Stürmisch, kalt, trübe. Im Burgtheater „Weiber“, im Kärntnertor-Theater „Salem“ zum 2. Mal, im Theater an der Wien „Hochzeit des Figaro“, Weinmüller singt. Früh zum Grafen, die Casimir mit Assen ist hier. Später mit Kárner herumgeschlichen, der mir sagte, dass der Fürst mit Schnerich (?), Parisot, Schneider, Stocklass und Hausknecht Ansgar (?) nachts 3 h nach Mailand und Nizza abgereist, Szentgály hier und bei Carl Zichy sei, dass künftige Woche Sitzungen anfangen, um den Aktiv- und Passivstand zu erheben und die Einschränkungen und Abdankungen zu bestimmen. Diner bei Quarin, da war die Phillebois-Familie. Nach Tische kam Nina. Ich musste zum Grafen, zur Casimir, kam ins Cas[ino ?]. Dann ins Theater an der Wien, fand Schenk mit Babett, welche mir einen Zettel gab und mich für morgen zum Speisen lud. Im 2. Stock fand ich Compagnie, Nigl (?), dann im Sturm nach Haus.
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Schnee, stürmisch, abwechselnd Sturm, Schnee und Regen. Im Burgtheater „Hedwig“, „Alte Liebschaften“, im Kärntnertor-Theater „Bergsturz“, im Theater an der Wien „Kluge Frau“. Beim Grafen mit Gittig mit Geldern bis 2 h beschäftigt, sprach nur einen Augenblick Hinterleit[ner ?]. Mittags bei Schenk mit Kronenfels und Redeschini, Julie, Babette. Nach Mittag große Unterredung mit Schenk wegen Fanny, Weibergewäsch, von ihm selbst ersponnen. Ich antwortete ihm mit Kraft und Salbung. Nach Mittag mit Jean, mit dem ich über alles sprach, und der das, auf was sich Schenk berief, ganz widersprach und bestätigte, dass er eifere, ihr alles erzählte und sie hinaufstimmte, wie er auch die anderen Geschwister stimmen will. Später kam die Schenk mit Julia und Babett, ich führte sie ins Theater an der Wien in die Loge, er engagierte mich dazu, ich entfernte mich aber und ging zu Baron Sala; dort „Armer Poet“, „Hass allen Weibern“ uns „Abgebranntes Haus“. Sehr warm, fand Compagnie, plauderte mit Wiesenthal (?), Peck, dann ins Bett.
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Seit 3 Tagen Sturmwind, mitunter Schnee und Regen; teuflisches Wetter. Im Burgtheater „Hass allen Weibern“, im Kärntnertor-Theater „Johann von Paris“, im Theater an der Wien „Zriny“. Von früh bis 2 h beim Grafen, nur vergebens eine Tour gemacht. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, später zu Offenheimer, mit Schießl in Compagnie. Ehrimfeld und Schönauer kamen am Nachmittag. Gegen 6 h zu Mälzel, dort „Brand von Moskau“ von Scheurer, „Parlamentssitzung“, Trompeter und Panharmonium. Wir fanden bei Mälzel Mellini und Wolfmayer, an die wir uns gleich anschlossen und mit ihnen plauderten. Den „Brand“ sah ich zweimal, sehr gut ist das Feuer, der Einzug der französischen Armee und der Auszug der Einwohner ist ohne Effekt, denn nichts ist beweglich, dann ist Moskau zu weit entfernt, man nimmt nichts aus. Sehr schön ist die Luft gemalt. Nachher aß ich etwas in Compagnie und trank Punsch.
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Franziska. Kalt, Schnee, rauer Wind. Im Burgtheater „Katakomben“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien „Herr von Schimmelkreuzer“, Lustspiel in 3 Akten aus dem Französischen nach Lembert, nachher „Gefangene“, Oper in 1 Akt. Früh zum Grafen, machte Kasse, dann eine Bittschrift für Vinzenz um Wiedereinstellung als Rittmeister und Eskadrons-Kommandant an den Kaiser, wo er morgen Audienz erhält; sehr beschäftigt. Der Alois Kollmann kam von Lackenbach und brachte von meiner Mutter einen Schinken. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich, schrieb meiner Mutter, gab ihr einen Vorschmack von den Restriktionen, tröstete sie. Dann Zurichtung zur 18. optischen Vorstellung. Schießl und ich probierten die Rolletten zum Sonnenaufgang, es geht noch nicht. Anfangs kam Kathi, dann Fanny mit Toni, Schenk, er mit Jean, Muth mit Babette, Schmidt mit Hofbauer, Wolfmayer mit Neffe, Jäger, Frau, Mellina (?), Kridl, Hofinger mit 2 Schwestern. Neefe, Ehrimfeld. Als wir schon lange beim Essen saßen, kam Castelli. Beim Weggehen machte er den faden Spaß und nahm den silbernen Leuchter. Es war nicht froh, Fanny saß neben meiner sehr ernst. Um ½12 h ging alles von uns zu Schenk, ihrer 12, [darunter Fanny und die Schwestern] blieben.
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Kalt, Schnee. Im Burgtheater „Üble Laune“, im Kärntnertor-Theater „Salem“, im Theater an der Wien „Kluge Frau“. Den Vormittag beim Grafen, Kassarechnung, blieb bis 2 h bei ihm. Bei Wenzel Liechtenstein wegen Quartier, suchte Stessel. Die Schenk brachte den silbernen Leuchter, den Castelli gestern mitnahm. Therese war nicht zu Haus, mittags allein. Hensler schrieb mir wegen einer Tänzerin. Nach Mittag zu Haus, ins Cas[ino ?], abends 8 h kam ich in Compagnie, aß Fisch, trank Punsch. Therese fand ich nach 9 h schon im Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).