Trüb, sehr kotig. Im Burgtheater „Barbarei und Größe“, im Kärntnertor-Theater „Bergsturz“, im Theater an der Wien „Graf von Burgund“. 8. Redoute. Den Vormittag mit dem Grafen viel Verdruss, der Ignorant weiß nichts und will mich korrigieren. In die Apotheke, Scheiger, Lavotta und Tschernohlawek gab ich Redoutebilletts. Neujahrsgala und Tafel bei Hof. Mittags bei Quarin mit Zeiller, Phillebois, Peck und Familie. Nach Mittag arbeitete ich, dann Ruhe. Nach 10 h zu Bidos (?) Piquenique bei der Strahl (?), fand Schenk mit ganzer Familie. Er war bei mir mit Grippner, lud mich vor 8 Tagen zum Speisen, ging fort, ehe es geendet und sagte gar nichts. Dies verdross mich und ich vertraute es dem Jean. Therese fuhr zur Mühlhofer, wo heute des Lehrers Müller Hochzeit gefeiert wird, auch gaben sie zwei kleine Stücke „Tochter Pharaonis“ und „Spanische Wand“ von Hassaureck. Ich unterhielt mich wenig, die Bedienung war sehr sparsam und mit der Schenk und Fanny gab’s auch Verdruss. Ich kam um 3 h, Therese erst um 4 h nach Haus.
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Sehr neblig. Im Burgtheater „Kleinigkeiten“, „Geteiltes Herz“, zum 1. Mal „Vergrabene Kiste“ von Gewey. Im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, „Schatz im Traume“, im Theater an der Wien „Graf von Burgund“. Den Vormittag beim Grafen, fuhr mit Poldl um die ganze Glacis, brach auch ein Glas. Mittag war der Perinet unser Gast, nach Tische wurde roter Wein abgezogen. Um 5 h sprach ich Zeuner, zum Grafen, abends ins Burgtheater. Fand Compagnie, mit Arbesser, Arrigoni, Neefe. Geweys Stück wurde während der Aufführung oft beklatscht, am Schluss wurde es matter und so verminderte sich der Beifall. Das ofte Graben, das zu finstere Theater, wo man die Handelnden nur wenig sieht, trug auch dazu bei. Er saß im 3. Stock. Ich verkannte Geppert (?), statt der Mama Zimmerherrn, lud ihn, dann seine Frau, so auch das Comptoir von Offenheimer auf Donnerstag zur Optik.
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Ein stinkender, undurchsichtiger Nebel. Im Burgtheater „Grüner Domino“, „Vermählte“, „Vergrabene Kiste“, im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien „Schusterfeierabend“. Früh zum Grafen, Erdödy, Gyurkovits, sehr beschäftigt. Mittags waren Schießl und Ehrimfeld bei uns, nach Mittag probierten wir den Sonnenaufgang bei den Nussdorfer Donauinseln. und die Ruinen bei Andernach. Unter dem Essen kam die Klage von Uffenheimer um 10.000 fl. BZ, in welcher selbst das Faktum verlogen ist. Im Zorne ging ich zu Schwaiger und übergab ihm die Klage. In die Apotheke, da Kammermayer weder den Wein holen ließ, noch etwas schickte. War bei Rohrweck.im Cas[ino ?], abends ins Kärntnertor-Theater, plauderte dann in Compagnie, um 9 h ins Bett. Auf der Wieden schwimmt es, man geht bis an die Waden im Kot. Bei Therese war die Mirus, später Neefe und Arrigoni.
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Sehr ungesundes Wetter, stinkender Nebel. Im Burgtheater „Welche ist die Braut ?“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“ mit Weinmüller, im Theater an der Wien „Ballnacht“ von Waldon. Neunte Redoute, wir gaben den Krieghammerischen und Schneid (?) Billetts; Therese geht mit den Poltonischen in die Redoute. Bei Dermer war ich im Kolloquium Nach Tische im Colloquium mit Csermak; wir können unseren Witwen nur 80 fl. jährliche Pension geben. Meiner Mutter schickten wir durch Heyssan 2 Fische, einen behielt er. Nach Mittag zu Mahlknecht, dann zu Hoffmann, brachte Julie einen Almanach, sie und Fanny waren allein, dann kam Kathi vom Kochen. Später zur Krieghammer, dann ins Theater an der Wien, langweilte mich und aß bei Voll (?) Schinken und Kapaun, kam dann in Compagnie, wo ich plauderte. Um 10 h nach Haus, fand Therese; die Poltoni ließ absagen. Therese hatte Besuch von der Brandstätter
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Stinkender Nebel. Im Burgtheater „Weiber von ehemals, Mädchen von heute“, im Kärntnertor-Theater „Fer[dinand] Cortez“, im Theater an der Wien „Johann von Paris“. Früh zum Grafen, sehr verdrießlich beschäftigt. Mittags allein, nach Mittag mit Ehrimfeld Zurichtung zur 17. optischen Vorstellung. Therese hatte nach Mittag Besuch von der Mühlhofer. Kathi und Fanny kamen früher, tranken mit uns Kaffee, dann die große Gesellschaft: Familie Pepermann mit 5 Personen, 2 Familien Bergenstam mit Andor (?) und Tochter und Schmid mit Frau und Sohn, Baron Aichen (?) mit Frau, Dermer, Müller mit Frau, Oliva (?) und 4 andere von den Uffenheimers [sic, wohl Offenheimers], Arrigoni, Schießl, Aspelmayer mit Tochter, Marie und Sohn, Muth, Julie, Jean, Nina mit Hegnauer, Gewey, Neefe. Um 7 h Anfang; der Sonnenaufgang über den Inseln von Bruder Schießl misslang, dann war es auch zu voll. Schmid schickte eine Lungenbratenpastete, ihrer 14 blieben bis 12 h und waren sehr lustig.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).