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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3881 1808 3 18 Strenge Kälte. Bei Nitschner „Lustiges Beilager" mit Prolog und Nachspiel als Gratulation. Heute starb der Schauspieler Rothe, vormals Direktor in Brünn; der März raubt uns viele Bekannte. Den Vormittag beim Grafen. Therese fuhr mit der Nitschner, mit mir, Brandl Therese und Mayerhofer, Röckel, Jean, Lotti, Rodler und Peter kam nach. Dolleschel war in voller Arbeit und wurde bis zum letzten Augenblick nicht fertig. Nach 1 h speisten wir und hatten mit der Mama viel Spaß. Um 4 h hielten wir eine sehr unvollständige Probe und um 7 h begann das Spektakel. Der Oberste und Nitschner saßen in der Mitte. Schon bei einem eingeschobenen Glückwunsch wurde sehr applaudiert, wozu Holdmann (?) und beide zwei (?) samt Nina den Ton angaben. Rührend war der Epilog und sehr brillant die Dekoration mit Namen und Sonne. Das Ganze wurde sehr gut aufgenommen. Wolfram (?) und Rosel, beide Genius, sahen sehr gut aus. Der Oberste Wachter von Wachtenburg (?), Frau, etc. machten uns sehr verbindliche Komplimente. Es wurde soupiert, alles war froh und sehr ermüdet wir um 12 h nach Haus. Band 06 (VI.), Seite 73v
3882 1808 3 19 Kalt und stark gefroren. Therese überraschte mich äußerst angenehm mit 6 neuen Chapeaux und den gesäumten Tücheln, welche mich sehr freuten. Um 8 h war großes Frühstück. Die Josephine, der wir eine nach dem neuesten Geschmack gearbeitete Zuckertasse gaben, worauf unsere Namenschiffre graviert, brachte mir 2 sehr schön gestickte Halstücheln. Beide Goldmann, Nina, Peter, Wobraska frühstückten mit uns. Therese ging gratulieren, ich zum Grafen. Mittags gingen Karner, Jean, Stegmayer, Frau zusammen zum Römischen Kaiser speisen, aßen schlecht. Therese entschädigte sich an süssen Sachen. Nach Mittag zu Hause, ruhte. Da kam die Goldmann, klagte, dass die Nagy zu ihrer Feier den Tempel von Janitz noch nicht habe. Ich machte mich von meiner Ruhe auf, ging mit Goldmann ins Laboratorium, zur Nagy, richtete mit Dolleschel den Tempel auf. Therese sang im Burgtheater „Wandernde Komödianten“, dann „Paul und Rosette“. Ich kleidete mich etwas um und ging mit Nina um 8 h zur Nagy, Hocheders Freundin. Wir durchgingen das ganze Quartier, sehr schön, prächtig, aber weniger mit Geschmack möbliert. Als Therese vom Theater kam, begann sie, Walluschek und Möglich, von der Müller auf der Harfe akkompagniert, der sehr überraschten Nagy einen Glückwunsch zu singen. Das Ganze machte ein schönes Tableau. Dann begann ein Quartett, Walluschek sang eine Buffo-Arie, die Müller phantasierte und erst nach 11 h wurde soupiert. Ich kam zwischen der Müller und einem gewissen Stadler zu sitzen, der in der Pachnerschen Papierniederlage ist und sich sehr unterhielt. Ich ward schon sehr schläfrig und kam erst nach 2 h nach Haus. Band 06 (VI.), Seite 73v
3883 1808 3 20 Ein kalter Tag und unerträglicher Staub. Feierliche Begräbnis des Schauspielers an der Wien Joseph Rothe, 49 Jahre. Den Vormittag beim Grafen und Promenade auf dem Kohlmarkt. Nach Mittag kam die Schmidt Karoline, abends ging ich ins Burgtheater. Zum 1. Mal „Brautwahl“ von Iffland, sehr artig, dann zum 2. Mal „Der unterbrochene Schwätzer“, Lustspiel in 1 Akt in gereimten Alexandrinern vom Verfasser des „Rätsels“; im Sonntagsblatt wird ein Cortezza genannt. Zum Schluss zum 3. Mal „Die Ehesteuer“, Lustspiel in 1 Akt von der Mad. Weissenthurn, unterhielt mich am wenigsten. Drei Neuheiten in einem Theater, welche Neuheit ! Ich war in Peters Compagnie und eilte nach dem Theater gleich nach Hause und ins Bett. Therese war den Abend allein. Band 06 (VI.), Seite 74r
3884 1808 3 21 Ein rauer, stürmischer Tag. Den Vormittag beim Grafen und Brandmayer. Mittags allein, nach Mittag kam Dolleschel, dem ich für Nitschner 102 fl., die Schneider und Röckel (?) die ich königlich belohnte. Joseph (?) und die Brandlische waren auch da. Abends ging ich wegen Peter und Mayerhofers Compagnie ins Leopoldstädter Theater „Romeo und Julia“ ein Quodlibet in 2 Akten von Kringsteiner, voll Zoten und Possen mit wenig Salz, unterhielt mich gar nicht. Therese war den Abend mit Werlen und Töpfer. Band 06 (VI.), Seite 74r
3885 1808 3 22 Sehr kalt, alle Tage schneit es. Keine Spur des eingetretenen Frühlings. Den Vormittag beim Grafen. Therese war wie gewöhnlich bei Stöger und Rohrweck, die ihr erzählte, dass ihr Mann die Überraschung zu seinem Namensfeste mit dem Transparent sehr übel aufnahm und sogar unartig war. Mittags allein. Meine Mutter, Krieghammer und Csekonics schrieben mir, erstere schickte mir durch Stürmer (?) einen vortrefflichen Schinken. Am Nachmittag schrieb ich, auch meiner Mutter, abends las ich, dann ging ich aus. Therese war zu Haus und zwar allein. Stürmer (?) holte den Brief ab und ging ins Kärntnertor-Theater „Wald bei Hermannstadt“. Band 06 (VI.), Seite 74r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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