Kalt; ein Sturm erhob sich gegen Mittag und es schneite etwas. Große Prozession nach M[aria] Hilf um Segen für unsere Waffen, die Hoftheater sind geschlossen. Früh zum Grafen, bis ½ 2 h bei ihm, der fatale Lebel ist noch hier und reist erst gegen Mittag ab. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, Richart, Jungmann und Stifft kamen. Klemp und Jeanettl tranken bei mir Tokajer; Klemp erzählte, dass Sonnleithner vom Theater entfernt und mit 666 fl. 66 x pensioniert sei. Später zu Rumpelmayer. Therese ging zu Richart und Peter. Abends ins Korrektionshaus, fand Neefe, dieser begleitete mich. Kam in Gesellschaft, später in Jungmanns Compagnie, Préférence und aßen Lungenbraten. Kurs 385 fl., ein gewaltiger Schlag, doch ich beschloss, die Krisis abzuwarten.
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Ein kalter, rauer Tag; Obst und Wein haben schon sehr gelitten. Im Burgtheater „Braut von Messina“, Mad. Schröder als Donna Isabella; im Kärntnertor-Theater „Folgen einer Lüge“, Oper in 4 Akten von Spiess, im Theater an der Wien „Palmyra“. Früh zum Grafen; dieser entdeckte mir die Schurkereien des Mericzay, seinem Betrug und Wucher mit Carl; ließ mich seine Briefe lesen, welche ganz der Widerspruch von dem sind, welche er an Carl schrieb; seine Verleumdung gegen mich, dass er und Csiba es waren, die dem Grafen nach dem Brand des Badener Hauses sagten, ich hätte damit 10.000 fl. gewonnen, dass sie es auch der Gräfin und Familie sagten. Wie schändlich ! Ich sagte dem Grafen, dass ich nun die größte Rechtfertigung hätte, dass er es aber auch der Gräfin vertrauen möchte. Zu Liebmann, der Kurs ist auf 365 fl.: quo usque tandem ? Zu Seitz wegen Schuster Joseph Pipal (?). In die Reitschule, großes Konzert „Messias“ von Händel, vom Musikverein für die Landwehrfamilien, Galerie 6 fl., Parterre 4 fl.; leer, die Musik gefiel nicht. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, mit Richart zu Reimann und zum Graveur Scheberl wegen Schneiden eines Karneols. Zu Arenberg, Dermer, ins Kärntnertor-Theater, leer, schlechte Vorstellung. Zum Schlusse kam ich ins Burgtheater; die Schröder gefiel nicht sehr, wurde aber dennoch vorgerufen. „Ihr Beifall ist mir umso schmeichelhafter, als Sie so große Talente zu sehen gewohnt sind“. Von Preßburg schickte die Zimmermann einen Verschlag mit 12 Schinken und 3 Stück Speck, wofür ich 15 fl. 30 x zahlen musste. Kurs 400 fl..
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Ein kalter, rauer Tag. Regen. Im Burgtheater „Selbstbeherrschung“, im Kärntnertor-Theater „Fidelio“, im Theater an der Wien „Räuber auf dem Culmer Berg“ Früh zum Grafen, Oberst Prohaska, der vom Papst den St. Victorius erhalten hat. Bei Scheiger zu Haus, da brachte mir Weidmann den „Sieg der Treue“, welcher in Pest gegeben wurde; es kamen Hoffmann Joseph und Stifft. Diner beim Grafen mit Prohaska, Radossevich, Rumpelmayer; Prohaska sprach wegen Carls Schulden vom Ottinger. Nach Mittag zu Morawa, weil Starhemberg 2 Wägen schickt. Kam in Gesellschaft, zur Gräfin, Illésházy. Kaufte Therese Zuckerwerk. Fand Werlen, Goldmann, in Compagnie Préférence, um 10 h ins Bett.
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Kalt, trübe, abwechselnd Regen. Im Burgtheater „Iphigenie auf Tauris“, Prolog von der Pichler, gesprochen von Roose, Einnahme zu Ifflands Monument. Im Kärntnertor-Theater „Johann von Calais“, im Theater an der Wien „Befreites Jerusalem“. Früh zum Grafen, dann zum Ech, dass er mit dem Mäkler (?) Laval rede, um die Ratifikation zu bewirken. Zu Christoph im Stall von Rapf, welchen ich für 1100 mietete, zum Klemp, Theaterkasse. Gittig ist hier, mit ihm Verrechnung, er speiste auch da. Nach Mittag zu Haus, Therese fuhr zur Strohhut-Putzerin und zur Moser. Abends sprach ich Arenberg, ging ins Burgtheater ins Orchester, hörte den Prolog, der wenig Wirkung machte, den 1. Akt, welcher mich langweilte. Dann in Compagnie, aß Rostbraten und beglückte Hitzinger mit 1 Billett zu Kerner (?). Kurs 395 fl., der Dukaten 18 fl. 30 x.
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Heiter, kalt, doch viel weniger; mittags erhob sich ein Sturm. Im Burgtheater „Silb[erne] Hochzeit“, im Kärntnertor-Theater „Iphigenie“, im Theater an der Wien „Macbeth“ mit Lange, Mad. Schröder als Lady. Bei Kerner (?) „Dichter und Tonkünstler“, „Pächter Robert“, in der Reitschule „Messias“. Früh zum Grafen, zu Schwaiger. Dann kam Jean zu mir, mit diesem große Konferenz, ging mit ihm auf dem Kohlmarkt und Graben herum. Kam in Gesellschaft und ging mich müde. Wir allein speisten, Jungmann und Richart kamen, später die Dräxslerischen, welchen Therese samt dem Bruder Billetts zu Kerner (?) gab. Ich ging mit Jungmann zu Uiberreiter, sie kam später vom Prater; ich brachte ihm Rauchtabak, blieben im Garten. Nach 7 h in die Stadt, in Compagnie, aß Lungenbraten.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).