Heiter. Im Burgtheater „Leichter Sinn“, im Kärntnertor-Theater „Zum Löwen“, „Aline“, im Theater an der Wien „Zauberflöte“. Den ganzen Vormittag beim Grafen, bei der Hruschka; sie sprach den Grafen bei uns. Therese erhielt von ihr einen weißen Hut, von der Reimann einen schön gestickten Kräuterpolster, von Wohlfarth ein Füllhorn, eine Dose und eine Schachtel mit Glasdeckel; sie schickte Theresen eine französische Torte mit Korb von Grillage. Mittags speiste Kridl da. Nach Mittag in Wohlfarths Gesellschaft eine Promenade auf die Bastei, zur Bräu (?), dann ins Kärntnertor-Theater. Kurs 235 fl..
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Heiter, der Nachmittag neblig. Im Burgtheater „Fiesco“, im Kärntnertor-Theater „Joseph“, im Theater an der Wien „Totenansager“ und „Berggeist“. Erstes Erwachen meines guten lieben Weibes war mein herzlicher Glückwunsch; ich gab ihr ein Parfümfläschchen, 3 fl., und Los auf die 2 Gumpendorfer Häuser von der kleinen Toni, 12 fl., ein weißes Kleid, 8¼ fl., von englischem Stoff ein gestreiftes Kleid, 40 fl., ein kleines Umhangtuch, 10 fl., ein silbernes Zahnbürstel, zusammen 130 fl. Von Tschepp einen grün seidenen geschmackvollen Wäschekorb, von der Rodler einen gestrickten Spenzer, von der Assen einen Beutel und 4 Paar Handschuhe. Ich war bei der Fuljod, Ruthner, Schenk. Der Graf sprach Hruschka bei mir. Mittags speisten Kárner, Kridl, Jungmann, Ullmann, Schießl, Koch und Wohlfarth bei uns, sie kam zum Kaffee. Ich sah in Wohlfarths Gesellschaft in der Schauspielergalerie die Porträts von Koch als L’Epée, Koberwein als Correggio, sie und Korn als Hugo in der „Schuld“. Wir waren recht fidel. Nach Mittag in den Garten, später kamen die Fux und Hruschka. Abends zum Grafen, dann in beide Theater; die Loge im Kärntnertor-Theater dem Schießl.
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Im Burgtheater „Puls“, dann zum 1. Mal „Welche von beiden ?“, eine Übersetzung aus dem Französischen von Kurländer, „Zerstreute“. Im Kärntnertor-Theater „Diener aller Welt“, „Pagen des Vendome“, im Theater an der Wien „Bürgerl[iche] Brüder“, Scholz nach seinem gewonnenen Prozess tritt wieder auf. Früh zum Grafen, voll Arbeit. Der Graf traf M[agdalena Hruschka ?] bei uns. Mittags bei Wohlfarth. Nach Mittag zum Grafen, er sah die Pferde Wohlfarths und versprach in Preßburg sich um welche umzusehen. Dann nach Ottakring zum Schotten Kilian, und ins Kärntnertor-Theater.
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Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Welche von beiden“, gefiel wenig; „Jenny“ mit Löwe. Im Kärntnertor-Theater „Medea“. Im Leopoldstädter Theater Einnahme des Sartory „Diogenes und Alexander“, Parodie in 2 Akten, Karikatur von Meisl, Mus[ik] von Volkert, langweilig und arm an Witz. Abreise des Grafen, früh zu ihm, mit Therese zu Reimann, in den Garten, in die Porzellanfabrik, zu Peter. Mittags mit Kárner, Wohlfarth und Streitfort beim Guten Hirten. Nach Mittag mit Wohlfarth und Ullmann in den Prater, zum Diana-Bad, dann in Wohlfarths Gesellschaft ins Leopoldstädter Theater.
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Jahrestag der Schlacht von Leipzig. Kalt, etwas Nebel. Im Burgtheater „Clementine von Aubigny““, im Kärntnertor-Theater „Ferd[inand] Cortez“, zum Besten der Invaliden, in den Hoftheatern die Einnahme für den Invaliden-Fonds. Im Theater an der Wien „Gastrecht“. Früh schrieb ich an den Grafen, zu Pfersmann wegen neuer Loge im Burgtheater. Die M[agdalena Hruschka ?] bekam vom Grafen einen Voile, 12 Strümpfe, ein Kleid. Die Hausmeisterin wurde von einem Mädel entbunden, die Wohlfarth ist Taufpatin. Um 9 h mit Therese und Hörr ins Krapfenwaldl, welches wir unter dem Donner der Kanonen erstiegen und uns an der schönen Aussicht weideten. Mittags bei Reimann, da speisten die Moser, Treitschke mit Anhang, Dessauer und die Eltern. Um 5 h zur Taufe, fand die Wohlfarth schon. Ein junger Geistlicher taufte das Kind im Salettl Antonia Josepha Franziska, dann wurde Kaffee getrunken. Ich sah bei Reimann die Illumination, welche sie der Mutter machten. Sie ging mit der Moser ins Kärntnertor-Theater. Ich begleitete Therese, dann ins Burgtheater, später ins Kärntnertor-Theater.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).