Kalt, Regen, windig, nach Mittag etwas heiter. Im Burgtheater „Erinnerung“, im Kärntnertor-Theater Akademie, „Ottavio Pinelli“, im Theater an der Wien das Gestrige. 29 Jahre leben wir in glücklicher Ehe ! Gott erhalte sie, die Geliebte noch lange, lange ! Ich gab ihr 25 fl., sie mir 6 selbst gefertigte Brustflecke. Erste Messe in unserer Kapelle, zelebriert vom Pater Anton Dias (?), Professor am Theresianum, gaben ihm 5 fl. Therese beichtete und kommunizierte. Dem Gerentl (?) 2 ½ fl., der Kugler lithographiertes Tüchl, 2 ½ fl., Therese und Saly nähten Kelch- und Kannltüchel. Gegenwärtig Reimann, sie, Theodor, Evarist, Kugler und die Hausleute. Das Ganze war sehr feierlich. Mittags Fux, sie, Reimann, sie, Theodor, Evarist, Hruschka; waren sehr vergnügt; Hruschka brachte Theresen ein gemütliches Gedicht, illuminiert „Riposo in Egitto“ und ein schwarzes Nähkissen mit Stahl. Wir aßen bürgerlich, zuletzt eine Obersfaumtorte. Nach Tisch spielte Evarist seine Deutschen, später Fritz, Werner, Marie mit den zwei Weingarten; unterhielten sich mit Schaukeln und Singen. Um 8 h ging alles. Ich schrieb der Seitz, sie soll mir ihren Buben nicht mehr bringen, dem Hartinger um eine Patene zu unserem alten Glaskelch.
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Nebel. Im Burgtheater „Kabale und Liebe“, Devrient Ferdinand; im Kärntnertor-Theater „Barbier von Sevilla“, im Theater an der Wien „Othellerl“. Früh antwortete ich dem Farkasz, welcher mir Hoffnung wegen meiner Pension gab, Therese schnitt die Alma (?) zu, 11 ¼ Ellen samt dem Umhangtuch. Mittags im Zelt samt Theodor und Teutschmann. Nachmittags kam Babi den Weingarten hauen, abends die Kugler mit dem unglücklichen Handschuhmacher Hell, zwei Wellfuss (?) und Bruder. Der Kaiser samt Suite hier.
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Nebel, heiter, windig. Im Burgtheater neu studiert „Silberne Hochzeit“, Im Kärntnertor-Theater „Zwei Worte“, „Cäsar“, im Theater an der Wien „Othellerl“. Theodor frühstückte mit uns. Mayer unser Mittagsgast, sprach von der Überschwemmung der Wien in Margarethen. Dräxler schrieb, dass in Laxenburg die Straßen voll Wasser waren. Nach Tische Brudermann, sah unsere Bilder, Kapelle. Sprach ihn wegen Unterricht der Kinder; Lektion 1 fl.. Sonst allein, um 8 h kam Schreibers mit Segner (?), will heiraten; plauderten 1 Stunde.
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Schöner Morgen. Im Burgtheater „Welche ist die Braut ?“, im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“, im Theater an der Wien „Schloss Greifenstein“. Gestern brachte Fanny die weiße Schnur zur Alma (?), 2 fl., an welcher fleißig genäht wird. Heute machte ich mich wieder in die Kapelle. Reich Nettl kam vor Tische, mittags Theodor, Marie. Beratung wegen dem Tempel der Hruschka; bin mit dem Galerie. Bekam Besuche von der Schwitzer Therese, Imhof, Reimann, später Moreau, Dräxler, Mark, Collens mit Indianern (?), bei 40 Personen. Mit Dräxler sprach ich lange über Paumgarten, Förster (?) etc, Wiener (?) heiratete. Ein angenehmer, stiller Mondabend.
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Wie gestern. Im Burgtheater Devrient in „Don Carlos“, im Kärntnertor-Theater „2 Worte“, „Ottavio Pinelli“ Frühstück mit Theodor, Therese badete zum ersten Mal. Am Vormittag Fanny, brachte für Toni Krepptüchel, Chemisette, Sacktücheln, 4 Paar Strümpfe, dann Teutschmann, welcher so lange in der Hütte – wo wir zum ersten Mal speisten – blieb, bis wir zu Tische saßen; er wollte sich aufdrängen. Therese stickte am Stier-Tableau, der Pater Dias kam, später Burg (?), Zeilner (?), sie, Julius, Karnauer (?) mit Tochter, Madel[eine], Festetics mit Gesellschafterin, Schwitzer, Braunhofer, dann die Schmirer mit Anhang, Spuler mit ihr, Braun, Theodor, Evarist, Carl – kam von der Hochzeit von Dietrichs Stieftochter –, Werner, Kugler. Lieblicher Abend.
Band 11 (XI.), Seite 121r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).