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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6456 1815 4 4 Trüb, abends staubig. Im Burgtheater „Sorgen ohne Not“, im Kärntnertor-Theater „Parteienwut“, Zieglers Einnahme. Er spielt den Oberrichter Koke; im Theater an der Wien „Don Juan“. Ich bin immer noch nicht wohl, fühle mich sehr matt. Josephine frühstückte mit, sie schnitt mir die Haare. Heute ging ich wieder zum Grafen, welcher dem Kleiner 50 # gab, die ich ihm lieh. Ich schrieb der Nany und schickte die 25 fl. vierteljährig, war bei Schwaiger, Biedermann. Josephine trank mit uns Kaffee, wir schenkten ihr eine Schatulle von Reimann, welche sich umschlägt und einen weißen Konfektteller; große Freude machte ihr beides. Therese ging mittags zur Moser, ich arbeitete. Stifft, Richart, Joseph Hoffmann kamen. Abends ins Kärntnertor-Theater, um Ziegler mein Scherflein zu bringen, nahm bei Wallishauser 2 Logen für Josephine und mich; für jede Loge gaben wir 19 fl. Fand im 3. Stock Compagnie, Jungmann, Reimann. Ziegler wurde sehr ehrenvoll empfangen, hielt einen langen Prolog, der treffende, wahre, schöne Stellen hatte. Er wurde zweimal gerufen. Der Durst trieb mich in Barnets (?) Kaffeehaus, Limonade zu trinken. Band 08 (VIII.), Seite 54r
6457 1815 4 5 Ein schöner, warmer Tag, mittags stürmisch, großer Staub, etwas Regen. Im Burgtheater „Braut von Messina“, im Kärntnertor-Theater „Iphigenie in Tauris“, im Theater an der Wien „Niclas am Scheidewege“. Früh zum Grafen, Theaterkasse wegen Sitz für Czernin zum morgigen Mittagsspektakel. Nach Tische kam Richart und Stifft, welcher Jeanette einen Sitz für morgen zahlte. Therese ging in das Bad vor dem Neuen Tor. Ich arbeitete, ging zum Wallishauser, suchte Gesellschaft. Ins Kärntnertor-Theater, fand Compagnie. Band 08 (VIII.), Seite 54r
6458 1815 4 6 Ein schöner Tag. Im Burgtheater zum 1. Mal „Rosenstock“, in Versen von Deinhardstein, „Er mengt sich in alles“; Im Kärntnertor-Theater „Joconde“, im Theater an der Wien „Räuber“, Grimm als Karl Moor. Den Vormittag beim Grafen. Dann um ½ 11 h ins Kärntnertor-Theater, sehr voll, schönes Theater. Logen und Parterre besetzt. Josephine und ich hatten die Logen 8 und 9, bei uns waren Richart, sie, Assen, Jungmann und Joseph Hoffmann. Spektakel, arrangiert von Heurteur: Musikstükke, 2 Tableaux nach Shakespeare „Viel Lärm um Nichts“ und „Romeo und Julia“, dann „Der Wahn“ nach Müllners „29. Februar“, bearbeitet von Heurteur. Das Stück mit der Änderung der Katastrophe war von großer Wirkung, Therese brach in Tränen aus und musste aus der Loge gehen. Am Schluss wurde alles vorgerufen und Heurteur hielt eine sehr gut gewählte Rede. Danach speisten Jungmann, Joseph und Jean Hoffmann samt Jeanette bei uns. Richart kam zum Kaffee, mit Seitz sprach ich wegen dem jungen Bschaidner, er kann Fourier oder Jäger werden, dann zum Vater hinaus, um ihm das zu sagen. Später zur Rosen, ins Burgtheater, sprach mit dem jungen Huber, welcher eine vom Kaiser signierte Bittschrift hat und wegen Anstellung die Protektion des Radossevich sucht, welchen ich bitten werde. Band 08 (VIII.), Seite 54r
6459 1815 4 7 Ein schöner Tag. Norma wegen Kaiserin Theresia, im Burgtheater „Rosenstock“, „Organe des Gehirns“, im Theater an der Wien „Hochzeit des Figaro“. Früh zum Grafen, Keglevich, welche gestern kam, zum Schwaiger und auf den Fischmarkt zu Radl, welcher heute die Michaeler zu Gast hat. Diner beim Grafen, Radossevich, Seitz, Rumpelmayer, Kárner, Ulm, Cavriani. Nach Mittag zu Jungmann, mit ihm in die Leopoldstadt, schlichen herum, gewann von ihm 5 fl, weil heute im Burgtheater Spektakel ist. Richart gesellte sich zu uns, wir kamen mit Kárner in den Prater, der Hof und die Fremden waren da, Wagen an Wagen fuhren. Therese fuhr zur Moser. Band 08 (VIII.), Seite 54r
6460 1815 4 8 Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Verleumder“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“. Früh zum Grafen, zur Keglevich, zum Schwaiger wegen Schuld vom Franz Pálffy. Hassaureck schrieb mir um Garderobe zu „Hass allen Weibern“, ich suchte Sartory; er brachte mir keine, aber Billetts. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, nach Tische kamen Stifft und Richart. Heute ließ ich den Boden säubern, später ins Arbeitshaus, zu Motesicky, wo ich viel Verdruss hatte und den Verwalter bat, ihn beim ersten Fehltritt prügeln zu lassen. Dann in Gesellschaft, ins Kärntnertor-Theater, suchte Sartory wegen Kleidern für Hassaureck. Ass in Compagnie Lungenbratl. Kurs 421 1/8 fl., der Dukaten 20 fl.. Band 08 (VIII.), Seite 54r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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