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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4891 1810 12 23 Der Sturmwind trocknete etwas. Den Vormittag beim Grafen. Großes Diner bei der rosenschönen Wirtin Richard (?),Thor (?) veranstaltete es. Unser waren 26 Personen. Eine sinnlose Verschwendung, dauerte bis 12 h nachts. Ich kannte wenig. Neben Therese war ein Partic[ulier] Meissner (?)mit seiner Frau, einer russischen Gräfin, neben mir die Modeil (?) und ihr Mann, dann Brandstätter. Hoffmann verlor sich um 7 h. Nach Mittag kam Nina. Die Magistratsratstochter Uherk (?) kam mit dem Sprachmeister Gottfried. Kauba (?), ein Geiger, flüchtiger, toller Mensch, war beim Punsch und Krambambuli unersättlich. Schwarz- und Federwild, Hausen, Forellen, Spargel nebst mehr kostspieligen Sachen brachten die Summe des Diners sicher auf 800 fl. Die schöne Wirtin entzog sich unseren Blicken, dennoch kochte sie vortrefflich. Erst um 1 h kamen wir im tiefen Kot nach Haus. Die meisten waren begeistert. Band 07 (VII.), Seite 44r
4892 1810 12 24 Heiliger Abend. Am Vormittag beim Grafen, fuhr zum Vergolder Pollhammer, zum Bschaidner, sah die Kurtine vom Schilcher, die mir nicht ganz anständig ist. War bei Liebisch, wo Bschaidner arbeitet. Mittags allein, nach Tische kamen Riedl, Jeanette, beide Goldmann, Ullmann, Jungmann, Ich sprach Klement, Baumann. Abends mit Peter, Ullmann, Jungmann, Kautsch (?), Nagl (?) bis 12 h, ich unterhielt mich nicht besonders. Therese sang zu Mittag bei der Traun mit Salieri und der Comtesse. Band 07 (VII.), Seite 44v
4893 1810 12 25 Christtag. Sehr kotig. Am Vormittag wie gewöhnlich bei Ihro Exzellenz, dem rohsten Tyrann, nach 12 h auf dem Kohlmarkt und Graben, sprach Beneke, Barits, Ullmann. Jungmann, später Reich. Mit diesen fuhren wir zu Nitschner, bei ihm Diner. Kridl und Peter kamen auch, fanden Werlett, Latour, Zellenberg, den Bereiter Stöckl, Kasernverwalter der Leopoldstadt samt Frau. Wir Acteurs setzten uns zusammen, die Jagdpartei auch und unterhielten uns sehr gut. Um 6 h mit Reich in die Stadt, er warf sich in Uniform, um zur Bürgerkantate „Sieg der Eintracht“ in den Redoutensaal zu gehen; Ich schrieb, Therese sang, Castelli schrieb zu Weigls Musik den Text. Nach 7 h begaben wir uns zu Musik, Konzert und Souper zu Wallis. Therese sang eine Arie und Duette. Die zwei Mädchen sangen und tanzten, die Phillebois tanzte ein Solo mit dem Triangel und eines mit der Gitarre, die Muzarellische (?) tanzte mit Minetti eine Gavotte recht hübsch, die jüngste Eppinger sang mit Bevilaqua (?) komische Duette, Gregori, die Minetti, Geiger sangen. Da waren nebst anderen Gontard, Reischach, 2 Söhne Wallis, erst mit Familie, Arenberg, Adamek, Marini, Jeanette, Schwester Lotti. Wir blieben bis 12 h und unterhielten uns gut. Band 07 (VII.), Seite 44v
4894 1810 12 26 Stephansfest. In der Nacht Regen, Sturmwind, trüb. Im Burgtheater „Don Carlos“, im Kärntnertor-Theater zum letzten Mal die Gesellschaft Blondin, im Theater an der Wien „Richard Löwenherz“. Der Kaiser und sie fuhren nach St. Stephan. Den Vormittag beim Grafen, dann in Geisslers Gesellschaft. Brandl war unser Gast, nach Mittag ruhte ich. Um 4 h mit Therese zum Reich, Goldmann Therese, Sollberger (?) mit Gattin, Peter, Ullmann, Jungmann, Peck, Nitschner waren da. Wir lasen „Die Gemischte Suppe“, Peter seinen Prolog. Die Farce ist elend, ich sagte Ziegelhauser, dass ich etwas einlege. Die Platzer, ein artiges Mädchen, war da. Wir blieben bis 8 h, dann mit Nitschner ins Kärntnertor-Theater. Erstlich ins Parterre, dann in den 3. Stock, wo wir Beneke fanden. Die Goldmann Josephine mit Ullmann und Nitschner waren später bei uns. Ich engagierte mich mit Rösgen, in das Haustheater des Schidraschitzky zu gehen. Heute sind bei Hauptmann „Die Verleumder“. Band 07 (VII.), Seite 44v
4895 1810 12 27 Karners und meines Bruders Namensfest. Im Burgtheater Einnahme der Weidmann zum 1. Mal „Zeichen der Ehe“, Lustspiel in 3 Akten von Steigentesch, dann „Fassbinderball auf der Oper“ von Viganò, Musik von Umlauf. Im Kärntnertor-Theater „Agnes Sorel“, im Theater an der Wien zum ersten Mal „Das unterbrochene Konzert“ Lustspiel in 4 Akten von Voss. Früh zum Grafen, Theaterkasse, zur Geissler, Weidmann, der ich für eine Loge 50 fl. brachte. Bei Moser hörte ich, dass Graf Louis Blut speie und die Fräule Horecsky ebendort seziert werde. Therese persuadierte Eckhart zur Richart zu gehen, welches er auch richtig erfüllte. Nach Mittag zu Hause, Therese sang mit Gregori, ich las. Abends einen Augenblick bei Rodler, dann ins Burgtheater, ich ließ Berger und Richart Platz aufheben; mit Therese ins Parterre. Ich fand beide Mark, Botta, zuletzt Nord. Das Stück und Ballett langweilten sehr, ersteres ohne Handlung. blosses Wortspiel, die Charaktere unrichtig. Nur Rainoldi als Zepy (?) gefiel in der Nachahmung des Weidmann. Band 07 (VII.), Seite 44v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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