Ein schöner Tag. Der Vormittag wie sonst. Therese ist heute vom Fieber frei. Mittags waren Krieghammer, Moreau unsere Gäste, Kathi und Radl kamen mit. Nach Tische ging Therese mit den Salierischen zur Firmung. Alle 3 Mädchen kamen, auch Salieri selbst. Wir tranken Kaffee. Um 6 h gingen Therese und ich mit den Salierischen auf die Bastei zum Roten Turm, bedienten sie in dem neuen Erfrischungszelt des Lehner (?) mit Gefrorenem. Dann ging Therese mit ihnen zu uns, wo schon Braunmüller mit den 2 Urbain ihrer warteten, und den Abend im Spiel zubrachten. Ich war im Kärntnertor-Theater „Romeo“, dann mit Lang auf der Glacis. Es war ein schöner Mondabend. Therese fand ich über das Fenster schauen. Es war heute bei uns großes Kaffeetrinken.
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Vormittag heiter, nach Mittags Regen, auch in der Nacht. Den ganzen Vormittag beim Grafen. Der Graf war sehr charmant, gab mir 140 fl. Zulage, sagte, dass er mir sein ganzes Vertrauen schenke, dass er wünschte, dass wir immer beisammen blieben; ich solle bedenken, dass ich auch älter werde, dass ich bei ihm versorgt wäre und dass der Stein des Anstoßes dieser gewesen wäre, dass ihm in großen Häusern gesagt wurde, ich und Kárner wären bei der geheimen Polizei. Ich musste laut auflachen. Richart besuchte ich im Gewölbe. Die Dichtler war unser Gast. Nach Mittag besuchten Therese und ich Oeppinger, weil sie wieder einen Anfall von Fieber hatte. Er verschrieb ihr und sagte, sie solle sich gleich legen. Das Fieber und die Eifersucht quälen sie in einem hohen Grad. Ich hatte mit ihr einen mächtigen Sturm, bis ich sie beruhigte. Der Fieberanfall, besonders die Hitze war so heftig, dass sie einige Male ohnmächtig wurde. Richart besuchte sie, fand sie aber in der größten Hitze. Mittags arbeitete ich zu Hause. Abends ins Theater an der Wien, zum 1. Mal „Der junge Herr von Horowitz aus Leoben“, Lustspiel in 3 Akten aus dem Französischen von Gewey. Ein elendes Sujet, ich begreife nicht, wie Gewey dieses übersetzen konnte. Das größte Verdienst hat Gewey, denn seine Lokalisierung ist noch das Beste. Es fiel ganz durch. In der 2. Galerie fand ich Michel und Lang, und blieb bei ihnen. Nach dem Theater nach Haus. Therese hatte weniger Schmerzen, fühlte sich aber sehr matt. Sie musste noch abends den Oeppinger rufen lassen.
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Ein schöner Tag. Therese hatte heute einen vom Fieber freien Tag. Den Vormittag beim Grafen. Die Richart besuchte Therese, brachte ihr einen Mantel von französischem Dünntuch, der Dichtler Wolle, Bänder etc., dann Spargel und eine schöne Gans. Mittags war die Dichtler unser Gast. Nach Tische zum Grafen, welcher abreiste. Ich wollte Therese auf der Bastei abholen, sie war aber schon zu Hause. Nach Mittag blieb ich bis 6 h zu Haus, zu Richart und ins Kärntnertor-Theater „Romeo“, dann ins Burgtheater „Dienstpflicht“, Leissring (?) als Fürst, gefiel nicht. Den Abend war Richart bei Therese bis 10 h.
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Ein schöner Tag. Therese hatte wieder Fieber, aber nicht so heftig. Früh zum Grafen, Neuling, Theaterkasse um die Loge im Kärntnertor-Theater. Arbesser begegnete ich, beim Kärntnertor-Theater trafen wir Lang, ich ging hinaus zum Keg[levich ?]. Um ½ 12 h Institutssitzung, wo Kuefstein präsidierte. Es war Kassenrevision, bei welcher er uns sehr viel Verbindliches sagte. Der Ausschuss wies mir und dem Sekretär jedem 75 fl. Remuneration an. Ich machte eine Promenade auf dem Graben und Kohlmarkt, saß auf der Lästerbank, um 1 h nach Haus. Bei uns waren Krieghammer mit Gabrieli und Rottruff, Jeanette, die Richart, welche unser Gast mit Moreau war. Nach Mittag 4 h machten Berger und Zimmermann uns ihren ersten Besuch mit ihren Mädchen. Arbesser kam nachher. Um 5 h ging ich mit ihnen in den Prater. Richart blieb bei Therese, welches mich sehr freute. Abends in Compagnie ins Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“ und „Bacchus“. Nach dem Theater nach Haus, es war ein sehr schöner Abend.
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Vormittag heiter, nach Mittags Regen. Am Vormittag bei Stegmayer, Klimbke und Richart. Mittags allein. Krieghammer besuchte uns, Therese lud sie nach Mittags auf Kaffee, die Rottruff kam mit. Albert besuchte uns auch. Ich schlief eine Weile, arbeitete, unterhielt mich mit den Damen. Um 6 h einen Augenblick zur Richart, die Ritzin (?) war da. Dann ins Kärntnertor-Theater, Generalprobe von „Alonso und Cora“, Musik von Mayr, Crescentini sang den Alonso. Die Probe dauerte von 7 bis ½ 1 h nachts. Brizzi und Crescentini hatten wegen dem Militär öffentlich Zwist. Braun sprach nicht ein Wort dazu. Ich plauderte viel mit Platzer, Neumann, Pfersmann, Mayer. Um ½ 11 h ging ich nach Haus. Eine Arie von dem Kabalisten Brizzi, die er heute erst einlegte, und die 3mal gemacht wurde, vertrieb mich. Die Richart schenkte Therese den Abend. Heute schrieb ich dem Kárner wegen Casimir für Salieri und Arbesser.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).