Trüb. Im Burgtheater „Jude“, im Kärntnertor-Theater „Feodora“ und „Nina“, im Theater an der Wien „Der gerade Weg“ und zum 1. Mal „Der blöde Ritter“, von Horschelt, Pantomime in 3 Akten, Mus[ik] von Seyfried, Dekor von Neefe. Dem Schießl und Wohlfarth Sitze. Früh zum Krautauer, sein Schwager Jean Voigt (?), [Altersangabe fehlt, 30] Jahre, wird heute begraben. In die Theaterkasse, zum Pálffy, an die Wien gratulieren, zur Hruschka. Mittags mit Agnes allein, Nach Mittag große Kaffeegesellschaft. Ich schrieb dem Grafen, der Keglevich. Nach Mittag mit Therese nach Hacking. Das Nebelreissen brachte uns zu dem Entschlusse, den Held in seinem neuen Gartenhause in St. Veit zu besuchen. Sie freuten sich außerordentlich, uns zu sehen. Wir stiegen auf dem Berge herum und sahen sie von allen Seiten ohne Plan arbeiten. Um 6 h in die Stadt, Hörr fuhr mit uns. Mit Wohlfarth in Gesellschaft ins Theater an der Wien, sehr voll. Das Ballett macht das Glück von „Berggeist“ nicht; die Tänze und Gefechte im 2. Akt, die Bestürmung im 3. Akt gefielen sehr. Der Saal von Neefe ist schön, die Burg schön gestellt. Kurs 233 fl., der # 10 fl. 47 x.
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Den ganzen Tag Regen. Im Burgtheater „Scheinverdienst“, im Kärntnertor-Theater „Figaro“, die Logen dem Tschepp und der Eberl. Im Theater an der Wien „Brandschatzung“, „Blöder Ritter.“ Früh arbeitete ich zu Hause, in No. 391, zu Wohlfarth. Mittags speiste Schießl da und Andres. Nach Mittag schrieb ich dem Grafen. Mit Richart zum Kleiner, zum Roten Turm in Augustinis Kaffeehaus, dann zur Lizitation in Müllers Gebäu, wo vieles sehr billig verkauft wird und ich für Therese ein Rauten-Ringerl für 13 fl. kaufte, welches sie sehr freute. Sie fuhr mit der Hruschka ins Theater an der Wien. Wegen Krankheit des LaRoche wurde statt dem Ballett „Wulfried von Hohenstein“ von Weidmann gegeben, welches sehr langweilte und leer war. Kurs 233 fl..
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Regen. Im Burgtheater „Fiesco“, im Kärntnertor-Theater „Zum Löwen“, „Aline“, im Theater an der Wien „Johanna von Montfaucon“, Mlle. Bergheims 1. Versuch als Johanna. Früh zu Reimann, zu Pfersmann wegen Loge im Burgtheater. Um 10 h mit Wohlfarth, Reimann, Schießl und Kridl zu Peter ins Strafhaus, sahen die ganze Einrichtung, das Corps von 530 Köpfen. Mittags fand ich die Hruschka, welcher der Graf schrieb, ich las ihr den Brief vor, sie antwortete, ich schrieb auch dem Grafen. Dann mit Richart zur Lizitation in Müllers Gebäu. Zu Wohlfarth, Bestürzung wegen Brief der Gesellschaft (?). Zu Kridl wegen Hoffmanns Brief. Ins Burgtheater, zum Reimann, Souper bei Wohlfarth. Therese ging zum Eingang der Charlotte Fischer ins Kloster wegen schlechter Behandlung des Vaters, und war am Abend zu Haus. In 8 Tagen ist ihre Einkleidung. Kurs 234 fl..
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Trüb, Kalt. Im Burgtheater „Welche von beiden“, „Geizige“, im Kärntnertor-Theater „Lotterielos“, Nachtigall und Rabe“, im Theater an der Wien „Haus zu verkaufen“, „Berggeist“. Früh arbeitete ich zu Hause, in No. 391, zur Hruschka, brachte dem Pepi zum Geburtstage eine Naturgeschichte; sie schickte dem Grafen einen Ring mit Namen. Mit Therese in den Garten, mittags bei Wohlfarth mit Seitz. Nach Mittag zum Harrach, dann in die Lizitation zum Müller, Galerie. Dann in beide Theater; im Burgtheater sah ich Tony, Wohlfarth und seine Frau nicht; ein unsinniger Gedanke bei diesem Wetter nach Grafenegg zu fahren ! Im Kärntnertor-Theater fand ich Kridl, welcher mich zum Souper bei Hoffmann mitzog.
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Wie gestern. Im Burgtheater „Allzu scharf macht schartig“, im Kärntnertor-Theater „Schatzgräber“, „Bacchus“, im Theater an der Wien „Zauberflöte“. Wohlfarth, sie und Tony [fuhren] nach Grafenegg. Früh arbeitete ich zu Hause, mit Therese in den Garten, mittags allein. Nach Mitag besuchten wir die gute Moser zum ersten Mal in Währing und brachten ihr Wein. Assen und Hruschka besuchten uns, abends war Therese mit ihnen bei Etzelt. Ich ging mit August ins Leopoldstädter Theater, „Lustiger Fritz“, sehr voll; sprach Jeanettl. Kurs 234 fl..
Band 09 (IX.), Seite 41r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).