Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 2456 - 2460 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2456 1804 4 24 Meines besten Vaters Namensfest. O lebte er noch ! Welche Freude würde ich fühlen ! Er war mir alles. Früh zum Grafen, zu Richart in die Hütte, die mir eine Reihe schlechter Streiche von ihrem Mann erzählte, zu Kárner und speisen. Mittag war die Krieghammer unser Gast, nach Tische kam die Rottruff. Mit beiden und Therese ging ich an die Donau zum Schiffermagazin, wo ich ein Geschäft hatte, zur neuen Brücke und bei den Weissgärbern herein. Therese hatte Kopfschmerzen, musste sich zeitlich legen, hatte in der Nacht außerordentliche Hitze und machte mir sehr bange. Um 6 h ging ich zu Kárner, erzählte ihm meine Fatalität mit Richart, er gab mir den Rat, mich sehr gleichgültig zu betragen, nicht nachzugeben, seine Forderung abzuschlagen und ohne Scheu wie bevor ins Haus und Quartier zu gehen. Um 7 h ins Kärntnertor-Theater „Kosakenoffizier“ und Terzett. Um 8 h ins Gewölb, ich war mit Richart und ihr allein. Sie sagte mir, was der Schuft sich erfrechte, von mir zu behaupten. Meine Antwort war kurz. Ich sagte ihr, dass er als der Flegel eines Advokaten wissen müsse, was für eine Strafe das Gesetz dem Verleumder bestimme, der er ist. Ich werde mich pünktlich nach dem Buchstaben des Gesetzes halten. Dann wollte er wissen, was ich in seinem Hause wolle. Dies habe ich ihm gar nicht zu beantworten. Mit seiner Frau sei ich in Geldverbindungen, wovon er als Spieler gar keine Notiz zu nehmen habe. Ich mäßigte mich mit aller Macht, sonst hätte ich ihn erwürgt; ging fort, mit Lang auf die Bastei, um mich zu fassen. Band 05 (V.), Seite 24r
2457 1804 4 25 Den Nachmittag wie gestern. Mein liebes Weib befindet sich heute besser, wie beruhigend für mich. Therese bekam von der Lisette Turnau eine Haube mit Petinet-Spitze, und ein Paar silberplattierte Leuchter samt einem Billett zum Präsent, welches sie sehr angenehm überraschte. Mittags war Eckhart unser Gast. Nach Mittag arbeitete ich, ging mit Therese zum Schiffsmagazin, dann über die Bastei nach Haus. Therese ging den Abend zu Hocheder, ich ins Burgtheater „Scheinverdienst“, sehr leer, 67 fl. Einnahme. Ich war im 3. Stock. Beim 3. Akt schlief ich ein, und ging mit Lang auf die Glacis spazieren. Im Nachhause gehen sah ich Richart, der auf mich schimpfte, beim Hause vis-à-vis passte und den ich nur auslachen konnte. Die Ärmste hat mit diesem elenden Geschöpf ein böses Schicksal. Sie beschloss, sich von ihm von Tisch und Bett zu trennen und beschwor, es unwiderruflich auszuführen. Um ½ 10 h lag ich schon. Band 05 (V.), Seite 24r
2458 1804 4 26 Wie gestern, außer dass mich die Brandlin bitten ließ, ihr zu raten und zu helfen, weil der Franz sich einen Conto von 80 fl. zahlen ließ, das Geld behielt und entfliehen musste, weil der Vater den vermeinten Schuldner im Kaffeehaus um die Zahlung ansprach. Ich ging zu Kárner und beredete ihn, Brandl zu sich rufen zu lassen. Mittags allein, nach Mittag war ich bis 5 h zu Haus, dann mit Therese zur Richart auf den Markt. Es erhob sich ein kalter Wind und es fing zu regnen an. Ich ging zu Kárner, fuhr mit ihm ins Leopoldstädter Theater, dann ich allein ins Kärntnertor-Theater „List gegen Misstrauen“, Lustspiel in 1 Akt aus dem Französischen. Ein allerliebstes, sehr witziges Stückchen, in dem auch Mad. Renner ganz charmant spielte. Im Stück war außer ihr nur der Roose, der mir aber nicht Genüge leistete. Er konnte von Sprache und Charakter den verkleideten Bedienten nicht soutenieren. Danach „Verliebte Torheiten“. Die Renner wurde vorgerufen und dankte mit Verbeugungen. Das Ballett begann sehr spät, weil Gallet mit dem Katter wegen eines Solos, welches K[atter ?] bringen sollte, raufte und der Flötist Gehring (?) sich darein mengte. Anfangs war ich im Parterre, dann im 3. Stock, wo ich mit Lang zusammentraf. Nach dem Theater nach Haus. Richart kaufte mir ein Tranchierbesteck. Band 05 (V.), Seite 24r
2459 1804 4 27 Ein schöner Tag. Den Nachmittag bei Richart, beim Grafen, Brandl, dann nach Hause. Richart bereute gleich einem von Bosheit ganz angesteckten Heuchler seine Schurkereien und gibt in keinem Falle zu, dass sie allein ihr Zimmer nehme, unter dem Vorwand, es sei seiner Ehre und seinem Dienste nachteilig. Mittags allein, wir schnitten das von meiner Mutter geschickte Nierenbratl an Nach Mittag arbeitete ich bis 5 h, dann zu Kárner. Bei Kárner erwarteten wir Franz Brandl vergebens; der eigensinnige Starrkopf verdirbt sich selbst. Kárner fuhr ins Theater an der Wien „Spiegel von Arkadien“, die Laucher und Renner spielen darin. Im Kärntnertor-Theater „Räuberhöhle“. Therese bekam Besuch von der Hitzinger, machte Toilette und spielte seit dem 5. März wieder zum ersten Mal. Ich ging ins Kärntnertor-Theater und fand es sehr leer, noch leerer war es aber im Burgtheater „Liebhaber und Nebenbuhler“. Anfangs plauderte ich im Parterre mit Denner und Frau, dann im 4. Stock mit Rucker, später kam Lang. Therese spielte mit vieler Laune und erhielt von dem kleinen Publikum großen Beifall. Nach dem Theater ins Bett. Band 05 (V.), Seite 24v
2460 1804 4 28 Ein angenehmer, warmer Tag. Früh in die Kasse, sonst wie gestern. Als ich von Kárner nach Haus kam, fand ich Therese im heftigsten Fieber-Paroxysmus liegen. Mein Schrecken war nicht klein, es bestürzte mich sehr. Ich schickte gleich zu Oeppinger, welcher nach Tisch kam und ihr etwas verschrieb. Die Krieghammer Kathi war unser Gast, sie ging gleich nach Tische. Ich arbeitete bis 7 h, ging dann auf Theresens Zureden mit Klimbke ins Kärntnertor-Theater, zum 1.Mal „Julia und Romeo“, Crescentini tritt als Romeo auf, die Natorp als Julia und Brizzi als Vater singen mit ihm, 2 neue Dekorationen von Sacchetti. Doppelte Preise. Ins Parterre, wo ich Lang traf, mit Albert, Nina, der Müller von der Wien und mehr anderen plauderte ich. Es machte mir lange Weile, dauerte bis nach 10 h. Crescentini gefiel nicht so, wie man’s erwartete. Wegen Therese war ich im Theater stets unruhig, stets dachte ich ihrer. Therese fand ich sehr im heftigsten Kopfschmerz. Von Brandmayer bekam ich 6 Ellen blauen Casimir. Band 05 (V.), Seite 24v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b