Trüb. Im Burgtheater „Wirrwarr“, im Kärntnertor-Theater „Die beiden Geizigen“, “Ländl[iche] Hochzeit“, im Theater an der Wien „Schreckensnacht“. Früh zur Keglevich. Zum Nitschner, um ihn zu bearbeiten, dass er mit dem Bürgermeister wegen dem August rede, welches er zusagte und noch versprach, mit den Magistratsräten zu reden. Zum Keglevich, Reimann, mittags speiste Wohlfarth da. Gewöhnliche Kaffeegesellschaft. In die Gestättengasse, ins Kärntnertor-Theater, dann nach Hause. August begleitete mich; da führte der Fiaker No. 507 den Koch von Bethlehem (?) zusammen. Wir liefen nach und fielen den Pferden in die Zügel. Tod des Justizministers Wallis am Schlag, [Altersangabe fehlt, 53] Jahre.
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Elisabeth. Es schien sich auszuheitern, mittags wieder Regen. Im Burgtheater „Donna Diana“, im Kärntnertor-Theater „Figaro“, Loge der Etzelt. Im Theater an der Wien „Totenansager“, „Blöder Ritter.“ Früh arbeitete ich zu Hause, in No. 391, zur Polizei wegen Fiaker No. 507 von gestern. Der Direktor der Fiaker ist nicht mehr Schuster, sondern Koch. Zu Wohlfarth, zu Peter. Ich war im Großen Redoutensaal im leeren Konzert der Hyde Plomer (?), welche teils ausgelacht, teils ausgezischt wurde. Mich dauerte beinahe 50jährige Engländerin. Mittags zu Wohlfarth; nach Mittag hatte Therese Besuche von der Peter, Richart, Jeanettl, Jungmann. Ich schrieb an den Grafen, die Hruschka auch. In Gesellschaft, dann in Wohlfarths Gesellschaft ins Leopoldstädter Theater „Freund in der Not“, dann neue Pantomime von Rainoldi „Arlekin als Marokkaner“; nichts Neues. Huber verwendet gar nichts. Kurs 244 7/8 fl..
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Regen, Nebelreissen. Im Burgtheater „Bruderzwist“, im Kärntnertor-Theater „Diener aller Welt“, „Pagen des Vendome“, das Theater an der Wien geschlossen wegen „Makkabäer“. Früh arbeitete ich zu Hause, schrieb an den Grafen. Mittags mit Ullmann, Jungmann beim Wohlfarth, kalte Pastete. Therese fuhr nach Mittag mit Sieber zur Moser mit Geschenken, brachte 2 Poulards, roten und weißen Wein. Die Loge im Kärntnertor-Theater dem Schießl, wohin ich später kam. Kurs 245 fl..
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Ein finsterer Tag. Im Burgtheater „Schuld“, im Kärntnertor-Theater „Iphigenie“. Im Theater an der Wien zum 1. Mal „Salmonea und ihre Söhne“, Drama mit Mus[ik] in 4 Akten, übers[etzt] von Castelli, Mus[ik] von Seyfried, Dekor von Gail und Neefe, Maschinen von Roller. Früh arbeitete ich zu Hause, zum Registranten Gal (?) wegen Mäulers (?) Befreiung, suchte Denickel (?). Mittags speisten Schießl und Gewey da, welchen ich wegen Mäuler hernahm und alles versprach. Der Graf kam mittags, vorher war die Hruschka da. Erst um 3 h kam ich zum Speisen. Nach Mittag zu Hause, der Graf kam. In Wohlfarths Gesellschaft ins Theater an der Wien. Ungeheures Volk von Infanterie und Kavallerie, Märsche arrangiert von Horschelt. Der 3. Akt macht den größten Effekt; die Maschine im 4. Akt ging schlecht, der Schluss wirkte gut. Madame Vogel gefiel nicht.
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Ein finsterer Tag. Im Burgtheater „Wirrwarr“, zum 1. Mal in die neue Loge. Im Kärntnertor-Theater „Johann von Paris“, die Laucher als Page. Im Theater an der Wien „Salmonea“. Künstler-Redoute. Namenstag der guten Moser und der Assen. Therese gab ihr 2 Paar Stutzerln, 16 fl., ich eine braunlederne Tasche und die Hl. Cäcilie. Den Vormittag beim Grafen, fuhr mit Therese zur Moser, brachte ihr vom Grafen Tokajer, vom Wohlfarth Schokolade und Zuckerln, alles freute sie sehr. Mittags mit Seitz bei Wohlfarth, abends in die Redoute, fand Gesellschaft, dann mit Assen, Reichhold (?), Eckl ins Burgtheater. In der Nacht öffnete sich die Wee an meinem Auge, der Schmerz ließ nach. Kurs 245 fl..
Band 09 (IX.), Seite 44v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).