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Anzeige von 3886 - 3890 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3886 1808 3 23 Anhaltende Kälte, Nebel. Ich musste in der Nacht sehr husten. Den Vormittag beim Grafen. Mittags beim Brandl, um ihm Franzens Glückwunsch zu übergeben und mit ihm wegen dessen Rückkunft zu reden. Therese speiste bei der Hocheder. Ich fühle mich nicht wohl, bin so ermattet und fühle kaum einen Appetit. An der Wien „Eulenspiegel“ vom Stegmayer, im Burgtheater „Brautwahl“, „Claudine“, im Kärntnertor-Theater „Milton“ und „Zwei Worte“. Bei Brandl schrieb ich nach Tische an die Ottl (?) nach Gmünd, dass sie selben dem Franz vorlese. Er ist mit Energie und sehr trocken geschrieben. Brandl war von meinem Vortrag ganz gerührt, versprach Vergebung und Vergessenheit. Goissner kam hin, und mit dieser (?) ging ich fort. Im Haus fand ich einen Baron Schatt (?), pedantischen Musik-Kompositeur, dem Therese 2 Stunden vorsingen musste. Abends war Werlen bei Therese. Ich ging in Peters Compagnie ins Theater an der Wien, Fischer und Rigatt (?) kamen nach. Band 06 (VI.), Seite 74r
3887 1808 3 24 Ein rauer, stürmischer Tag, ganz gefroren. Den Vormittag beim Grafen. Therese war bei Stöger. Nitschner war bei mir und schlug mir vor, am 17. April den „Totenansager seiner selbst“ und „Heirat durch ein Wochenblatt“ zu geben. Mittags sprach ich mit Peter darüber, und schlug ihm aus Jux vor, als Wilibald Szenen aus „Fiesko“ und „Hamlet“ einzulegen. Patsch und Jean waren unsere Gäste. Nach Tische kam die Goldmann Josephine, später die Nina mit einem salzburgischen Kapellmeister Ott (?), den sie Therese produzieren wollte, gleich darauf wieder Baron Schatt, der Therese durch 2 Stunden mit Singen peinigte. Ich schrieb nach Mittag, arbeitete, zahlte mehrere Witwen und passierte den Abend im Burgtheater „Adelasia“, blieb nicht, weil ich Compagnie suchte. Im Kärntnertor-Theater „Macbeth“. Therese war zu Haus. Band 06 (VI.), Seite 74v
3888 1808 3 25 Maria Verkündigung. Feuchte Kälte. Keine Theater. Im Burgtheater Benefiz der 3 Operninspizienten Saal, Vogl, Weinmüller „Timotheus“, von Winter (?) „Die Macht der Musik“; Vogl, Weinmüller, Campi und die Fischer singen. Therese ging um 8 h mit Nitschner und seiner Frau zum Quarin. Die Ärmste ist schlimm daran. Ich war den Vormittag zu Haus und beim Grafen. Mittags sah ich mich um Peters Compagnie um. Ich speiste zu Haus mit Therese, nach Mittag kam die Josephine. Ich war bei Keglevich wegen Nagls Forderung, die er nicht bezahlt. Um ½ 5 h ging ich mit Neumann zur Schlagbrücke in Schadens Kaffeehaus. Neumann ging abends zu Pirker (?), ich abends ins Leopoldstädter Theater „Moses, der Auszug aus Ägypten“, Oper vom weiland Süssmayer, zum Vorteil der Chöre. War nicht voll, mich dauern die Armen. Peter kam auch hin; wir plauschten und passierten so den Abend. Therese spielte mit Werlen Gitarre. Band 06 (VI.), Seite 74v
3889 1808 3 26 Kalt, trüb, unerträglicher Staub. Den Vormittag beim Grafen. Therese ging zu Nitschner, Stöger, besuchte auch Hitzinger. Mittag zu Haus mit Therese. Es fing zu schneien an und schneite den ganzen Tag, und zwar nach Mittag sehr stark. Ich arbeitete, es kam Röckel (?), er bat mich wegen seiner mit Hensler zu reden. Therese ging zu Hocheder und Rohrweck, ich zum Brandl und Kárner, der wegen wunder Nase liegt. Abends mit Prinz ins Kärntnertor-Theater „Zwei Worte“ und „Zerstörung von Pompejanum“, es war voll. An der Wien singt Weinmüller in „Don Juan“. Die Witterung scheint trotz dem Schnee aufzutauen. Ich traktierte Wanzmann beim Riedl, war zwischen Oper und Ballett auf dem Theater, plauderte mit Treitschke und engagierte Barton (?) zu Jenners (?) Sohn Violinlektion zu geben. Therese war den Abend mit der Schmidt und Werlen. Band 06 (VI.), Seite 74v
3890 1808 3 27 Heiter, aber sehr gefroren; das Wetter ändert sich noch nicht. Den Vormittag beim Grafen, besorgte für Quarin eine Loge zu „Julchen“. Ins Kärntnertor-Theater, besuchte Kárner und erzählte ihm, dass heute mittags 12 h im Universitätssaale zur letzten Musik Haydns „Schöpfung" gegeben und von der Fischer, Radichi und Weinmüller gesungen wurde. Die Kurzbeck bat den alten Haydn dabei zu erscheinen. Er ließ sich bereden, zierte sich mit der Pariser Medaille des Conservatoriums. Die Fürstin ließ ihn abholen. Salieri, Gyrowetz, Hummel empfingen ihn am Tor und Träger trugen ihn auf einen im Saal für ihn bereiteten Armstuhl. Ein allgemeiner Applaus, die Fürstin und Kurzbeck empfingen ihn. Er war sehr froh. Bei der Stelle „Es werde Licht" wurde wieder sehr applaudiert. Nach der ersten Abteilung konnte er’s nicht mehr aushalten, nahm er sehr gerührt für immer Abschied, segnete alle. Es war eine feierliche Stille, und ließ sich wieder unter den lautesten Beifallsäußerungen und Begleitung wegtragen. Haydn ehrte man doch noch im Leben in etwas. Therese speiste zu Haus, ich suchte mir Compagnie. Blieb bis ½ 7 h bei Kárner, dann ins Kärntnertor-Theater, fand Peter, blieb auch in seiner Compagnie. Nitschner schrieb Therese ein Billett, weil auf einen besonderen vom Fürsten erschlichenen Befehl sein Bursch mit Pässen zum Soldaten weggenommen wurde. Band 06 (VI.), Seite 74v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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