Neblig, dann der schönste heiterste Herbsttag. Im Burgtheater „Zerstreute“, „Verbotene Waren“, im Theater an der Wien „Pächter Fettlümmel“, die Loge dem Hörr. Fahrt nach Baden mit Kornhäusel, Frau und Mark. Wegen der Kornhäusel mussten wir die Fenster offen lassen, doch übergab sie sich, und ihr Hund. In Baden waren wir sehr tätig, aßen um 12 h beim Hirschen. Mark und ich fuhren um 2 h über Mödling nach der Veste Liechtenstein, sahen die Anlagen, den Teich, die Ruinen eines Amphitheaters, das sich für den Geldaufwand gar nicht gut anspricht, das neue Schloss, die alte Veste. Des Gärtners Mädchen war so gütig, uns herumzuführen. Der neue Maierhof und Militärtempel auf dem höchsten Anninger-Berg sind zu entfernt, und konnten wir nicht besuchen. Wir fuhren über Enzersdorf, Brunn, Siebenhirten nach Inzersdorf, im ersten Orte ließen wir den Heinrich der Hayder (?) aufsitzen. Therese ging ins Kärntnertor-Theater „Ginevra“, als ich um 7 h ankam, ich war noch vorher bei Langwieder, Nitschner und Rooses Stein. Ich sprach Henriette, Geissler, ging zum Hofrat, um Ullmann und Jungmann wegen Setzen des Monumentes zu reden. Zum Soupieren, blieb in Compagnie, dann um 9 h ins Bett.
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Ein rauer, feuchter Tag. Im Burgtheater „Vorsatz“, „Eduard in Schottland, im Kärntnertor-Theater“, „Betrogener Betrüger“, „Eigensinniges Landmädchen“, im Theater an der Wien „Weisse und rote Rose“, die Loge Hörr. Mittags in Ullmanns und Peters Gesellschaft. Früh zum Grafen, vollauf beschäftigt. Der Graf trug mir auf, des französischen Kommissärs Stephan Gambri sein Kind bei der Martignoni (?) zu heben, weswegen ich vor Mittag bei ihnen war und die Stunde auf Nachmittag bestimmte. Nach dem Essen fuhr ich in Peters Gesellschaft auf die Kirchhöfe vor der St. Marxer Linie und auf jenen vor der Hudsthurmer Linie. Auf ersterem hielt Langwieder gar nicht Wort, denn der Stein der Nitschner war nicht gesetzt, und auf letzterem fanden wir Rooses Stein, aber mit Fehlern und die Schrift war nicht schwarz. Wir bestellten Bengler zum Aufstellen. Dann zur Taufe, wobei Doktor Renzi (?), Rossi, DeGiorgi (?) nebst Mutter und Geistlichem waren. Es wurde viel getrunken, sehr elegant getischt, nur wegen der Ehelichkeit des Kindes war ein Anstand. Ich blieb in Compagnie bis ½ 9 h, dann nach Haus, fand Goldmann mit Jungmann. Therese gab dem Berger, ihr, den Salierischen, Hocheder und Martin optische Vorstellungen.
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Kalt, es regnet und schneit. Im Burgtheater „Jugend Heinrichs V.“, nachher „Der Verräter“. Wegen allgemein bekannter Teuerung sind von morgen die Preise folgend: Loge 12 fl., 1. Parterre. 2 fl. 30 x, Sitz 3 fl. 30 x, 2. Parterre. 1 fl. 20 x; 3. Stock 1 fl. 40 x, Sitz 2 fl. 40 x, 4. Stock 40 x. Die Garnison zahlt das Doppelte. Im Kärntnertor-Theater „Trajan“, Velluti singt zum letzten Mal, eine Abschieds-Cav[atine] mit Chor. Im Theater an der Wien „Doktor und Apotheker“, die Loge hat heute Hörr zum letzten Mal. Früh zum Grafen, Theaterkasse, zu Hofrat Schemmerl wegen Ziegeln, zu Scheidlin wegen Interessen. Den ganzen Vormittag beim Grafen, Therese war zu Haus. Mittags allein. Ullmann kam und sagte, man will den Stein Rooses wegwerfen, weil der Platz nicht gekauft sei. Neue Ungelegenheit ! Bengler machte die Schrift im größten Regen. Nach Mittag schrieb ich an Koch und Sanenz und lud sie für morgen auf den Friedhof. Therese ging zur Rivolla, dann in „Traiano“, Ich mit Kridl auf die Mehlgrube, um einen Jux mit der Uiberreither zu haben. Die Sager Pepi brachte uns einen Fasan, die Rodler 2 Enten. Therese ging mit der Goldmann ins Theater und las, dass wegen schlechtem Wetter und Unpässlichkeit des Velluti „Die Entführung aus dem Serail“ gegeben wird.
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Allerheiligen. Kalt, nass. Im Burgtheater Erhöhung der Preise, wie gestern angesetzt, zum 1. Mal „Vasmer Johann, Bürgermeister in Bremen“, histor[ische] Tragödie in 5 Akten nach Heeren, von L[udwig]. Fried(rich] Schmidt; Szene Bremen, Zeit 1430. Kostüme von Stubenrauch. Im Kärntnertor-Theater „Agnes Sorel“, im Theater an der Wien „General Schlenzheim“. Um 9 h fing es heftig zu schneien an und stürmte den ganzen Tag fort. Mit Gittig beim Grafen beschäftigt, dem ich eine Loge im Burgtheater verschaffte. Therese brachte der Richart ein Hähnel, später war ich da, sie ist sehr übel. Peter, Ullmann und Jungmann speisten bei uns, waren unsere Gäste. Nach Mittag kamen Hitzinger, Nina und Goldmann, Fahrt auf die Kirchhhöfe, ich bestellte 2 Wägen von Janschky. Im teuflischsten Wetter fuhren wir auf die Friedhöfe vor der Matzleinsdorfer und Hudsthurmer Linie. Nachher überraschte ich die Gesellschaft und führte sie zu des Portes neuen Seiltänzern in die kaiserliche Reitschule. Nachher ging ich ins Burgtheater zu Gittig, langweilte mich bis auf ¾ auf 11 h. Das Stück ist schön geschrieben, aber sehr lang. Therese war mit den anderen zu Haus, zeigte meinem Bruder und dem jungen Mundi die Optik, die anderen schwätzten.
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Kalt, sehr kotig. Im Burgtheater „Johann Vasmer“, im Kärntnertor-Theater „Uthal“, „Nebenbuhlerinnen“, im Theater an der Wien „Don Juan“. Sehr beschäftigt, schlenderte mit Gittig einkaufen herum, seine Tochter ist Braut. War bei Schießl, der zu unserer Optik noch nichts gemacht hat; wann werden wir davon etwas sehen ? Schilcher machte mir eine Skizze zur Kurtine. Bei Liebmann, Uffenheimer und Herz war ich. Therese gab ihre Lektionen. Im Leopoldstädter Theater zum ersten Mal „Zauberflöte“ mit Dekorationen von Dolliner und Neefe. Wir bekamen die Loge No. 13 und luden Peter und Kridl. Nach Mittag beim Grafen, Theaterkasse, Liebmann, suchte den Regierungsrat Schemmerl wegen Ziegeln auf und schlenderte mit Gittig und Frau herum. Die Jeanette gesellte sich zu uns. Ich hatte viel zu tun. Therese ging zu Peter, um mit ihm ins Theater zu gehen, dann aber, als er hörte, dass unser 4 sind, überfiel ihn sein Spleen und blieb weg. Außer den Damen Riedmüller (?) und Grohofsky (?) war die Aufführung unerwartet. Wir unterhielten uns gut. Neben uns war der Eisenhändler Huber, und zum Teil auch Hensler, dann in der 2. Loge Schikaneder.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).