Tiefer Kot, etwas heiter. Im Burgtheater „Essex“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien „Marg[arethe] von Anjou“. Meine gute Mutter hatte gestern einen schlechten Tag, könnte ich ihr doch recht viel Freude machen ! Früh zum Quarin, um vom Grafen den Glückwunsch und viel Verbindliches zu sagen, ins Haus, nachher zum Keglevich, dann mit Schröder zusammen. Quarin gab mir eine Bouteille sehr alten Österreicher. Mittags kam Kornhäusel. Mit Brandl und Jahny hatte ich viel Verdruss. Therese gab Lektionen und war zu Kathar[ina] gratulieren, war lange bei Brentano, abends mit Nina bei Rivolla, Lotte produzierte sich. Ich war den Abend beim Hofrat und gewöhnlicher Gesellschaft
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Ein düsterer Tag. Im Burgtheater „Erbschaft“, „Hass allen Weibern“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien „Pächter Fettlümmel“ Früh ins Haus, erwartete den Grafen auf meine Estaffette wegen der Stinkenbrunner Fasanenjagd am 27. Zum Keglevich, mittags allein. Therese gab ihre Lektionen. Nach Mittag schmiedete ich ein Knittelgedicht für morgen zum Geburtstag des Natzel Ullmann am Montag und zum Namenstag der Mutter zusammen, ließ selbes auch die Goldmann abschreiben und von Therese, Goldmann und Nina einstudieren. Nach 4 h kamen Jungmann und Ullmann, mit diesen machte ich einen Besuch beim Sekretär Hoffmann. Therese war bei Phillebois und Pfaller gratulieren. Abends war ich mit Ullmann, Jungmann und Goldmann zu Haus.
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Ein trüber, unangenehmer Tag. Im Burgtheater „Sonnenjungfrau“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, „Weinlese“, im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“. Redoute für die Bildenden Künste. Früh war ich zu Haus, arbeitete, schmiedete noch ein paar Strophen zum Gesellschaftslied, sprach Karilla. Sah den Arbeitern im Haus nach, traf verschiedene Arrangements. Um 12 h auf den Michaelsplatz, dann Rendezvous und großes Fest bei Peter. Ullmanns Mutter, 2 Söhne, wir, Nina, 2 Goldmann, Peter, Jungmann, 2 Nitschner, Schmierger (?), Thann (?). Nach Tisch kam mein Bruder mit dem jungen Mundi und der Tochter eines Cottonfabrikanten. Mein Graf kam, die Sepherl holte mich, ich hatte mit ihm über manches Verdruss. Nach 5 h ging ich in die Reitschule, um Portes Gang vom Parterre auf die 2. Galerie unter einem donnernden Feuerwerk zu sehen. Es kann kein schöneres Spektakel dieser Art geben, alles war in höchstem Grade überrascht und vergnügt. Nachher wusch ich mich von meinem Fall bei der Hofapotheke, ruhte ein paar Stunden, ging auf die Redoute. Voll, nicht besonders anziehend, ich fand Nitschner, Schröder mit Frau und Bürgermeisterstochter, Reich, Gewey, zuletzt Thann (?). Ich unterhielt mich nicht besonders und war für das Opfer gar nicht entschädigt. Therese kam erst um ½ 11 h vom Peter.
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Den ganzen Tag heftiger Sturm. Im Burgtheater „Pilger“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, ohne Ballett, im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“ Früh zu Giáy, zu Quarin, der krank ist, war sehr beschäftigt. Später zu Braun, Vinzenz fuhr allein nach Eisenstadt zur Jagd. Zu Geissler, sprach Fischer von Preßburg, zur Richart. Heute wurde der Wuschikin – zuletzt Kurz – Haus in der Bäkckerstraße an den Griechen Margaretta (?) um 115.100 fl. verkauft. Mittags allein, nach Mittag zu Haus. Abends zur Josephine, dann las ich der Goldmann und Ullmann Skandaloses vor.
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Kalt, Schnee, nach Mittag trübe. im Burgtheater „Maske für Maske“, im Kärntnertor-Theater „Armand“, im Theater an der Wien „Cäsario“. Den ganzen Vormittag beim Grafen, Quarin, Braun, war sehr beschäftigt. Heute bekam ich vom Krautauer das silberne Handleuchterl. Mittags allein, nach Tisch kam die Jeanette, später fuhr ich Scheiger, Schießl, zu Langwieder, Reimann, Kornhäusel, Therese war zu Hause. Schießl begleitete mich und zeigte mir den Bernhardsberg zu meiner Optik, der von außerordentlicher Wirkung sein wird. Abends ins Burgtheater, blieb in Compagnie bei Huber, vor 9 h zu Haus.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).