Schöner Morgen, mittags ein Orkan, finster, kalt, abends Regen. Im Burgtheater „Wirrwarr“, im Kärntnertor-Theater „Aschenbrödel“, im Theater an der Wien das Gestrige. Im Zelte frühstückte ich mit Theodor und Hanl, dann machte ich eine Promenade auf dem Linienwall, sah den schläfrigen Ausbesserungen nach. Von der Kapelle vertrieb uns der Sturm. Mittags mit Hanl, abends mit Kugler, Marie; erst nach 7 h Cserny, Sprenger, Reimann, Ritter. Um 8 h war alles fort.
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Finster, kalt, öfters Regen. Im Burgtheater „Silberne Hochzeit“, im Kärntnertor-Theater „Geheimes Fenster“, „Ottavio Pinelli“, im Theater an der Wien zum 1. Mal „König Wittekind“, Schauspiel in 5 Akten. Unglückstag ! Beim Frühstück mit Hanl allein, Therese nahm das 2. Schwefelbad. Mittags Fanny, Hanl und Theodor, dem ich ein Fremden-Wörterbuch schenkte, 3 fl.. Nachmittags kam Mayer, sagte, dass die Maurer mit der Änderung des Rauchfangs und unserem Herd heute fertig werden, 55 fl.. Ging nach 4 h mit der Fanny, abends eine halbe Stunde Theodor mit Vater.
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In der Nacht strömte der Regen herab, finster, kalt. Im Burgtheater „Er mengt sich in alles“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, Versuch der Grünbaum Tochter, 16 Jahre, gefiel sehr; im Theater an der Wien das Gestrige, so-so. Theodor und Hanl beim Frühstück. Ich schrieb dem Farkasz, dass die Russen den Balkan erobert, sich Adrianopel nähern, dass in Graz Jesuiten sind. Fanny, Mayer, Hanl speisten mit uns. Nachmittags kam Werner aus Preßburg mit dem Gärtner Schön. Später Burg, las das Denkbuch des Schaumburgerhofes.
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Heiter, nur 7 Grad Wärme, im Garten feucht. Im Burgtheater „Wunderschrank“, im Kärntnertor-Theater „Angriffsplan“, Pinklin (?), im Theater an der Wien „König Wittekind“. Nach 9 h Messe, vom Pfarrer Joseph Hiller, ministriert vom Tschernohlawek Wilhelm; Schenk, sie, Anton. Franz Tschernohlawek etc. waren dabei und beteten für die arme Leopoldine. Dem Pfarrer 5 fl., Tschernohlawek und Gerentl jedem einen 20er. Dann spielten W[eidmann ?], Schenk und Mark auf dem Rosenberg Tarock. Mittags Schenk, sie, Walcha, Marie, Werner mit Schenk (?), Hanl im Zelte. Nachmittags dem Maurer Joseph für Küche und Rauchfangreparatur 55 fl.. Begräbnis des Hofgärtners Antoine in der Ungargasse; ich schrieb jenem in der Burg wegen Frühauf. Gegen Abend wieder der Pfarrer, Hähnel mit Schwester, Bartenstein, 4 Reimann, Sprenger. Maly sang, dann wurde getanzt.
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Schöner Morgen, kühl. Im Burgtheater „Bester Ton“, im Kärntnertor-Theater „Kreuzritter in Ägypten“, im Theater an der Wien „Unzusammenhängender Zusammenhang“. Die Schwitzer schickte ein Bouquet mit Billett für morgen. Ich ging mit Theodor zum Brudermann, nicht zu Haus; was wir sahen, sprach nicht an. Kommission beim Bartenstein wegen Gemeindehaus. Prasch betrug sich sehr dumm, Weinhart (?) wurde mit Schande überschüttet. Bartenstein sprach mit Kraft für den Bau; morgen wird es erst geendet. Teutschmann machte bei Tisch sein Referat; er, Theodor und Hanl speisten da. Nach Mittag schrieb ich dem Parsch, dass er bei der Kommission unklug, widersprechend war und warnte ihn. Bei uns Burg, Theodor und Werner.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).