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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1271 1801 1 28 Kalt; abends fing es zu regnen an und die Kälte ließ ganz nach. Ich ging zum Grafen, dann ins Bureau arbeiten. Ich schrieb an Stessel und meiner Mutter; Therese hatte Probe von der „Zauberflöte“. Mittags allein, nach Tische arbeitete ich. Dann ging ich zu Brandl und brachte ihnen Redoutebillett. Therese sang im Kärntnertor-Theater einen Akt „Ciabattino“, dann „Clotilde“, aber mit einem neuen letzten Akt, Solo von Viganò; wurde ausgepfiffen, ist ein elendes Machwerk. Ich plauderte mit Geyersperg, Rösner, Neumann etc., machte auch Therese einen Besuch. Im Kärntnertor-Theater erschien Ehz. Carl und wurde mit Freudenrufen und Klatschen empfangen. Als ich nach Hause kam, fand ich Therese schon im Bette. Band 03 (III.), Seite 30v
1272 1801 1 29 Regenwetter. Früh ging ich zum Grafen, dann ins Bureau, in die Theaterkanzlei. Mittags aßen wir allein, nach Tische arbeitete ich; dann ging’s zur Laager. Abends ins Burgtheater „Verwandtschaften“, Mad. Reil als Gretchen spielte eine Proberolle. Es war sehr leer und da konnte man über den Beifall gar nichts sagen. Therese war allein zu Hause. Band 03 (III.), Seite 30v
1273 1801 1 30 Kalt, windig und etwas Schnee. Am Vormittag ging ich zum Grafen, dann ins Bureau und später in den Redoutensaal zur Konzertprobe von der Frank, wo ich Therese mit Willmann und Ascher [fand ?]. Ich wurde bei der Frank aufgeführt, ein munteres, liebes Weibchen. Therese erhielt Billetts von Frank selbst. Mittags aßen wir allein. Therese besuchte nach Tisch die Willmann, ich arbeitete. Um 4 h fanden wir uns in der Theaterkanzlei. Da trafen wir Lichtenstein und machten ihm den Vorschlag, zur Dritten Dame die Milloch zu nehmen, welchen er mit Freude annahm; ob er ihn auch durchführen wird ? Wir besuchten die Rahl, blieben bis 6 h und gingen dann zu Galvani, mit welcher Therese ins Konzert fuhr. Ich fand den Saal schon angefüllt, und nachher wurden Saal und Galerie zum Drücken voll. Es war eine schöne Gesellschaft. Dass ein Lichterputzer vom Orchester herabfiel, Pulte und die Barriere mit sich riss, machte Unterhaltung zum Vorspiel. Frank, geborene Gerardi, Willmann und Simoni sangen aus den Opern „Merope" von Nasolini, und „Horatier" von Cimarosa. Beethoven spielte eine Sonate, Punto akkompagnierte auf dem Waldhorn. Haydn dirigierte 2 seiner eigenen Symphonien. Frank sang mit vieler Kunst und Ausdruck, ganz nach Crescentini; etwas lang dauerte es. Die Einlage belief sich über 9400 fl., wozu der Hof mächtige Beiträge machte. Band 03 (III.), Seite 31r
1274 1801 1 31 Sturmwind. Früh ging ich zum Grafen, welcher mir erklärte, dass er mir nicht mehr so viel geben könne. Dafür bediente ich ihn aber auf der Stelle. Dann ging ich wegen einer Loge des Grafen Cavriani zu Distler, dann um die bestellten Opernbüchel zu Wallishauser; ins Bureau, um Wokurka unser Redoutebillett zugeben. Er gab mir einen kopierten Brief des Kammerprokurators Franz Kollonitsch an den Grafen, worin er ihm die Bestätigung des Friedens schrieb; damit ging ich in die Probe von der „Zauberflöte“ und gab es allen zu lesen. Therese speiste mit der Ascher, ich mit Lichtenstein und Schüller in der Mehlgrube. Wir sprachen viel vom Theater, besonders von dem unanständigen Betragen des Braun bei der am Donnerstag geschehenen Vorstellung des Lichtenstein an beide Orchester. Ließ vom Klaviermacher Bock (?) das Pianoforte abholen. Mayer kam und mit ihm ging ich ins Wiedner Theater, zum ersten Male „Proteus“ und „Die Söhne Arabiens“, von Schikaneder; schöne Garderobe, viel Maschinerie, sonst nichts. Therese war da mit Ascher. Im Kärntnertor-Theater spielte Schulz zum ersten Mal in der „Schachmaschine“. Er wurde vorgerufen und sagte: „Möchte der Himmel mir meine verlorenen Kräfte wieder schenken, um für Ihre Gnade danken und auch mein Schärflein zu Ihrem Vergnügen beitragen zu können !“ Mit den Dekorationen geschah die größte Unordnung; z. B. wurde ein Tisch mit Toilett mit der Kurtine in die Höhe gezogen, ganz entgegen gesetzte Kurtinen herabgelassen etc. Als Weinmüller und Mayer den Schulz als Karl Russ im Sessel so schüttelnd forttrugen, rief Weinmüller auf seinen Kameraden: „Du, beutl nicht so, sonst zerbricht er uns gar !“ Ein gutes, aber für Schulz ein sehr empfindliches Bonmot. Band 03 (III.), Seite 31rv
1275 1801 2 1 Früh ließ mich der Graf rufen, er fuhr nach Preßburg; dann ging ich zu Lichtenstein, brachte ihm einen französischen Kalender und den Hamburger Artikel kopiert, mit einigen satirischen Gedichten. Er war eben im Begriffe zu Escherich zu gehen, um mit ihm bei Hummel einige Musikstücke von seiner Oper zu hören. Für Cavriani abonnierte ich eine Loge im Kärntnertor-Theater. Mayer erzählte mir, dass seine Frau im „Besuch“ als Oberförsterin auftreten wird. Mittags speisten Klimbke, Tischler Reserl bei uns, nachher kam auch die Hannerl. Nach Mittag erhielten wir Besuche von Passy, welchem ich einen sehr niedlichen, blauseidenen mit englischen Stahlperlen durchwirkten Beutel zum Andenken gab, von beiden Fräulein Chiolich, von Barany. Alle zusammen gingen wir ins Kärntnertor-Theater „Hausdoktor“, Shawl-Pas de deux. Nach dem Stück ging ich mit Passy ins Burgtheater „Opferfest“ und hörte da mit welchem Beifall mein liebes Weib sang. Lichtenstein war auf dem Theater; ich plauderte mit ihm und begleitete ihn nach Hause. Klimbke und Passy gab ich französische Kalender. Band 03 (III.), Seite 31v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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