Trüb, kalt. Möchte es doch regnen ! Im Burgtheater „Emilia Galotti“, Mlle. Adamberger Claudia, Mad. Weissenthurn, Mad. Bethmann Orsina, Ochsenheimer Marinelli. Im Kärntnertor-Theater „Unser Fritz“, „Quacksalber“, im Theater an der Wien „Käthchen von Heilbronn“, die Loge dem Hörr. Die Maurer brechen und hauen noch immer in der Küche ab, die Maler arbeiten im Schlafzimmer. Gleich nach 7 h zum Grafen, wo ich rastlos bis 12 h beschäftigt war, dann fuhr ich in die Porzellanfabrik, dann zum Sattler Simon, wo ich die Wurst für Riedl bestellte. Zum Baptist Pölt ins Rote Haus wegen einer Skizze der Gegend des Pöttschinger Sauerbrunns. Zur Geissler, sprach Forster, der Montag nach Haindorf bei Krems abreist. Mit Peter zum Ullmann speisen, wo auch die Czaczek war. Wir befanden uns recht wohl und behaglich. Nach Mittag mit Ullmann bei Kiesling (?), Batist kaufen. Dann schrieb ich zu Haus, auch an Sonnleithner wegen Geld für die Rodler von Graf Debeky. Abends zu Peter, traf Forst [er ?], wir plauderten, aßen. Therese ist gut, rangierte zu Haus. Josephine ist sehr matt. Abends zeigte uns noch die Josephine, dass auf der Zinsquittung des Brandl noch angemerkt sei, dass sie die Blindfüllung vom Kabinett, welches von uns angefüllt ist, räumen soll, da sie zum Haus No. 367 gehört. Weber ist äußerst undankbar und ich bin sehr verdrießlich, schlief auch darüber ganz unruhig. Heute früh starb Kreiner.
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Jahrestag des Einmarsches der Franzosen. Kühl. Im Burgtheater „Savoyarden,“, „Eigensinniges Landmädchen“, im Kärntnertor-Theater „Rollas Tod“, im Theater an der Wien „Saul, König in Israel“, die Loge an Rottensteiner. Früh sprach ich mit Franz Brandl wegen der Nische, dann zum Grafen. Da begegnete mir Kárner und zog mich mit sich, ich musste ihn noch bis zum Apponyi begleiten. Den ganzen Vormittag beim Grafen, arbeitete und gewann einen Augenblick Zeit, um mich in Stentzsch’s Stammbuch zu schreiben. Auf dem Michaelsplatz kam ich mit Kárner, Barits und Beneke zusammen, plauderten, und um 1 h holte ich Therese bei Brandl ab, zusammen zu Peter speisen. Pölt sandte uns die Skizze von Sauerbrunn, welche ich gleich dem Bschaidner gab. Nach Tisch kam Hitzinger, brachte eine Dose mit einem spielenden Kanari, Moser, der brachte Vögel. Ich ging mit Brandl in den Prater, kam mit Huber, Kárner, Barits, Beneke und Mark zusammen, mit letztem in die Stadt, ins Kärntnertor-Theater, dann ins Burgtheater, fand Heigl und Pettenkofen. Um 9 h ins Kabinett zur Rodler, da kam die Jungfer der Stadion. Um 10 h ins Bett.
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Kalt, trüb, abwechselnd Regen. Die Hoftheater sind wegen Louisens Tod geschlossen, im Theater an der Wien „Saul“. Vor 7 h saß ich am Schreibtisch, arbeitete, dann zum Grafen und machte Konzept über Pernauer Berichte. Vor 12 h sprach ich Botta, da gab es Trennungsgeschichten. Mit dem Grafen, Kornhäusel und Meisl sprachen und deliberierten wir über den Bau des Pressburger Hauses. Therese ging nach Hernals zur Rivolla und speiste da Um 2 h kam ich erst zum Speisen, besuchte Geissler in der Hütte und aß beim Traiteur im Rothgassel, wo ich Seitz und Herberstein fand Nach Mittag sah ich in meinem Quartier nach und ging zum Grafen, um mit Gittig zu reden. Nach 5 h sprach ich Beneke, um 9 h Stentzsch (?), dann nach Haus. Therese lag in Kopfschmerzen.
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Ein kalter, trüber Tag. Im Burgtheater „Braut von Messina“, Mad. Bethmann als Fürstin, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien „Rosamunde“. Vor 7 h zum Grafen, bei ihm expedierte ich und fuhr mit Gittig nach Meidling, ging zum Quarin, bei dem wir heute speisen. Den übrigen Vormittag arbeitete ich mit Anstrengung beim Grafen. Antonio und die Maurer bestimmten heute die Maschinierung des Rauchfangs. Nach 12 h sprach ich Botta, schrieb an Langwieder, ließ von Peter 50 Dachziegel holen. Um 2 h zu Quarin, da speisten Hofrat Zeiller, ehemaliger Konsul von Konstantinopel Brenner (?), Hofkriegs-Sekretär Bittner (?), 2 Ärzte Hyrtl (?) und Zimmermann, Freytag (?), Neffe Quarins und wir. Angenehmes, fröhliches Diner. Um 5 h zum Grafen, expedierte die Pernauer Berichte. Abends ins Burgtheater. In der Kassa fand ich Heidtl (?), plauderte mit ihm, Huber und Mark. Im Parterre fand ich die Goldmann Therese, Nina, Mama und Beneke. Therese hatte die Hocheder zu Besuch. Josephine fand sich übel und lag schon.
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Trüb, kalt. Im Burgtheater „Agnes Sorel“, im Kärntnertor-Theater „Häuslicher Zwist“ und „Nebenbuhlerinnen“, im Theater an der Wien „Der Unbegreifliche“, Loge der Richart. Peters Namensfest, wir gaben ihm ein schön gesticktes Gilet, 6 gestickte Kragen zu Hemden und Tüchel, die Ecken gestickt. Therese fuhr nach Hernals zur Rivolla. Den ganzen Vormittag beim Grafen und der Hauptmaut. Mittags mit Stentzsch (?) bei Peter, nach Mittag nach dem Regen, der leider nur 2 Stunden währte, tranken wir noch Kaffee. Um 6 h nach Haus, schrieb an Jahny wegen Vollendung unserer Arbeiten. Abends mit Therese zu Peter, Ullmann mit Czaczek und Jungmann waren da. Wir blieben bis 10 h, dann nach Haus. Brandl ging mit und Kárner überraschte uns, wir waren bei dem schönen Abend und Mondschein im Garten. Die Rodler schlief schon, wir sahen sie 2 Tage nicht.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).