Ein schöner Tag. Fahrt nach Mittag auf den Cobenzl mit der Gabrieli. Gestern hatte ich Alteration und fühlte mich sehr matt, heute ist mir etwas besser. Ich blieb bis 9 h im Bett. Klimbke besuchte mich, er reist morgen nach Neustadt und bat mich um Empfehlungen an Liss (?) und Hohenrain in Pöttsching, die ich ihm schrieb. Vormittag arbeitete ich zu Haus bis 11 h, ging zu Klimbke, Therese und ich zu Richart. Sie war vorher mit dem Finettl wegen seinen Augen bei Bohrer, dann auf der Bastei. Mittags waren wir allein. Nach Tische arbeitete ich, dann zu Richart in die Hütte. Heute endet sich der Markt. Ich fand sie aus der Nase bluten, lief um Essig und Tuch zu Brandl und gab ihr meine Schnupftücher. Therese holte mich mit der Gabrieli im Wagen bei der Richart ab, um ½ 6 h fuhren wir weg. Es war ein angenehmer Abend. Cziskowsky empfing uns sehr freundlich. Wir promenierten gleich im Garten herum, besuchten die Veilchen- und Tulpenflur, soupierten um 8 h, sahen vorher aber noch des Grafen Zimmer. Therese fühlte Kopfschmerzen und legte sich nach dem Essen, Cziskowsky, Gabrieli und ich gingen noch in den Garten. Es war ein heller Mondenschein und eine schöne Nacht. Cziskowsky blies auch das Posthorn gegen den Kahlenberg, es gab doppeltes Echo. Auf dem Weg nach Wien sahen wir das stolze Wien im Nebeldampf zu unseren Füßen eingehüllt. Um 11 h legten wir uns erst. Um ½ 12 h, wir schliefen schon, kam der Postoffizier Melzer (?). Er schlief da, empfahl sich aber schon um 4 h früh. Ich stand um ½ 4 h auf, setzte mich auf den Schranken und sah den wässerigen Aufgang der Sonne.
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Pfingstsonntag. Der frühe Morgen war schön, dann stiegen die Nebel auf. Es erhob sich ein starker, kalter Wind, nach Mittag heiterte es sich auf, der Nachmittag und Abend waren sehr angenehm. Den ganzen Morgen schlich ich herum, bald in den Kuhstall, Maierhof und Garten. Therese lag bis 7 h. Um 8 h kam meine Mutter, mein Bruder, Joseph und Richart. Wir frühstückten gut und mit Laune. Gleich nachher ging’s durch den Garten auf den Kahlen- und Leopoldiberg. Therese machte aus Eifersucht dumme Streiche, weil Richart auf den Kahlenberg ging, forçierte sie sich, auch mitzugehen, obwohl sie anfangs bestimmte, in der Alpenhütte zu bleiben. Sie ging sich außer Atem, musste beim ersten Berg rückkehren. Die Gabrieli war ihre Begleiterin, verging sich und irrte bis 1 h im Walde herum. Cziskowsky führte meistens die Richart, ich ging allein und mit meiner Mutter. Auf beiden Bergen trafen wir Bekannte. Auf dem Kahlenberg sahen wir das neue Casino, hörten ein Stück der Predigt, besuchten dem Prince de Ligne seinen Garten und Zimmer. Um 1 h kamen wir zurück und fanden Therese nirgends. Meine Angst und Verlegenheit war groß. Cziskowsky schickte gleich Leute aus, sie zu suchen. Ich mit meiner Mutter und Richart gingen nochmals in den Garten. Sie kamen uns aber mit Moreau, der nachgekommen war, bald entgegen. Theresens Anfälle von Eifersucht kamen wieder, sogar auch über Tische. Wir aßen, aber ohne frohe Laune. Nach Tisch söhnten sich die beiden Weiber über Vermittlung meiner Mutter aus. Mit frohem Mut wurde Kaffee getrunken, in den Garten gegangen und einige schöne Plätze besucht. Fatal war es mir, dass wir schon um 6 h nach Haus fahren mussten, die angenehmste Zeit konnten wir gar nicht genießen. Die Männer gingen, ich fuhr mit den Damen. Um 7 h waren wir zu Haus, da ging ich mit Therese und Richart in den Seitzerhof speisen und um 8 h schlafen. Heute mittags um 1 h starb der Kontrollor im National-Theater Joseph Kraus im 48. Jahr.
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Pfingstmontag. Ein schöner Tag. Um 11 h sang Therese in der Johannskirche im Invalidenhaus, meine Mutter und Dichtler begleiteten sie. Mittags aß sie bei der Uhrmacherin, war nach Mittags zu Haus, führte gegen Abend meine Mutter und Hitzinger durch die Burggänge. Ich früh zum Grafen, dann mit Lang an der Donau bis Nussdorf, speisten beim Lamm gut, weideten uns an den schönen Aussichten des Gebirgs, der Stadt, der Brigittenau und kamen abends 9 h zurück. Therese erwartete mich am Fenster. Ich rief sie herab, ging mit ihr bis 11 h spazieren, dann schlafen. Es gab wieder einen Eifersuchtsanfall.
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Schön und warm. Den Vormittag beim Grafen. Im Rückweg machte ich Richart einen ersten Besuch im Gewölb. Ihr Mann nahm die Uhr heraus, will sich erhängen, sagte aber doch, wenn sie ihm 2000 fl. zahlt, will er von ihr und dem Gewerbe nichts mehr wissen. Die Hahnin (?), welche er täglich überlauft, soll die Mittlerin sein. Es ist kaum zu denken, wie ein Mensch so schlecht sein kann. Mittags war meine Mutter unser Gast, morgen reist sie ab. Nach Mittags arbeitete ich. Abends mit Therese wegen Bergers Schale in die Porzellanfabrik, am Wasser herein, die Dichtler ging mit. Zusammen ins Kärntnertor-Theater „Romeo“, Therese ging auf’s Theater, ich ins Parterre, später ins Burgtheater „Waldmädchen“, dann mit Lang zu Dausagin (?) und zum Kreuz in den Garten soupieren. Es war ein prächtiger Mondabend. Auf dem Stock-im-Eisen-Platz fand ich Harmonie, die mich bis 12 h bei sich hielt.
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Ein angenehmer Tag. Der Vormittag wie sonst. Krieghammer und Kathi besuchten uns, sie kamen erst gestern an. Wir luden sie auf morgen zum Speisen. Salieri bat Therese, ihm morgen seine Tochter zur Firmung zu führen. Sie kann es nicht abschlagen, ging zum Scheiger und Walnefer und kaufte bei letzterem recht artige Ohrgehänge. Mittags allein. Heute reiste meine gute Mutter ab, früh machte ich ihr meinen Abschiedsbesuch. Nach Tische arbeitete ich, dann mit Krieghammer und Kathi wegen einem Suppentopf ins Gewölb, wo das Parapluie repariert wird. Dann wegen der Schale in die Porzellanfabrik, leider vergebens. Therese machte der Richart einen Besuch. Abends ins Kärntnertor-Theater „Baum der Diana“. Die Eigensatz trat zum 2. Mal auf, als Amor. Die Oper wurde ein ganzes Jahr nicht gegeben. Schulz (?) machte als Diana Furore. Die Eigensatz wurde mit Lärm vorgerufen, sprach aber nichts. Therese hatte heute wieder einen Anfall von rheumatischem Fieber und musste sich legen. Bei Berg[er?] soupierte ich.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).