von Mannheim als Loredano. Im Theater an der Wien „Vogelschießen“. Früh arbeitete ich zu Hause, in No. 391. Gab dem Wohlfarth zum Angebinde eine braunlederne Brieftasche und Kaffeeschale, 25 fl.. Schrieb dem Grafen, der Keglevich. Mittags speisten Richart und Andres mit uns. Nach Mittag in die Gestättengasse, zu Peter; sie hat wieder Kopfschmerzen. Dann in den Garten. Pepi zog 2 Eimer Wein ab; nach 9 h setzten wir uns in die Hütte, aßen Kälbernes, tranken Bier. Es war ein schöner Abend und wir hörten von allen Seiten Umgangsmusiken. Gegen Cortis Unfug auf der Bastei schrieb ich eine Klage an das Oberst-Kämmereramt. Kurs 248 fl..
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Der Abend wurde stürmisch und kalt. Im Burgtheater „Gefährl[iche] Nachbarschaft“, „Haustyrann“, missfiel. Im Kärntnertor-Theater Stürmer von Berlin in „Joseph“, im Theater an der Wien „Die Zeche“, dann „Berggeist“. Im Garten; wir frühstückten auf der Galerie, dann führte ich Therese zu den Altären beim Theresianum und beim Fleischmann. Später schrieb ich dem Schießl nach Karlsbad und nach Pfaffendorf. Ich hörte in der ganzen Umgebung um Wien feuern. Therese mit Dini und Pepi ordneten die Tafel im Zelte; Hofrat Neth (?), Bissing, Kárner, Ullmann, Jungmann, Axt, Koch, Ziegler, Wohlfarth, sie August, Tony, Dini, Joseph Andres, Nesinger Vater und Sohn. Mittags war alles munter. Nach Tisch kamen Stegmayer, sie, Ferdinand und Wilhelm, Eberl mit Hartinger, die Mayer aus Preßburg, die 2 Klopf (?), Hitzinger, Dermer. Alles unterhielt sich sehr angenehm.
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In der Nacht Regen, ein stürmischer Morgen im Garten. Im Burgtheater „Freemann“, im Kärntnertor-Theater „Das frühere Recht“, „Achilles“, im Theater an der Wien „Richard Wanderer“. Ich deliberierte mit dem Schlosser wegen Verfestigung der Brettschaukel. Um 9 h in die Stadt, arbeitete. Mittags mit Vater Nesinger, Axt, Bissinger bei Wohlfarth, er fährt abends nach Grafenegg. Vom Krautauer bekam ich heute meinen Blendenleuchter, welcher 47 Lot wiegt, in WW 300 fl.. Nach Mittag Salieri mit Dini im Garten, später kamen der Schmirer, sie, die Mimi und Fanny, die Gouvernante Nanette, später Hoffmann. Der Abend wurde ruhig und angenehm und alles unterhielt sich bis 9 h gut. Mit Hoffmann saß ich bis 10 h auf dem Gesellschafts-Plätzchen.
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Ein heisser Tag; abends Gewitter. Eine halbe Stunde regnete es stark, dann erschien ein Regenbogen. Im Burgtheater „Witwer“, „Haustyrann“, im Kärntnertor-Theater „Don Juan“, Siebert als Leporello, die Vio zum ersten Mal als Zerline, Lembert Elvira. im Theater an der Wien „Heirat durch Güterlotterie“, „Blöder Ritter“. Um 6 h schlich ich schon im Garten herum, um 9 h zum Wirt im Karmeliterhof. in No. 391, revidierte die Garderobe. Bei Schenk, der Pfarrer von Pfaffendorf ist hier. Um 12 h ins Kärntnertor-Theater, Mittagsunterhaltung zum Abschied der Marie Grünthal, „Dankbarkeit“ von Weidmann, „Ida von Toggenburg“ mit Tableaux von Fellner, Quintette. Sehr, recht sehr leer, kaum waren die Kosten hereingebracht. Die Wohlfarth fand ich in der Credenz; sie erzählte mir von einem Sturm zwischen dem August und dem Vater, dass er dieserwegen nicht nach Grafenegg fuhr, dass die Neustädter Fanny entlassen wurde, dass die Resi und Angeli Toni aufkündeten, dass das Gewölbe gemalen wird. August will Buch und Rechnung führen, welches ich sehnlich wünsche. Pepi Andres speiste mit uns. Nach Mittag wieder ins Karmeliter-Wirtshaus, mietete den Stall und Garten für die Schafe für 80 fl, gab 40 fl. daran. Dann in den Garten, sahen in der Hütte das Gewitter sich auftürmen. Der Martin und Hausknecht kamen. Den Abend brachte ich in der Hütte zu und las in der Zeitung, dass die Elisabeth Zeiner im 40. Jahr am 10. am Schlagflusse bei ihrem rohen Vater starb. Wohl ihr; sie hat wenig frohe Tage erlebt Der Abend war sehr melancholisch. Richart holte sie kranker von Baden ab. Fritz Reimann kam, sah die Windmühle nach, der Vater schrieb mir, dass sie morgen mit uns im Garten frühstücken.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).