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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
7911 1819 3 28 Ein schöner Tag, stürmisch, staubig. Im Burgtheater „Johanna von Montfaucon“, im Kärntnertor-Theater „Rotkäppchen“, im Theater an der Wien „Die Waise und der Mörder“. Den Vormittag beim Grafen, einen Augenblick besuchte ich die Peter. Mit der Adaile zu tun. Mittags zu Wohlfarth, nach Mittag in seiner Gesellschaft in den Prater, spielte mit dem Richart. Dann ins Kärntnertor-Theater, mit dem Michel einen Augenblick ins Theater an der Wien, leer. Band 09 (IX.), Seite 59r
7912 1819 3 29 In der Nacht Regen. Im Burgtheater „Zar Iwan“, Anekdote in 2 Akten, „Gelehrte Frauen“, dem Schießl gab ich die Loge. Im Kärntnertor-Theater „Zum Löwen“, „Aline“, die Loge dem Tschepp. Im Theater an der Wien „U. A. w. g.“, „Elisende, Prinzessin von Bulgarien“, Horschelts Einnahme, Pantomime mit Nationaltänzen, Musik von Riotte, Dekor von Neefe mit Ausnahme des Waldes von Gail. Den Vormittag beim Grafen. Froon schickte mir von meinen 3000 fl. 322 fl. Interessen. Ich kaufte heute durch Hoffmann die 6. Bankaktie. Therese muss fort medizinieren und darf nicht ausgehen. Zum Wohlfarth spielen, dann ins Theater an der Wien. Das Ballett gefiel, außer einem Pas de deux und 2 ungarischen Tänzen wird nichts getanzt, großes Glück wird es nicht machen. Der Garten mit Rosengirlanden und Lampen mit Kugeln blendete sehr. Heute waren für den Fürsten Moritz die Exequien bei den Schotten. Kurs 247 fl.. Band 09 (IX.), Seite 59r
7913 1819 3 30 Trüb. Im Burgtheater „Zar Iwan“, „Baron Blitz“, im Kärntnertor-Theater „Rotkäppchen“, im Theater an der Wien das Gestrige; gab dem Schießl und Schenk Sitze. Abreise des Grafen, um 7 h zu ihm um 9 h fuhr er weg. Zum Cohen, zum Kridl, gab dem Martini und Zanini jedem ein gesticktes Halstuch und ein Paar Handschuhe. Kridl schickte mir Bäume von Boos in den Garten, welche ich Reinl gleich setzen ließ. Nach Mittag zu Reimann, Girardoni, Dräxler und Pepi speisten da. Mit Reimann in den Garten, in Mundings Fournier- und Stampfmühle. In Wohlfarths Gesellschaft ins Burgtheater. Band 09 (IX.), Seite 59r
7914 1819 3 31 Stürmisch. Im Burgtheater „Testament des Onkels“, „Rosen des Malesherbes“, im Kärntnertor-Theater „Talente durch Zufall“, „Achilles“. Im Theater an der Wien „Verstossene Tochter“, dann der nordische Herkules Franke m Balanzieren und Tragen. Der Wohlfarth Geburtstag, 1773; die Jeanettl war am 28. 35 Jahre, ihr Geburtsjahr 1784; ich gab ihr ein englisches weißes Kleid mit kleinen Tupfen, 45 fl.. Früh schrieb ich an den Grafen, zur Adaile mit Obligationen à 6000 und 4500 fl. Suchte Kutschersfeld in der Reiterkaserne, sprach Eberl. Zu Hause, mittags mit Seitz, Glaser, Axt, Kridl, Fink bei Wohlfarth, dann in den Garten. Therese besuchte die Moser, Richart, Schmidt, Weber. Bei Dermer erfuhr ich die Trauernachricht von Kotzebues Tode: ein Turnerstudent Thebald von Minkau (?) kam zu ihm in Mannheim, und ermordete ihn meuchlings, indem er ihm eine Schrift gab, worauf geschrieben stand „Todesurteil des August von Kotzebue, vollzogen den 23. März 1819“, mit 6, 7 Stichen. Dann mordete sich der ruchlose Bube selbst, lebte aber noch mehrere Stunden. Bevor er sich erstach rief er „Die Menschheit ist gerochen !“ Er kam mit einem Passe von Würzburg, Der Mord geschah nach Mittag gegen 5 h, bei K[otzebue] war eben Gesellschaft. Kotzebue war Vater von 13 Kindern, von denen sich 5 in Mannheim befinden, das jüngste 6 Wochen alt. In der Wiener Zeitung vom 3. April, No 76, steht: Staatsrat v K[otzebue] ist nicht mehr. Ein feindseliges Schicksal hat seinem Leben ein Ende gemacht. Ein Student der Theologie, Carl Friedrich Sand, aus Wunsiedel im Bayreuth, der Sohn eines sehr redlichen Mannes und Vaters einer zahlreichen Familie, hat seine theol[ogischen] Studien in Erlangen begonnen, in Tübingen fortgesetzt und in Jena vollendet. Er kam mit wenig Geld über Würzburg nach Mannheim, stieg im Weinberg ab. Er rief „Der Verräter ist gefallen, das Vaterland gerettet, es lebe Teutonia hoch“, nachher „Ich bin der Mörder, und so müssen alle Verräter sterben“. Auf dem Papiere, das er mit dem Dolche empor hob, stand „Todesstoss im Namen der Tugend für A. v. K.“ Auf der Brust trug er ein Band worauf stand, er hätte sich schon seit 2 Jahren dem Tode geweiht. Ich ging mit Wille an die Wien, fand Weidmann, Korntheuer, Horschelt, welche sich mit dem Nordischen Herkules großen Spaß [machten]. Sein schwäbischer Vortrag, seine Komplimente, Stellungen, Attitüden, sein Marschieren mit der Musette, kurz alle Bewegungen, besonders bei der Leiter und Balken, erregten Brüllen. In Gesellschaft ins Kärntnertor-Theater, Loge. Band 09 (IX.), Seite 59r
7915 1819 4 1 Windig, veränderlich. Im Burgtheater „Taschenbuch“, „Gutherziger Alter“, im Kärntnertor-Theater „Iphigenie“, im Theater an der Wien „Fehlgeschossen“, „Elisende“ zum 3. Mal. Früh gab ich Therese meinen herzlichen Kuss mit dem Wunsche der vollkommenen Genesung, sonst nichts, sagte ihr, diese Kindereien der Angebinde kommen ab. Später erst gab ich ihr dunkelgrünen Taffet auf einen Überrock, weißen englischen kleingestreiften Stoff auf ein Kleid und braun gedruckten Perkal, zusammen 100 fl., ein Kistel Kölnerwasser, 12 fl, und von der Polborn (?) Angelique einen Hut lila und grün mit Feder, 60 fl.. Alles freute meine gute Therese. Von der Wohlfarth kamen Torte, Kompott von Äpfeln, ein großes Osterei, Likör. Den Vormittag zu Hause; sprach Reimann bei Wohlfarth. Um 12 h führte ich Therese zum ersten Mal über Schönbrunn nach Hietzing spazieren. Mittags speisten Neefe, Weidmann und Wohlfarth da; wir sprachen meistens von Kotzebues Tod und den Gaukeleien des Herkules Franke. Als ich in des Grafen Haus ging, verlor ich 20 fl. Banknoten, das ist 50 fl. WW, welche ein Schneiderjung fand und zur Polizei trug, wo ich selbe wieder erhalten habe. Nach Mittag zu Hause, zu Wohlfarth, Gestättengasse Ins Burgtheater mit Wohlfarth und Assen, später an die Wien, sah das abgeänderte Schlussdekor, welches an Glanz sehr verlor. Band 09 (IX.), Seite 60r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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