Ein schöner Tag, abends Sturm und Regengüsse. Im Burgtheater neu studiert „Das Blatt hat sich gewendet“, Lustspiel in 5 Akten von Schröder. Im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien „Gefängnis in Gripsholm“. Den Vormittag beim Grafen, welcher sich mit jedem Tage bessert. Mittags bei Wohlfarth mit Streitfort, Glaser, Axt. Mit Therese zur Optik bei Reich, Göttweig, Hütteldorf, Persenbeug, Traunsee, Teschen etc. Nach Mittag in den Prater, zum Reich, ins Burgtheater. Krüger übertrieb so, dass bei der Duellszene und am Ende gepfiffen und gezischt wurde.
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Franziska. Ein rauer, stürmischer Tag, Sturm und Schneegestöber. Im Burgtheater „Nachtlager in Granada“, „Großmama“, im Kärntnertor-Theater „Milton“, „Zauberschlaf“, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Johann von Finnland“. Den Vormittag beim Grafen. Lissl kam wegen der Tauschangelegenheit, welche nun im Staatsrat, Mit Wohlfarth zur Rodler, Czernins Kindswäsche zu sehen. Mittags bei Wohlfarth, nach Mittag zum Grafen, zu Reimann, gab ihm die Loge im Burgtheater. Die kranke Bettl bessert sich nicht. Therese besuchte mit der kleinen Diana Nigris, ich war im Kärntnertor-Theater, dann gleich ins Bett.
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Ein trüber, kalter Tag. Im Burgtheater „Donna Diana“, „Stolz und Liebe“, Lustspiel in 3 Akten. Im Kärntnertor-Theater „Feodora“, „Talent durch Zufall“. Im Theater an der Wien „Johann von Finnland“. Den Vormittag beim Grafen, fuhr an die Wien, in den Garten, ließ die Planke abgraben; zu Wohlfarth. Mittags speisten Kridl, Pfandler, Lassnig, Nigris, Frau, Petrowitz, Wohlfarth, Jungmann, Müller, Schießl, Weidmann Schinken bei uns und waren sehr fidel. Schießl brachte den Hohen Markt. Nach Tische kam die Leitenberg mit ihrem Mann, den Müller zu bewundern. Kurs 286 (?) fl..
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Früh Schneegestöber, kalt. Im Burgtheater „Wallensteins Lager“, Scheiger (?), im Kärntnertor-Theater „Schatzgräber“, „Pagen des Vendome“, die Loge dem Tschepp. Im Theater an der Wien Einnahme der Campi „Aschenbrödel“, mit Hornik; der Graf gab mir die Loge. Den Vormittag beim Grafen, W[ohlfarth], mittags speisten Jungmann, Schießl, Elsler Stockfisch mit uns. Heute schrieb ich meinem Bruder und Gottlieb. Nach Mittag zu Haus, zu Wohlfarth, dann mit ihm ins Theater an der Wien. Hoffmann und Jungmann kamen nach. Leer, mittelmäßige Aufführung, kalte Aufnahme, die Campi wurde nicht einmal vorgerufen. Kurs 284 fl..
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Kalter, rauer Tag, Regengüsse und Schneegestöber. Im Kärntnertor-Theater des Forti Einnahme, „Tancred“, deutsch, mit Mad. Waldmüller, Mus[ik] von Rossini. Im Burgtheater „Hausdoktor“, zwischen den Akten spielt Hochöcker auf der Flöte; im Theater an der Wien „Gefängnis in Gripsholm“. Den Vormittag beim Grafen, nach Mittag zum Brandmayer, Högler. Die Bettl bessert sich. Therese ist nicht ganz wohl und legte sich gleich ins Bett. Mit Wohlfarth ins Kärntnertor-Theater, gedrängt voll. Die Ouvertüre und Introduktion machten Furore, dann schlug Fortis Stimme um und sein Missfallen begann bis zum Schlusse. Das 1. Finale machte nichts, die Waldmüller und Wranitzky hielten die Oper. Im Ganzen machte sie keine Wirkung.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).