Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 2476 - 2480 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2476 1804 5 14 Ein höchst unangenehmer, frostiger Tag. Den Vormittag beim Grafen, Kárner, Therese holte ich bei der Richart ab, sie war ein paar Stunden bei ihr in der Hütte. Mittags aßen Kárner, Csekonics, Julie, Prinster und Werlen bei uns. Um 4 h fuhren Therese, meine Mutter, welche wir beim Großmann (?) abholten und ich ins Rote Haus zur Taufe von Barth[olomäus] Rehbocks neugeborenem Mädchen. Sie erhielt die Namen Sophie Theresia Johanna. Kárner gab 4 Dukaten zum Angebinde, sonst beschenkten wir alles königlich. Wir mussten nolens volens nach der Taufe noch Kaffee trinken und kamen erst um ½ 6 h nach Hause. Ich arbeitete, bei Therese war die Frau Mutter, gegen 7 h kamen die Csekonics, Julie, später Kárner, Jeanette, Gabrieli, Richart und Turnau. Letztere separierte sich mit Therese ins Schlafzimmer, wir anderen saßen zusammen, plauderten von unserem Eisenstadt, Theater, unseren Jugendstreichen etc. Wir bedienten die Gesellschaft mit Gefrorenem allerlei Art, Rosoglio etc. Ich begleitete die Gabrieli, Csekonics und Richart nach Hause. So verstrich der letzte Abend vor Kárners Abreise, an dem wegen Trauer der Kaiserin Louise kein Theater war. Band 05 (V.), Seite 26v
2477 1804 5 15 Kalt. Der Vormittag wie gestern, nur dass ich mich bei Kárner beurlaubte, welcher um 12 h nach Eisenstadt fuhr. Meine Mutter und Therese fand ich in der Hütte bei Richart. Mittags allein, nach Tische arbeitete ich. Um 5 h ging ich mit meiner Mutter zum Wasser, zeigte ihr die neue Brücke, dann nach Haus. Therese ging zur Richart, ich ins Burgtheater „Das war ich“ und „Tänzerin aus Athen“. Im 3. Stock traf ich Lang. Heute wurde im Ballett der 3. und der halbe 5. Akt wegen der Capelletti weggelassen. Nach dem Theater ins Bett. Heute kaufte ich mir vom Reithamer (?) 9 Ellen geschnierleten (?) Casimir. Band 05 (V.), Seite 26v
2478 1804 5 16 Kalt wie im Oktober. Der Vormittag wie sonst. Mittags war meine Mutter und Albert unser Gast. Nach Tisch war ich zu Haus, mit Therese bei Richart. Abends ins Burgtheater „Dorfbarbier“, Therese war in der Loge, dann ins Kärntnertor-Theater „Hagestolze“ Eigensatz (?) zum ersten Mal als Margareth. Sie hat eine hübsche Figur, kein angenehmes Organ, spielte ganz gewaltig viel, arbeitete mit den Händen viel herum und war nicht das herzliche, liebevolle, unschuldige naive Wesen, das sich der Dichter in der Margareth dachte. Sie wurde vorgerufen, dankte für die Nachsicht, Huld, versprach Fleiß und dergleichen. Band 05 (V.), Seite 26v
2479 1804 5 17 Kalt, unerträglicher Staub. Heute schrieb ich an Cziskowsky, dass wir ihn Sonntag mit meiner Mutter, Bruder, Gabrieli und Richart besuchen werden. Mittags war meine Mutter bei uns, nach Tische arbeitete ich. Abends ins Theater an der Wien „Samori“, Oper in 2 Akten vom Abt Vogler, Poesie von F[ranz] X[aver] Huber. Schöne Dekorationen, ein ganz hübsches Buch und da auch ganz angenehme Musik. Das erste Verdienst hat die Musik nicht, sondern die Dekorationen. Sie gefiel, aber nicht mehr. Der Scharlatan Vogler taktierte nur und dirigierte ohne Klavier. Die Einnahme war 900 fl., also schon das erste Mal nicht ganz voll. Ich war in Compagnie im 2. Stock. Band 05 (V.), Seite 26v
2480 1804 5 18 Ein angenehmer Tag. Cziskowsky schrieb und bat, dass wir schon morgen abends kommen möchten. Ich antwortete ihm ja, und Therese ging zur Gabrieli, um sie schon für morgen mit uns auf den Cobenzl zu engagieren. Früh zu Uffenheimer wegen Dukaten und Talern, dann auf die Hauptmaut. Sie gaben mir 500 fl. zu viel, die ich ihnen nach Mittags schickte. Die Messieurs verlangten, ich sollte es ihnen selbst bringen. Die Dichtler war unser Gast. Nach Tische arbeitete ich, schrieb an den Grafen, zu Richart, wo mich Therese wegen der 500 fl. zweimal holte, nach Haus. Meine Mutter, und Töpfer besuchten uns, auch Eberle (?) mit Frau, der ich 3 ½ Ellen Tuch für 36 fl. 45 x gab. Ich bediente sie mit Malaga. Therese war gestern und heute abends zu Haus. Um 7 h ging ich ins Burgtheater „Glück bessert Torheit“, vorher hatte ich mit Lang wegen der morgigen Fahrt viel Verdruss. Ich sah im Parterre noble die neuen, sehr schmalen und unbequem gemachte Sitze, alle zum Sperren. Dann in Compagnie auf die Glacis spazieren. Mich schmerzt die Goldene Ader. Die Uhrmacherin brachte Therese elastische Strumpfbänder, ich kaufte ihr 10 3/4 Ellen schwarze Spitze. Band 05 (V.), Seite 27r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b