Sehr warm. Früh zum Grafen, Brandmayer und auf die Maut, wo ich vergebens den ganzen Vormittag zubrachte. Therese hatte Probe vom „Opferfest“, wegen der Köhl, geb. Valesi, welche heute im Kärntnertor-Theater zum 1. Mal als Myrha auftritt. Anders singt zum 3. Mal. Bei der Probe machte der Weigl Therese Mut, da er ihr sagte, sie müsste bald eine Reise nach Laxenburg machen, da zum Geburtstag der Kaiserin am 6. Juni die Kantate wieder gemacht wird. Zu der Zeit kann dies nützen ! Mittags allein, nach Mittag kam Salieri. Therese sang mit ihm, und es wurde bestimmt, dass sie samt Nina morgen mit Braun rede und von ihm samt Empfehlungen ein schriftliches Zeugnis fordern soll. Ich war am Nachmittag auf der Hauptmaut und in Keglevichs Quartier. Abends in Compagnie im Riedlischen Bierhaus, wo ich Kárner, Schwertner (?) und Wanzmann traktierte. Ich plauderte mit dem Arbeitshauspfarrer, Michel, Wisenfeld. Alle fragten mich um meine Meinung wegen der Köhl. Sie gefiel im Ganzen gar nicht, es mangelt ihr Vortrag, Spiel und Verständlichkeit und wurde mit aller Anstrengung vorgerufen. Therese hatte außerordentliche Furcht, sang aber sonst gut.
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Früh Regen, veränderlich. Der Francisca Paër Akademie im Kleinen Redoutensaal, mittags 12 h. Am Vormittag beim Grafen und dem General Novak (?) wegen des Grafen Hausverkauf. Therese ging zu Weigl, dann zu Riedl wegen Laxenburg. Mittags war meine Mutter bei uns. In langer Zeit machte ich Kárner einen Besuch und ging, als Görög kam. Mit dem Grafen sprach ich vom Theater, wegen Therese wird er selbst mit Braun reden. Sprach sehr viel mit Sonnleithner und merkte, dass er unser Freund nicht ist. Nach Mittag ging Therese mit Ninna zum Braun, um zu sondieren, und ihn wegen Attestat, im Fall er die Theater übergibt, zu ersuchen. Er war sehr artig, versprach selbes, sagte aber, es sei noch nicht gewiss, denn es fehle ihnen noch an 200.000 fl. Übrigens ließ er nichts merken und Therese berührte auch die Saite nicht. Später gingen meine Mutter, Therese und ich ins Maurer Bad, ich badete, indessen machten meine Mutter und Therese bei der Holzschreiber Huber einen Besuch. Sie wurden sehr freundschaftlich empfangen. Ich kam nach und wir blieben bis gegen 8 h. Ich schlenderte noch herum, ging ins Burgtheater, dann nach Haus. Therese brachte ich weißes Lesson (?)-Zeug auf einen Hut.
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Heiter. Sehr früh mit dem Remele zum Högler, zum Grafen, später mit ihm zum Remele, dann eine Weile herum. Meine Mutter, Jean und Eckhart waren unsere Gäste. Ich hatte mit Therese Verdruss, weil sie sich um das Hauswesen so gar nicht annimmt und nicht denkt, dass für 5 Personen mehr als für 2 angetragen werden muss. Heute erhielten wir bei 50 [?, Gewichtsangabe fehlt] Zucker und so viel Schmalz; in diesem Monat kostet die Küche enorm viel. Nach Mittag arbeitete ich zu Haus und zum Reimann nachsehen. Abends ins Burgtheater „Opferfest“, Mad. Köhl zum 2. Mal. Es war sehr leer und so wenig Aufmunterung. Therese sang sehr rein und erhielt vielen Beifall.
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Früh heiter, dann trübte es sich. Feuerwerkstag, unglückseliges Verhängnis über Stuwer. Am Vormittag beim Grafen, Brandmayer und Pfersmann, Therese und meine Mutter speisten bei der Frau Gothel Huber in der Roßau. Ich arbeitete, dann speiste ich in Compagnie mit Eckhart. Mittags verfinsterte es sich sehr. Nach Mittag arbeitete ich zu Haus. Da kam Csekonics, der krank lag, und Wilhelm. Er zog mich ins Schlafzimmer, fiel mir um den Hals und bat mich, ihn zur Firmung zu führen, welches ich ihm zusagte, nachdem er mir viel Gutes verheissen. Ich erwartete zu Haus Kárner, er kam mit Hampel. Es fing zu donnern und zu regnen an. Letzteres dauerte kaum eine Stunde, und so wurde Stuwers Feuerwerk abgesagt. Abends ging ich zum Bildhauer Wallner (?), brachte ihm den Amor als Bogenschneider. Ich war hungrig und soupierte auf dem Neubau bei der Kugel.
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Den ganzen Vormittag beim Grafen und im Gebäu von Keglevich. Mittags war die Rosalie unser Gast. Nach Mittag zu Haus. Es kam die Köhl, Lissl mit seiner Frau zu Besuch. Abends ging ich mit Therese zum Peter und brachten ihm eine Salami. Wir blieben bis gegen 8 h, dann führten wir die Therese nach Haus und in Compagnie zum Zeisel soupieren. Schon um 10 h war ich zu Haus und fand einen Brief vom Keglevich, der mich sehr beleidigte und den ich aber so bitter beantwortete, wozu fast die dumme Intrige des Kammerdieners die Veranlassung gegeben haben mag. Ich schrieb bis 12 h und bestimmte den Husaren morgen früh 9 h zu expedieren.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).