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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1286 1801 2 12 Therese hatte früh und abends Probe im Theater. Ich war am Vormittag bei Stessel, im Bureau, beim Grafen. Mittags speiste die Perschl bei mir, Therese bei Ascher. Nach Mittag fuhren Lichtenstein und ich zum Brandmayer. Da der Wagen noch nicht fertig war, besuchten wir die Porzellanfabrik, wo sich Lichtenstein einen blauen Service bestellte. Wir fuhren mit dem neuen Batard zur Probe über die Glacis. Ich ging zu Klimbke und mit Welker auf ein paar Akte ins Burgtheater „Selbstbeherrschung“; dann in die Probe ins Kärntnertor-Theater. Band 03 (III.), Seite 33r
1287 1801 2 13 Früh ins Bureau, zum Grafen. Um 11 h zu Lichtenstein; wir plauderten vom Theater, gingen in seinen Stall und bestellten bei der Tressborten (?) Hüte für seine Leute. Gingen dann ins Laboratorium, wo ich leider fand, dass am Donnerstag die „Zauberflöte“ nicht werden kann. Später erst kam ich nach Hause zum Speisen. Nach Mittag ging ich zur Barany, bestellte für Lichtenstein das Quartier und gab gleich 10 fl. daran. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater „Ähnlichkeit“ und „Alceste“; Therese kam mit der Chiolich nach. Wir gingen zusammen in den 4. Stock, plauderten mit der Fröhlich Therese; dann ging Therese in die Loge, ich ins Parterre. Zur Hälfte des Balletts gingen wir nach Hause. Freund Ringer fand ich im Theater und lud ihn Sonntag zum Speisen ein. Band 03 (III.), Seite 33r
1288 1801 2 14 Früh beim Grafen, dann ins Bureau, wo ich bis nach 1 h arbeitete. Lichtenstein holte ich im Teezimmer ab und ging mit ihm und Süssmayer zum Schwan speisen. Wir plauderten stets vom Theater, von der Untauglichkeit des Wranitzky und dem Kniff, den Wranitzky durch den Clementi als Vorgeiger bei der heutigen Probe ausführen wollte. Therese speiste bei der Ascher und war abends bei dem Klavier beschäftigt, als ich vom Burgtheater nach Hause kam. Dort zum ersten Male „Heirat durch Convention“, Lustspiel in 3 Akten von Sanenz; gefiel nicht sehr; vorher war ich bei Mayer. Band 03 (III.), Seite 33r
1289 1801 2 15 Früh zum Grafen, welcher heute auf Preßburg fuhr, dann zahlen zum Zuckerbäcker. Zum Lichtenstein, welcher mir einen Brief zu lesen gab, in welchem er dringend gebeten wird, der ganz unbrauchbaren Stenglischen (?) die Rolle abzunehmen und selbe durch andere zu besetzen; eine Faktion der Saalischen Partei. Einstimmig mit mir hält er selbe für die Verfasser und versprach mir, selbe nichts ahnden zu lassen und den Brief zu vernichten. Zugleich versicherte er mich, dass die Stenglische nun diese Rolle sicher behält. Ich lud ihn zum Speisen ein. Therese begleitete ich zur Ascher, ging in die Theaterkanzlei, nach Hause. Dann holte ich Lichtenstein ab. Wir speisten in 5en, Lichtenstein, Ringer, sein Müller und wir beide; die Tischler Resel aß im Schlafzimmer. Recht angenehm unterhielten wir uns bis ½ 6 h. Therese brachte den Chiolich Redoute-Billetts und war den Abend allein zu Hause. Ich ging mit Ringer ins Kärntnertor-Theater „Beide Billetts“, „Alceste“. Plauderte mit der Mayer, mit Hubner (?) und lockte ihm richtig heraus, dass sie die Verfasser dieses schändlichen Briefes sind; auch machte er mir den Vorschlag, anstatt der Stenglischen den Saalischen Buben Carl zu nehmen, wie böse ! Therese fand ich schon schlafen. Band 03 (III.), Seite 33r
1290 1801 2 16 Faschingstag. Früh ging ich ans Schreibpult, arbeitete bis nach 10 h, dann zum Wokurka und brachte ihm unsere Redoute-Billetts. Ging zur Probe ins Kärntnertor-Theater. Ascher gab mir ihr Billett, welches ich gleich der Jaquet brachte und mich freute, ihr gefällig zu sein. Ich blieb in der Probe, ging dann zu Weinmüller speisen; unterhielt mich recht angenehm, plauderte von Möbeln, von Verfassung und Intrigen des Theaters etc. Therese speiste bei Ascher. Nach Mittag ging’s nach Hause, arbeitete; dann ins Kärntnertor-Theater „Heirat durch Convention“. Dann ins Burgtheater „Poche ma buone“ und ein neues Divertissement von Angiolini „Die Kohlenbrenner“, mit einem Pas de deux von Vulcani und Brandi. Gestern gab mir Lichtenstein Gretry's „Versuche über die Musik", herausgegeben von D. Karl [Spazier] und gedruckt in Leipzig bei Breitkopf und Härtel 1800. Dies Werk ist zugeeignet dem Reichsfreiherrn und Kammerherrn Karl August von Lichtenstein, Intendanten der fürstlich Dessauischen Hofschaubühne, Erbherren auf Lahn, Lichtenstein, Heiligensdorf, Geiersberg, Wiesen, Nunnensberg, Schöpe, Dürrenhof, Drännersdorf etc. Auf allerhöchsten Befehl Sr. Majestät wird von der Geheimen Hof- und Staatskanzlei bekannt gemacht, dass vermög der gestern aus Lunéville mit Kurier eingegangenen Nachricht, der Friede durch den k.k. und durch den französischen Bevollmächtigten, Grafen v. Cobenzl und Joseph Bonaparte unterzeichnet worden sei, wodurch dann nach zu erfolgenden beiderseitigen und Reichs-Ratifikationen diesem Kriege ein Ende gemacht, und den durch Treue und Beharrlichkeit ausgezeichneten Untertanen der österreichischen Monarchie die erwünschte Ruhe zur frohen Aussicht verschaffet wird. Wien, den 16. Februar 1801. In einem Augenblick beinahe durchdrang diese Nachricht die ganze Stadt. Der Hof erschien abends im Burgtheater. Kaiser und Kaiserin wurden jedes mit den lautesten Vivatrufen und Händeklatschen empfangen. Therese blieb bei der Ascher bis ½ 10 h. Band 03 (III.), Seite 33v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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