Heiter, aber kalt, der Abend war sehr kalt und stürmisch. Im Burgtheater „Axel und Walburg“, mit der Schwarz, gefiel wenig, und wurde mühsam vorgerufen; sie hat sich nicht gebessert. Im Kärntnertor-Theater „Johann von Paris“, im Theater an der Wien das Gestrige. Früh zu Hause, in No. 391, mit Reimann sah ich Joëlsons Haus auf der Seilerstatt. Des guten Liebisch Gewölbe ist geschlossen. Mit Reimann in den Garten. Mittags mit Pepi, nach Tische kamen Jungmann, Richart, Weber. Therese besuchte die Richart und Reich. Nach 4 h fuhr ich mit ihr in den Augarten, sahen die beiden von Jahn neu zugerichteten Säle. Zum Dermer, ließ das Silber der Arenberg wägen: 118 1/16 Lot à 25 G(rän ?), 147 fl. 39 x Münze. In Gesellschaft, dann ins Theater an der Wien. Das Stück ist eine Art Fualdès’sche Mordsgeschichte, war nicht voll, gefiel so-so.
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Kalt, heiter. Im Burgtheater „Wirrwarr“, im Kärntnertor-Theater „Alexis“, „Ossian“, „Gold[ener] Löwe“, im Theater an der Wien das Gestrige. Früh zu Hause, in No. 391. Mittags speisten Kridl, Koch, Michel, Wohlfarth, Moser und Pepi Schinken mit uns. Früh schickte mir der Graf einen Husaren von Magendorf; er liegt an Katarrh, schickte für Batthyány einen Eselhengsten. Ich schrieb ihm gleich. Dann fuhr ich mit Therese in den Garten. Mittags kam wieder ein Brief vom Grafen, welchen ich ebenfalls gleich beantwortete. Nach Mittag mit Wohlfarth nach Hause, sie engagierte Seitz ins Leopoldstädter Theater, vergaß meine Gesellschaft; ich las ihr derb den Text, erklärte, dass ich nicht mitginge. Mit ihm plauderte ich noch lange, gingen auf die Bastei, sahen die Arbeiten, ich in Gesellschaft. Dann fuhr ich alleine ins Leopoldstädter Theater „Die Stärke und Arbeiten des Herkules“, Parodie in 2 Akten von Meisl, Musik von Volkert, langweilte mich. Ausgenommen einige Bonmots und Satiren, und der Parodie des Nordischen Herkules Franke ist alles Übrige alt und langweilig. War nicht sehr voll.
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Kalt, abwechselnd Regen. Im Burgtheater „Nathan“, die Loge dem Schießl; im Kärntnertor-Theater „Othello“ von Rossini, Einnahme der Grünbaum; im Theater an der Wien das Gestrige. Früh arbeitete ich zu Hause, Wohlfarth kam und bat mich, ihm zu Gefallen morgen da zu speisen. Fuhr in den Garten und zum Fabrikanten Herrmann. Mittags speisten Schießl und Pepi da. Nach Mittag im Garten, in die Gestättengasse, in Gesellschaft zum Reimann, blieb den Abend mit Richart. Zum letzten Akt ins Kärntnertor-Theater, die Grünbaum und Forti gefielen, wurden aber sehr matt gerufen; die Oper macht kein Glück. Therese sah mit der Schmid den 2. Stock bei der Weber, abends waren die Reichischen da. Der Kurs fiel auf 244 ½ fl..
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Abwechselnd kleiner Regen und kalt. Abends während des Theaters Gewitter, Platzregen, Blitz und Donnerschlag. Zum Namensfest des Stadion im Burgtheater „Das war ich“, dann zum 1. Mal „List und Liebe“, aus dem Französischen von Kurländer und „Shakespeares Bestimmung“, Lustspiel in 1 Akt in Versen, von Stein (?) Im Kärntnertor-Theater „Schatzgräber“, „Aline“, im Theater an der Wien „Glück durch Unglück, Avocas (?) als Moses, dann „Elisene“. Den Vormittag arbeitete ich zu Hause und in No. 391. Mittags wegen ihr sehr ungern bei Wohlfarth, doch weil August seinen Bürgereid ablegte, konnte ich nicht wegbleiben. Die kranke Richart besuchte ich und fand Kleiner. Ich schrieb dem Grafen. Nach Mittag fuhr Therese zur Moser, um ihr den 2. Stock bei Weber anzutragen. Ich ging in Gesellschaft, dann ins Burgtheater mit Assen, Jungmann, Dermer. Die 2 neuen Stücke, besonders „List und Liebe“, gefielen nicht.
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Trüb, der Abend war heiter. Im Burgtheater die gestrige Vorstellung, im Kärntnertor-Theater „Othello“. im Theater an der Wien „Bürger in Wien“, Neubruch zum 2. Mal. Früh zu Hause, in No. 391, mit Seitz wegen Entrée zu Pfersmann. Mit Therese in den Garten, zeigte ihr die zwei neuen Partien von Nadelholz. Wohlfarth. Jungmann, Ullmann speisten da. Therese fuhr wieder in den Garten, ich schrieb an den Grafen und Mericzay, zu Annibal. In Gesellschaft, sah des Courty [sic, recte Corti] Enterprise im Paradies-Gärtel, seine 2 Säle, Einrichtung, kurz alles. Dann ins Kärntnertor-Theater; die Assen kam mit der Zimmermann. Rindfleisch 17 x.
Band 09 (IX.), Seite 65r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).