In Galántha, nach dem Essen Fahrt nach Diószegh, Kis Magyar und Preßburg. Ein schöner warmer Tag, der erste auf unserer Reise. Jahrmarkt in Galántha. Früh ging ich mit dem Kastner Szelits in beide herrschaftliche Gärten, nur Obst- und Gemüsegärten, alles in schlechtem Zustande, sahen den Stadel, zugleich Schüttboden, die Strohtristen, Holzplatz, die übrigen Stallungen und Gebäude. Kornhäusel mass mit dem Pressburger Polier, dann besuchten wir das herrschaftliche Wirtshaus, die Synagoge, die schöne Kapelle und die wirklich in erhabenem edlen Style gebaute Kirche, welche in den Gewölben leider schon ganz zersprungen ist; mich überraschte selbe ganz besonders. Da kam Gittig von Diószegh, schlenderte mit uns auf dem Markt herum und erzählte, dass er gleich wieder nach Magyar fahre, weil der Graf angekommen sei und uns erwarte. Der Markt war gedrängt voll von Käufern und Verkäufern; wir durchstreiften zuletzt den von Edelhäusern strotzenden Ort und kehrten dann ganz ermüdet und erhitzt zurück. Ich schrieb, Kornhäusel arbeitete mit dem Polier. Den Philipp schickte ich mit dem Polier voraus nach Magendorf, wir fuhren nach einem angenehmen Mittagsmahl um 1 h nach. Wir haben alles gesehen, unseren Zweck endlich erfüllt und sehr angenehm gelebt. Um 4 h waren wir in Magyar, gleich sagten uns Lebel und Eberhart, dass uns der Graf, der samt der Gräfin ausgefahren war, heute nicht mehr weglassen wird. Welch ein Donnerschlag ! Ich dachte auf ein Mittel, indessen kam der Graf, empfing uns sehr artig, wir teilten ihm unsere Pläne mit, gingen herum, sahen im Garten und Gebäuden alles an, änderten ab und so gelang uns auch, um 7 h mit dem Philipp abzufahren. Den Staub abgerechnet, war die Fahrt sehr angenehm, Um ½ 9 h waren wir beim Galgen im großen Blumenthal. Petter schickte ich gleich zum Braunecker (?), um Lipkovits zu reden, wir waren auf der menschenleeren Promenade, trotz des schönen Abends, soupierten und kamen erst um 11 h in unser Zimmer. Wir waren sehr ermüdet, lachten aber dennoch über unser Tun in Galántha und über den Vortrag einer Predigt von der Hölle beim Abschiede.
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In Preßburg, Reise nach Wien. Ein schöner Tag. Früh standen wir auf, ich schrieb an Compoth in Galántha und schickte ihm nach gepflogener Unterredung mit Lipkovits einen Schein über die 17.915 fl., notierte Verschiedenes, Kornhäusel skizzierte eine Kapelle nach Magendorf, dann sprach ich mit Mericzay, ging zu dem Schuft Fähndrich, Kunsthändler, wegen Fächer der Geissler, zeigte Kornhäusel den Primatialpalast, Landhaus und Theater, sprachen Maurer (?), erwarteten den Grafen und machten uns zur Abreise fertig. Wir nahmen bei 80 Mohnbeugeln und ebenso viele Graner Würste mit und fuhren nach gut eingenommenem Mittagsmahl von Blumauer geführt nach unserer Vaterstadt. Um ½ 3 h nahmen wir Abschied vom Grafen, Mericzay und Gittig, beschenkten die Kinder und Philipp, Jakob, machte der Keglevich einen Besuch, waren auf der fliegenden Brücke und um 9 h in Wien. Ich lud meinen Sepperl (?) ab und eilte in die Arme meines braven lieben Weibes. Mark war da, der alte Brandl machte uns noch einen unerwarteten Besuch. Therese hatte heftige Kopfschmerzen und so machten wir uns bald ins Bett.
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In Wien. Ein schwüler Tag. Im Burgtheater „Eduard in Schottland“, im Kärntnertor-Theater „Ostade“; dann zum 3.: Mal „Die Opferfeier“, Divertissement von Louis Henry, mit Mad. Querian; missfiel. Im Theater an der Wien „Wilhelm Tell“. Den Vormittag arbeitete ich zu Hause, es geschah die große Kipfel- und Wurstverteilung. Ging ins gräfliche Haus, Theaterkasse, hörte von Peters Krankheit, ging zu Liebisch wegen seinem Wagen und Gilet für die Geissler. Johann Mark war unser Gast, ich ruhte nach Mittag. Um 6 h mit Reimann, Gabriel (?) und 2 Nachbarinnen zum Diana-Bad, von Moreau und Hummel erbaut, nachher badete ich mich beim Grünen Baum und besuchte mit Therese den kranken Peter. Um 9 h nach Haus, besuchte die noch immer bedeutend kranke Rodler. Um 10 h ins Bett.
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Pfingst-Sonnabend. Warm, abwechselnd trüb. Im Burgtheater „Livländischer Tischler“, im Kärntnertor-Theater „Trajan in Dazien“, im Theater an der Wien „Don Juan“. Vor 7 h zum Grafen und blieb dort bis ½ 2 h, inzwischen sprach ich Geissler, Stessel. Therese machte der Wallishauser ein Chemisette von Percal, mit welchem ich ihr viel Vergnügen schuf. Sie ist heute bei Rivolla in Hernals. Mit Rohrweck besuchte ich Kridl, lud ihn und Peck (?) am Montag zu Peter. Ich aß allein, nach Tische arbeitete ich, ging in die Theaterkasse, Fölsch, Janitz, Kridl, zahle Verschiedenes. Mark besuchte mich, auch Reimann, sonst sah ich von unserem Zirkel niemand. Meiner Schwester kaufte ich bei Scheiger eine schöne Perlschließe. Abends holte ich bei Fölsch das Hundsband, brachte selbes der Geissler, ging mit Kridl in ein paar Tischler-Niederlagen, dann auf die Bastei. Vor 9 h nach Haus, einen Augenblick zur Rodler, die sehr schwach ist und sich mehrmals übergab. Dann soupieren und ins Bett.
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Pfingstsonntag. Den ganzen Vormittag beim Grafen, hatte mit Kornhäusel, Jahny und Brandl zu tun. Die Brandl Reserl – Weber – wurde am Vormittag von einem Mädchen entbunden. Ich schlenderte mit Kárner, Barits und Sooks Schwiegervater herum. Alles muss auf dem Lande sein, man sah kuriose Firmungsgesichter. Beim Grafen war auch Czernin, der Dienstags abreist und mir Josephine empfohlen hat. Kridl war unser Gast. Nach Mittag mit ihm zur Rodler, dann mit Therese zu Peter, der sich bessert. Mark saß im Garten. Um 6 h In den Prater, die Rosalie war mit uns und kehrte mit Therese zurück nach Haus. Schönes Publikum, wir sahen Kárner, Koller, Sook – ersterer von der Bácser (?) Kanal- Baudirektion –, Barits, Richart, Berger, Zimmermann. Sprach mit Suchodolsky, Habor, zuletzt Walser. Ging nochmals zu Peter, holte Rosen, brachte sie Therese und plauderte mit Jungmann vom Seifensieden. Um 10 h ins Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).