Im Burgtheater „Schuld“, Einnahme der Antonia Adamberger; im Kärntnertor-Theater „Lustspiel am Fenster“, „Sonnenfest“ von Aumer mit Mlle. Millière, im Theater an der Wien „Agnes Bernauer“. Den Vormittag beim Grafen, ins Diana-Bad. Mittags mit Richart, nach Mittag mit Therese und Wohlfarth zur Assen nach Hietzing. Ich besuchte die Mirus und fand sie im Garten in großem Negligé. Bei Eskeles durchstrichen wir den Garten; es war Gesellschaft, dann bedienten sie und Eckl (?) uns mit einer großen Jause. Nach 8 h in die Stadt, ins Burgtheater Es war sehr voll; die Antonie Adamberger, welche den Kustos des Mineralienkabinetts Arneth heiratet und mit ihm reiset, hielt einen langen Epilog, erweckte Erinnerung an ihre Mutter, die Unvergessliche, und schloss: „Möge mich des Schicksals Pfad wohin immer lenken, möchten Sie doch meiner gütig gedenken ! “ Stürmisch wurde auch Korn gerufen, endlich erschien Kettel: „Auf allerhöchsten Befehl etc.“; es wurde gelacht, Pause, dann sprach er „Der Auftrag kam so unerwartet, dass ich mich nicht fassen konnte, um mich gehörig auszudrücken.“; Gelächter und Klatschen. Wohlfarth kaufte mir heute mit Antoine 8 Oleander für 40 fl., auch waren beide im Garten.
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Warm, sehr staubig. Im Burgtheater „Selbstbeherrschung“, im Kärntnertor-Theater zum ersten Mal „Fanchon“ von Kotzebue, Mus[ik] von Hummel, mit Mlle. Bondra. Im Theater an der Wien Einnahme des Tacchinardi „Cyrus in Babylonien – der Sturz des Belsazar“, Oper in 2 Akten, Mus[ik] von Rossini; die Borgondio singt endlich nach 3 Monaten. Den Vormittag beim Grafen mit Mericzay und Balassa. Mittags bei Wohlfarth mit Fink, Verabredung wegen unserer Reise nach Mariazell. Pisling speiste auch da. Nach Mittag in das Haus No. 7 der DeCaro, zu Vladár. Dann mit Cajetan in die Optik des Girardoni, sahen den Sturm, welcher mich aber gar nicht befriedigte. Von da ins Kärntnertor-Theater, leer; dann zu Wohlfarth. Kurs 332 fl..
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Schwül, unerträglicher Staub. Im Burgtheater „Üble Laune“, im Kärntnertor-Theater „Fanchon“, zum 1. Mal „Das Haus im Walde“, Schauspiel in 1 Akt nach Fouqué, dann „Aschenbrödel“. Den Vormittag beim Grafen wegen seiner Abreise, mit Mericzay, auf der Börse wegen 7000 # zu verkaufen, Kurs 333 fl., Agio auf Dukaten 2 ½ %. Therese fuhr mit Wohlfarth zur Moser. Neefe und Girardoni speisten da. Nach Mittag mit Therese und der Wohlfarth in den Garten; er hatte Zusammentretung bei Eberl, dann kam er nach, Reimann mit seinen Kindern und Ortner ebenfalls.
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Schwül. Im Burgtheater „Straßenräuber“, Schulz als Graf von der Mühlen (?), Mad. Kaltner als Amalie. Im Kärntnertor-Theater „Milton“, „Hochzeit der Thetis“, im Theater an der Wien „Ciro in Babilonia“. Um 7 h zum Grafen. Beim Sekretär Keller erhob ich 8000 # und gab selbe dem Stifft zu verkaufen. Ordnete alles mit dem Grafen und expedierte an Starhemberg seine Begnadigung, gegen Jahresarrest. Mittags bei Wohlfarth, nach Mittag zu Rumpelmayer und Biedermann, welcher mir nach 1½ Jahren den schon von vom seligen Bruder versprochenen Allianzring gab, und zwar einen kleinen Stein in einem breiten Reif, von Scheiger auf 60 fl. 20er geschätzt. Elender Jude ! Abends in Gesellschaft, kaufte Hoffmann 2 ½ Ellen schwarzes Tuch, und war bei Wohlfarth, im Theater, hörte die Klagen der Eberl. Um 9 h im Bette.
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Ein schöner Tag; Hitze und Staub quälen sehr. Reise nach Mariazell mit Wohlfarth und Fink. Vor 4 h frühstückten wir bei Wohlfarth, nahmen Salami, Wein, Likör, Kaffee und Zucker mit und fuhren mit Leitgebs Pferden bis Heiligenkreuz, da erwartete uns Martin von Wohlfarth. Um 7 h waren wir da, gingen über den Kalvarienberg nach Alland, meistens durch den Wald, geführt von einem Mädel des Bäckers, welche uns eine Mordgeschichte eines Bäckerjungs von Breitenfurt erzählte. Wir beschenkten sie königlich, dann setzten wir uns ein, denn Fink kam spät nach mit dem Wagen. Auf dem Hafnerberg sahen wir die schöne Kirche, fuhren die schöne Straße nach Altenmarkt über den Berg, sahen im Rehhof die Stuten und Fohlen des Grafen Wartensleben. Kamen um 12 h nach Kaumberg, wo wir im Schwarzen Bären sehr mittelmäßig und teuer speisten. Nach Mittag passierten wir das schöne Dorf Hainfeld, St. Veit und kamen um 6 h nach dem Stifte Lilienfeld. Kehrten in der Porte ein; ich machte Bekanntschaft mit dem Apothekerssohn Weinhappel, welcher uns die schöne Stiftskirche, und den Maierhof zeigte; überall Spuren des Brandes im September 1811. Dann noch den Kirchhof und den ¾ Stunden weit entfernten Wasserfall von der Alpe: ein schöner, herzerhebender Anblick, in 2 Fällen. Vom Becken des ersten bis zum zweiten hat man ¾ Stunden hoch zu steigen. Der erste Fall mag 20, der zweite bei 50 Klafter hoch sein. Wir sammelten Alpenblumen und waren für die Anstrengung herrlich belohnt. Um 9 h kamen wir ins Gasthaus, Weinhappel speiste mit uns Forellen. Ich bat ihn, mir solche Alpenblumen für meinen Garten zu verschaffen. Schöner Mondabend.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).