Fatales Wetter, Nebelreissen. Im Burgtheater „Verbannter Amor“, im Kärntnertor-Theater „König Theodor“, Im Theater an der Wien „Opferfest“, Mlle. Betty Vio von Karlsruhe als Myrha, Wolter (?) als Pedrillo. Früh zur Wohlfarth, welche besser. In den Garten, den Arbeiten der Zimmerleute am Dach nachsehen. Die DeCaro frug sich wegen Zins an, ich sagte 750 fl., halbjährig. Mit der jungen Gräfin zu Reimann. Mittags speisten Jungmann. Mericzay und Wohlfarth da; letzterer kam mit einem Brief von Klein aus Stuttgart vom 23. Septemb[er], worin er schreibt, dass Gottlieb mancherlei Exzesse machte, mit ihm kein Kommis mehr dienen will, dass er am Sonntag schon darauf bestimmte, abzureisen. Ich schrieb gleich an Jobst, bat ihn in des Vaters Namen, ihn wieder aufzunehmen, und bestimmten, wenn er kommt, ihn gleich wieder mit dem Postwagen wieder nach Stuttgart zu senden; tauriger Fall ! Nach Mittag mit Wohlfarth zu Rasumofsky in den Garten, abends bei der Wohlfarth in Gesellschaft. Therese fuhr mit der Fux, Rodler und Jungmann ins Theater an der Wien in Loge Nr 18, welche ihr die Wohlfarth schickte. Kurs 236 fl..
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Nebel. Im Burgtheater „Revers“, im Kärntnertor-Theater „Feodora“, „Aline“, im Theater an der Wien „Opferfest“. Früh arbeitete ich zu Hause, in den Garten, zum Wohlfarth, las ihm des Louis Klein Brief vor. Große Bestürzung von allen, ich trug mich an, den Burschen gleich zu mir zu nehmen und von mir wieder auf den Postwagen zu senden. Mittags allein, den ganzen Nachmittag arbeitete ich und schrieb an den Grafen, der in Aufträgen und Anweisen ohne Maß ist. Gegen 7 h zu Wohlfarth, wo wir in Jungmanns Gesellschaft laveteten. Kurs 234 fl..
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Anhaltend schlechtes Wetter, Regen. Im Burgtheater „Merope“, im Kärntnertor-Theater „Fanchon“, im Theater an der Wien „Ahnfrau“. Früh arbeitete ich zu Hause, erhob bei Müller 10.000 fl. Wollgeld, brachte der DeCaro den Zins. Sie empfing mich artig, dann sprach ich die K[lingmann ?]. Koch und Kridl speisten da. Nach Mittag schrieb ich dem Grafen, zu Wohlfarth, dann ins Burgtheater. Treitschke besuchte mich, wegen Köhler und Reichenbach, und Einleitung eines neuen Wollkontraktes. Die Krieghammer bestand den 3. Stock für 900 fl. und gab 100 fl. Darangabe. Das Rindfleisch 17 x, also um 4 x wohlfeiler.
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Regen; nach Mittag schien es sich aufzuheitern. Im Burgtheater „Nachtlager in Granada“, „Edukationsrat“, im Kärntnertor-Theater „Camilla“; die Logen der Krieghammer und dem Hörr. Im Theater an der Wien „Opferfest“. Früh arbeitete ich zu Hause, in den Garten, zu Wohlfarth, brachte ihr Hausen. Mittags zu Hause. Nach Mittag zu Harrach, nochmals in den Garten, dann in Wohlfarths Gesellschaft ins Leopoldstädter Theater „Die schützende Matrone von Fürstenstein“, Schauspiel in 3 Akten von Nitschner, der Gottlieb – seit 27 Jahren beim Theater – Einnahme; elendes, langweiliges Machwerk. Dann beim Souper. Kurs 236 fl..
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In der Nacht und am Tage Regen. Im Burgtheater „Mädchen von Marienburg“, im Kärntnertor-Theater „Ferd[inand] Cortez“, Mus[ik] von Spontini, nach der 2. Bearbeitung desselben in Szene gesetzt, mit Tänzen, neuen Kostümen und Dekorationen. Im Theater an der Wien „Des Bildes Weihe“, Tableaux nach Fügers Gemälde, dann „Wulfried von Hohenstein“, Drama in 3 Akten von Weidmann, zur Zeit des letzten Babenbergers im Jahr 1240. In allen Theater „Gott erhalte“. Um 8 h mit Wohlfarth wegen Gottlieb nach Purkersdorf, doch er kam nicht. Um 12 h zurück, arbeitete, schrieb an den Grafen. Wohlfarth speiste bei uns, nach Mittag zu Haus, dann mit ihm zu Radl und Rasumofsky. Den Handfuchsen des Wohlfarth traf ein Schlag ins Kreuz. Dann ins Kärntnertor-Theater, sehr voll, Dermer, August und Jungmann waren in unserer Gesellschaft. Die Oper machte wenig Glück, das Ballett gar nichts. Am Schluss die Gruppe „Heil dem frohen Tage“ wurde repetiert. Kurs 239 fl..
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).