Angenehmes Wetter; nach Tisch regnete es eine Stunde, dann heiterte es sich wieder aus. Früh zum Grafen, nach 11 h nach Haus. Therese ist etwas besser, muss aber im Bett bleiben. Nachher zum Schotten, wo ich Lang traf, zusammen zur Nussdorfer Linie, über die Wiesen nach Nussdorf zum Albert, wo wir vom Lamm speisten. Nach Tisch ruhten wir aus. Um 3 h tranken wir Kaffee, blieben noch eine Stunde. Dann führte er uns in den Fellnerischen Garten, zeigte uns jemand des Schikaneders [Haus]. Nachher empfahlen wir uns, gingen noch eine Strecke aufwärts gegen die Nussdorfer Maut, kehrten um und schlichen auf dem Damm bis zur Reiterkaserne, fuhren über die Donau und begaben uns in die Brigittenau, durch den Augarten in die Leopoldstadt zum Roten Stern, wo wir soupierten. Ich unterhielt mich ganz vortrefflich und lebte einen angenehmen Tag. Um ½ auf 10 h war ich zu Haus und traf mein gutes Weib an Kopfschmerzen leiden. Abends befindet sie sich wieder schlimmer.
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Den Nachmittag wie sonst. Bei Brandl war ich auch. Therese hatte Besuche von ihrer Schwester, Turnau und Töpfer Babett, welche mit mir speiste. Ich hielt ihr das unanständige Betragen vor, welches sie im Kärntnertor-Theater im Parterre noble mit einem jungen Menschen vollbrachte, und wovon mir Kárner Kunde gab. Nach Tische arbeitete ich bis 4 h, dann mit Finettl in die Porzellanfabrik, wo ich ein Déjeuner auf 6 Personen nahm, und anderes von blauem Porzellan, unter anderem auch für Richart, die gestern ihr Zimmer für sich allein nahm und ihr Bett von jenem ihres Mannes separierte. Abends ins Kärntnertor-Theater, Brizzis Einnahme, 2 Kantaten, „Abälard und Heloise“, dann „Der Götterbund in Österreich“. Er sang mit den beiden Sessi, verbunden mit dem Ballett-Corps, gefiel wenig. Er sang als Mars eine Polonaise. Bei Therese war die Richart.
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Ein veränderlicher Tag, windig und großer Staub. Erstes Feuerwerk. Der Morgen war schön und im Augarten sehr voll. Der Vormittag wie gewöhnlich, nur dass ich Therese, welche sich heute auf den gestrigen Schweiß viel besser befindet, einen niedlichen goldenen Kamm bei Walnefer kaufte, und dass sie von Richart die silbernen Schnüre mit Quasteln erhielt. Sie muss noch im Dunst liegen bleiben. Kárner besuchte ich. Nach Tisch arbeitete ich bis 4 h, dann begab ich mich ganz in den Prater in die galante Allee. Es waren wenig Menschen, der Wind leicht und ich dachte immerzu nach. Ich traf anfangs Ziegelhauser (?), Wisenfeld, später Berger, Arbesser, die Zimmermann. Um 8 h kam Lang; wir blieben zusammen und soupierten im Roten Kreuz. Ich bekam ein sehr schönes rot piquetenes Gilet mit zarten Sträußeln zum Geschenk, die mir sehr gefällt. Um ¼ auf 12 h kam ich nach Haus. Auf dem Feuerwerksplatz sammelten sich wider Erwarten viele Menschen; da Feuerwerk war sehr mittelmäßig. Therese befindet sich besser und hatte die Schmirer Jeanette, Gabrieli und Nina zur Gesellschaft.
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Früh und nach Tisch etwas Regen, sonst trübe. Der Vormittag wie sonst. Bei Richart traf ich Arbesser und hörte, dass sie wegen Schulden und Zinsabrechnung mit der Bernbrunn (?) Verdruss habe. Mittags aß ich an Theresens Bett. Die Ärmste befindet sich besser, muss aber noch dunsten. Es wurde ihr Probe von „Maria“ angesagt. Drei Monate gaben sie ihr nichts zu singen, und jetzt, da sie krank ist, pressieren sie. Nach Tische arbeitete ich bis 5 h, zu Kárner und mit ihm in den Prater. Um 7 h ins Burgtheater „Hagestolze“, Mad. Renner als Margareth. Ich war im Parterre, dann im 3. Stock, fand da Klimbke, Lang. Es war nicht voll, Mad. Renner spielte brav, gefiel, wurde vorgerufen und dankte mit Verbeugungen. Therese hatte wunde Lefzen und heftige Schmerzen. Im Kärntnertor-Theater „Romeo“, die Natorp ließ der Tomeoni ihre Arien weg.
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Heiter. Therese schlief gut. Früh arbeitete ich, dann zum Grafen etc. Richart prokurierte uns 4 Ellen Batist, welcher nicht teuer und sehr schön ist, und ich kaufte mir noch einen runden Hut. Beim Brandl fand ich den Franz schon installiert und alles in gutem Einvernehmen. Nach Tische besuchte mich Katter (?) und lud mich im Namen des Müller auf morgen zur Generalprobe von „Schnudi und Evakathel“ ein. Ich speiste allein. Therese bekam Kopfschmerzen und musste sich auf die Füße Sauerteig legen lassen. Die Lavotta, Rosalie, mein Bruder besuchten uns. Nach Tisch arbeitete ich. Abends begab ich mich ins Burgtheater „Weiberehre“, nach mehreren Jahren wieder eine aufgewärmte Speise. Klimbke kam mit Lang in den 3. Stock. Bei Therese war die Gabrieli.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).