Früh ging ich zum Grafen, in die Theaterkanzlei; dann nach Hause. Mittags speiste die Hitzinger Nany bei uns. Nach Mittag besuchte uns Reil, mein Bruder, die beiden Chiolich und der Tischler Aschkan, die ich alle ins Kärntnertor-Theater „Die Hagestolzen“ und Terzett führte. Therese war allein zu Haus und unterhielt sich mit Arbeiten. Schüller führte uns den Rösner auf. Neumann nahm meinen Bruder mit in die Redoute und ich führte sie nach Hause.
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Schnee und kotig. Der Graf fuhr nach Preßburg, ich arbeitete den ganzen Tag im Bureau. Wokurka schickte mir einen Hasen. Abends waren wir, außer einem kleinen Besuch von der Reine, ganz alleine, Therese arbeitete und ich las ihr ihres Vaters Biographie vor.
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Schnee und feucht. Früh ging ich zu Walther, dann mit dem von mir eingerichteten Rekapitulationsbuch zu Kampf, später ins Bureau, arbeitete für Wokurka. Walther gab mir ein Paar neue Handschuhe und Geyersperg eine Bouteille Weichselsaft. In der Theaterkanzlei erfuhr ich, dass Klimbkes Bruder tödlich blessiert sei, sehr dauert er mich ! Mittags aßen wir alleine. Nach Tische rangierte ich unsere Weine und Slivovitza, arbeitete an unserer Rechnung. Therese besuchten die Urbain und Fräule Chiolich. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater „Nachspiel“, „Alcina“; dem Geyersperg schickte ich Billetts ins Theater. Im Theater plauderte ich mit Schüller, Rösner; ersterer machte mir den Antrag, ob ich nicht für den Baron Lichtenstein, da er seinen Sekretär entlassen will, dessen Geschäfte führen möchte, welches ich ihm gerne zusagte. Therese fand ich schon schlafen, doch plauderte ich mit ihr noch ein Weilchen.
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Heftiger Wind und Regen. Früh ging ich ins Bureau und arbeitete bis ½ 12 h. Dann kam die Reine mit Petri, ich ging mit ihnen im größten Moraste in die Porzellanfabrik, Reine bestellte sich einen kleinen Tafelservice und ich kaufte ihr eine sehr niedliche Kaffeeschale mit Tasse, auf dem Becher das Sinnbild der Freundschaft mit der Devise: „Unsere Freundschaft währe ...“ auf der Tasse aber ein Grabmal in einem Zypressenhain und der Aufschrift: „... bis dahin !“ Die Reine ging mit mir hinauf, um Therese die Schale zu zeigen, welche ihr sehr gefiel. Die Ärmste ist immer noch heiser, kann nicht singen und muss Zimmer hüten; mich dauert sie herzlich. Mittags aßen wir allein. Dem Passy gab ich unsere, und dem Anton, welcher nach Tische kam, des Schüller Redoutebillett. Neumann besuchte uns, sang und akkompagnierte Therese und blieb bis ½ 7 h. Am Abend waren wir allein; Therese schrieb meiner Mutter, welches einen kleinen Verdruss verursachte. Von heute an ist Ascher wieder engagiert.
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Sterbetag von Theresens Vater; Regen und heftiger Wind. Früh ging ich ins Bureau, wohin Richard und Schönfeld kamen, um die Rechnung einzusehen. Später schrieb ich Stessel, dann arbeitete ich am Gestionsprotokoll. Um 12 h ging ich ins Kolloquium in der Theaterkanzlei, wo eben Probe von „Liebe und Flattersinn“ war. Später kam Lichtenstein, Süssmayer, da wurde über die „Zauberflöte“ räsoniert. Pfersmann sagte mir, dass gestern die Ascher neuerdings mit 800 fl. engagiert wurde. Bei Therese fand ich die Reine, welche mich wegen ihrem Taufschein bat, den ich nach Mittag nachmachte, so gut ich es vermochte. Therese erzählte mir, dass sie zum Baron Braun um 11 h gerufen wurde, und der Baron der Gesellschaft den Lichtenstein vorstellte. Weinmüller führte Therese dem Lichtenstein auf, auf mein Ersuchen. Baron Braun quälte Therese so lange, bis sie ihm zusagte, morgen im „Opferfest“ zu singen. Weidmann sagte Therese, dass das Heiraten Ursache von der Heiserkeit sei. Um Therese eine Freude zu machen, kaufte ich ihr ein Quer-Pianoforte um 30 fl., welches die Träger nach Mittag brachten. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater „Johanna von Montfaucon“, und fand die Genschberg (?) mit Anhang schon bei den Billeteuren stehen; dies überraschte und ärgerte mich sehr. Dem Petri und Chatrin schickte ich Billetts, welche auch kamen und sich vortrefflich unterhielten. Therese war zu Hause in der Gesellschaft von Petrowitz.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).