Ferdinand. Kalt. Im Burgtheater „Beschämte Eifersucht“, Mayer als Leutnant, dann zum ersten Mal „Der Verräter“, Lustspiel in 1 Akt. Im Kärntnertor-Theater „Armand“, im Theater an der Wien zum ersten Mal „Die rote und die weiße Rose“, historische englische Oper in 3 Akten, 1399 in der Provinz York, aus dem Französischen von Seyfried, Musik von Seyfried; man prophezeit ein unglückliches Schicksal. Fortsetzung der Übergabe der Garderobe, dann in Peters Gesellschaft. Vormittags lange bei der Illésházy, die mich lange aufhielt und forschte. Mittags allein, nach Mittag schrieb ich an den Grafen, arbeitete, in Compagnie. Dann abends ins Burgtheater, fand Josephine, Rosalie und Henriette, unterhielt mich mit der Kunz (?) und langweilte mich 2 Akte. Die Reitzenberg blieb ganz stecken, Lefèvre und Wagner anstatt Weidmann spileten schlecht. Therese war wegen Papier zum Optikkasten bei Reimann.
Band 07 (VII.), Seite 38r
4827
1810
10
20
Kalt, Nebel. Im Burgtheater „Taubstumme“, „Verräter“, im Kärntnertor-Theater „Ginevra“, Im Theater an der Wien „Rote und weiße Rose“. Früh fuhr ich zu Kornhäusel wegen Badener Haus, zum Langwieder wegen Rooses und Nitschners Grabstein, zum Rottensteiner wegen Ofen setzen, war lange im Hause, Theaterkasse, schrieb an Grafen. Therese gab ihre Lektionen. Mit Ullmann und Jungmann auf die Bastei, trafen Richart, gingen mit ihr. Mittags allein. Reimann schickte mir die Optik, woran vieles gefehlt und abzuändern ist. Ich bat mein gutes Weib, dass sie hinausging, schrieb alle Abänderungen auf. Ich arbeitete zu Haus, schrieb an Grafen. Jeanette war bei uns, welche Peter gesprochen hat. Abends in Kridls, Jungmanns Compagnie ins Theater an der Wien. Die Oper langweilte uns sehr, dann gingen Jungmann und ich ins Kärntnertor-Theater, Therese abzuholen. Wir waren noch eine Stunde auf dem Theater und hörten so manches von Velluti, Siboni und der Fischer.
Band 07 (VII.), Seite 38r
4828
1810
10
21
Trüb, windig, dann Regen; unangenehmer Tag. Degens Aufstieg ist vereitelt. Im Burgtheater „Leonore“, im Kärntnertor-Theater „Kleine Putzmacherin“, „Wiedervergeltung“, langweilig und missfiel; im Theater an der Wien „Rote und weiße Rose“, die Loge Quarin. Ich stand früh auf, schrieb an den Grafen und expedierte das rote Kalesch für den Cau[sarum] Dir[ector] nach Preßburg Hatte mit dem Badener Baumeister Hantl eine Unterredung, gab ihm 2000 fl., arbeitete und las den Vormittag. Mittags bei Nitschner mit Kridl, Peter, Garten-Unterredung wegen Errichtung seines Monuments für die junge Frau. Mir ist den ganzen Tag nicht wohl, mich schmerzt die Brust. Jungmann, Ullmann, Brandstätter (?), Arnsteiner, 2 Goldmann speisten im Prater beim Paperl, Ullmann holte auch Nina ab, um den Jux im Prater mitzumachen. Zu Mittag waren wir recht lustig. Peter trieb sein Unwesen mit der Fenikel (?) Therese fuhr mit Zellenberg in die Stadt, wir gingen bei Sturm und Regen. Um 6 h war ich zu Haus, blieb, Therese unterhielt mich mit Schießls Optik. Um 8 h ins Bett, ein heftiger Schnupfen quält mich auch.
Band 07 (VII.), Seite 38r
4829
1810
10
22
Trüb, Sturm, doch nicht kalt. Im Burgtheater „Phädra“, Mayer von Mannheim als Hippolyt, Sohn des Theseus und der Antiope, Königin der Amazonen. Im Kärntnertor-Theater „Traiano in Dacia“, mit Velluti und Siboni, Im Theater an der Wien „Columbus“, die Loge dem Quarin. Ich lag und ruhte lange, arbeitete in Kassageschäften, sah meinen Arbeitern nach. Besuchte Richart, sprach Geissler, und hörte von Ullmann eine Erzählung der gestrigen Unterhaltung. Therese gab ihre Lektionen. Mittags allein, nach Mittag ruhte ich, war dann zu Hause bis 5 h, fuhr dann zum Langwieder wegen der Grabsteine, Muschele (?), zum Reimann, gab ihm Verschiedenes an, war unten bei ihren Eltern, ließ mir Schuhe messen. War im Hause, sprach Arenberg. Ins Burgtheater, sah 2 Akte, aß etwas in Compagnie, dann nach Hause. Therese war im Kärntnertor-Theater, Sepherl holte sie ab.
Band 07 (VII.), Seite 38v
4830
1810
10
23
Trüb, windig. Im Burgtheater „Intermezzo“, im Kärntnertor-Theater „Iphigenie auf Tauris“, im Theater an der Wien „Weisse und rote Rose“. Früh arbeitete ich zu Haus, Reimann und Brandl beschäftigen uns mit der Optik. Weidmann kam auf Slivovitza, dann ins Haus, zu Kridl, Illésházy, Richart. Ullmann und ich hatten mit Peter wegen der gestern schlecht ausgefallenen und nicht gut überdachten Unschlitt-Llizitation unseren Jux. Vor Tisch war ich bei der Karilla und fand den Seidenspinner Vogt (?). Mittags allein. Nach Mittag trank ich mit Wisenfeld Kaffee, Ullmann trank mit. Später schrieb ich an den Grafen, lange und viel. Es kam die Richart mit Berger. Ich hatte mit Tischler, Schlosser und Anstreicher wegen Optik-Kasten vollauf zu tun. Große Produktion der Optik. Es kam der Maler Schilcher, Bschaidner, mit Frau und Sohn, Erhart, Günther (?), Posch (?), 2 Kinder des Berger, Richart, Mark mit neuer Gattin, Bruder, Ullmann, zwei Brandl es waren 22 Personen. Bis ½ 9 h, durch 2 ½ Stunden unterhielten wir uns mit der Optik, ich bediente sie mit Wein, Würsteln, Käse und Brot, alle waren sehr lustig.
Band 07 (VII.), Seite 38v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).