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Anzeige von 4676 - 4680 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4676 1810 5 22 Ein trüber, düsterer Tag. Im Burgtheater „Hagestolze“, im Kärntnertor-Theater „Jery und Bätely“ und „Savoyarden“. Heute habe ich wieder Bschaidner zur Landschaft. Früh arbeitete ich zu Haus. Zum Rottensteiner wegen chemischen Farben den Ofen zu marmorieren, zum Ullmann, Jungmann, und in des Grafen Haus. Peter fand ich bei der Hütte der Geissler, Mark Jos[eph] zu Haus. Mit letzterem und Ullmann speiste ich bei der Schwann im Garten, nachher zum Brandmayer und Simon wegen der Wurst für Riedl und einem alten Kalesch für Liebisch. Dem Bschaidner kaufte ich goldplattierte Knöpfe, Tabakspfeife und Knaster samt Beutel, mit diesem machte ich ihm ein Markt-Geschenk. Nach Mittag zu Haus, arbeitete und schrieb an Riedl. Mark holte Therese in Hernals bei Rivolla ab, ich sprach Beneke und fand zu Hause die Schwester der Rodler, welche schon so lange erwartet wurde und heute von Feldsberg ankam. Sie scheint mir ein gutes Geschöpf zu sein. Um 7 h ins Bett, Mark ging ins Theater an der Wien. „Don Juan“, Mad. Ehlers als Zerlina. Band 07 (VII.), Seite 17v
4677 1810 5 23 Warm, sehr windig Im Burgtheater „Porträt der Mutter“, Wöhner als Askan (?). Im Kärntnertor-Theater „Agnes Sorel“, im Theater an der Wien „Saul, König in Israel“, Bschaidner arbeitet an meiner Landschaft, ich rangierte meine Bücher und plagte mich sehr. Nachher zu Keglevich, mit der Gräfin in die Spalierfabrik, sprach bei Deutenhofen (?) die Pfaller, ging zu Geisslers Hütte, mit Högl zum Weißen Rössel speisen und waren voll Scherz in Erinnerung an die Pressburger Reise. Bei der Schelle (?) tranken wir Kaffee. Mit Meisl und Kornhäusel sprach ich wegen unserem Bau und der Fahrt nach Preßburg am 1. Juni. Nach Mittag kam der Graf und mit diesem hatte ich vollauf zu tun. Ging zu Erbens Schwiegersohn Stinger (?), zum Nagl, nach Haus. Therese kam eben von Hernals. Abends mit Ullmann, Jungmann, Uiberreiter, Bischof zum Taschenspieler Chalous (?) im Römischen Kaiser. Zum Sterben langweilten wir uns, nur das letzte Stück, dass er ein Schnupftuch mit Treff-Neuner in die 4. Kammer (?) am Hof expedierte, fiel auf, weil selbes da richtig gefunden wurde. Mit den beiden Schwestern plauschten wir noch eine Weile, dann begaben wir uns zum letzten Male zur Ruhe bei Rodler. Band 07 (VII.), Seite 17v
4678 1810 5 24 Ein schöner Tag. Im Burgtheater zum ersten Mal „Egmont“, Trauerspiel in 5 Akten von Goethe, aus den Zeiten der Marg[arethe] von Parma, Tochter Karls V. und Regentin der Niederlande. Im Kärntnertor-Theater „Samtrock“ und „Weinlese“, im Theater an der Wien „Rosamunde“. Erstes Feuerwerk im Prater. Am Vormittag dringend beschäftigt, war auch bei Keglevich und in der Spalier-Fabrik. Suchte bei Rohrweck Gläser aus und speiste da. Nach Mittag wieder zum Grafen, suchten für Magendorf Tapeten aus, expedierte. Mark Jos[eph] holte mich ab und um 6 h gingen wir in den Prater, um den Tempel des Friedens im Feuer zu sehen. Die elegante Allee war leer, ich fand Langer von Zichy, Kárner, Jungmann, Beneke, später Resel (?) Huber und auf dem Platz Peter. Die Volksmenge vergrösserte sich mit jeder Minute, die Einnahme war bedeutend, da das Entrée 1 fl und die Galerie 2 und 3 fl. waren. Das Feuerwerk war gut; „Hoch lebe Österreich ! Ruhe, Liebe, Arbeit, Österreich über Alles ! Vivat F. I ! “ waren die Devisen. Ich machte mich mit den Meinen nach Haus und kam auch Beneke (?). Zum ersten Mal schliefen wir heute im neuen Quartier. Ich schlief nicht gut, denn es war sehr warm. Band 07 (VII.), Seite 18r
4679 1810 5 25 Ein düsterer, melancholischer Tag. Im Burgtheater „Schweizer Familie“, im Kärntnertor-Theater „Egmont“, ich ging in den 3. Stock. Im Theater an der Wien „Saul, K[önig] in Israel“. Den Vormittag beim Grafen, Theaterkasse, Keglevich. Mit dem Grafen zu Kornhäusel, arbeiteten bis 1 h, dann zur Hütte der Geisslers, nach Haus. Fand Ullmann, Jungmann, Peter, beide Mark. Mit letzteren ging ich ins Rothgassel speisen, nachher in die Spalierniederlage, zu Rohrweck und Janschky zahlen, zu Offenheimer und Herz, wo ich das Geschäft wegen Hausverkauf des Badner Hauses No. 85 schloss und 500 fl erhielt. Dann nach Haus, arbeitete, zahlte. Heute wurde Bschaidner bis auf die Figuren fertig. Abends ins Kärntnertor-Theater, traf meine gestrige Koterie. und rangierte alles zur morgigen Badner Reise. Um 11 h kam ich erst nach Haus. Band 07 (VII.), Seite 18r
4680 1810 5 26 Trüb, kühl und Regen, nach Mittag heiterte es sich aus. Im Burgtheater „Verbannter Amor“, im Kärntnertor-Theater zum ersten Mal „Traiano in Dacia“, Opera in due atti, musica del Nicolini, Siboni, Tenor, als Traiano, Velluti, Sopran, als Decebalo, re di Dacia. Im Theater an der Wien „Attila“, die Loge dem Hörr. Reise nach Baden mit Jungmann, Mark, Jeanette, und Tschernohlawek. Nach 5 h fuhren wir weg. In Baden rangierte ich erst alles in No. 86 und quartierte meine Compagnons ein, dann besuchten wir und frühstückten bei Uiberreiter und Czaczek. Schlichen in der Stadt herum, sahen des Jäger Haus, welches Kornhäusel baute, und mehr andere. Um 12 h in den Park, da traf ich viele Bekannte. Nach 1 h in die Berggasse zur Kaiserin von Frankreich speisen. Wir aßen für 5 fl. und bewirteten die Damen. Nach Mittag in Scheiners Kaffeehaus, auf dieser Seite nach St. Helena, unterhielten uns recht gut. Führte sie ins Theater „Kirschen“, Lustspiel in einem Akt, dann die Brüder Sachatschek mit Trommlern und Bläserfiguren, zum Schluss Phantasmagorie. Nahm Abschied und fuhr im Wind nach Hause. Um ½ 10 h lag ich schon. Therese ordnete noch immer. Reimann brachte unsere Tische und Spiegel. Mein Bruder fuhr mit der Hitzinger nach Eisenstadt. Ich schlief wenig, hatte eine Art Kolik und fand mich sehr entkräftet. Kipfeln brachte ich allen meinen Bekannten. Band 07 (VII.), Seite 18r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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