Finsterer Tag, Schneegestöber. Im Burgtheater „Straßenräuber aus Kindesliebe“, im Kärntnertor-Theater zum 1. Male „Der Klausner auf dem wüsten Berge“, Oper in 3 Akten aus dem Französischen, Musik von Caraffa; erster Versuch des Hoffmann, Tenor, gefiel mit seiner Arie und Duett mit der Schechner, die Oper so-so. Im Theater an der Wien „Abgebranntes Haus“, Lebesnier, „Weiberfeind“. Mit Polborn und Schmid Konferenz wegen der Garderobe seiner Frau. Der entlassene Petter kam von Preßburg; wie gerne möchte ich ihm helfen ! Mit uns speisten Agnes, Dräxler, Schwarz. Abends kam Fiala, bestätigte, dass der Professor der Mineralogie Mohs, welcher in Freiberg war, seine Schwester Pepi heiratet. Werner spielte mit uns, langweilte mich sehr.
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Heiter, gefroren, abends Schnee. Im Burgtheater „Stille Wässer“, im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, „Eroberung von Malacca“, im Theater an der Wien „Guido von Waldau“, Schauspiel in 3 Akten von Vogel. Mit uns speisten die Krieghammer, Ball, Radl, Kridl. Nach Tische [kam] Pechwill mit ihr und Emilie. Stessel kam, verordnete mir bei Husten Dover-Pulver. Die Schmirer [erzählte], dass Jeanette bis 1828 mit 100 Taler Zulage in Berlin engagiert sei; dass ihr Schwager Illek in Lanzendorf bankrott sei. Mittags ½ 1 h sichtbare Sonnenfinsternis. Holbein schrieb dem Schmid und mir, trug ihr für 3 Monate 600 Taler an, und Engagement, wenn sie gefällt. Ich empfahl zur Reise die Weber (?). Abends spielte Therese mit dem Mark und Honegger, ich mit Huber, Krieghammer. Aufstellung von Stiffts Büste im alten Universitätsgebäude.
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Schnee, finster, später heiter. Im Burgtheater „Gutierre“, im Kärntnertor-Theater Cramolinis Einnahme „Klausner“, die Einnahme war schlecht, die Oper gefällt nicht, am besten noch der 1. Akt. Hoffmann sang seine Arie im 3. Akt gut; ist gar nicht musikalisch. Im Theater an der Wien das Gestrige. Müller und Swoboda aßen mit uns, lachten viel über Swoboda. Ich bin so missmutig. Fechner kam, ich sagte ihm, dass die auf die Brust gelegte Vesicatur sehr zog. Dehne macht bei einer Fleischselcherstochter neue Heiratsanträge; gab Soiree und lud sie alle ein. Die Schmirer ist von allem in Kenntnis, erzählte alles umständlich, dass er den Abend, als Emanuel die Phisharmonika spielte, früher bei ihnen am Spittelberg war, und mehr anderes. Ennöckl kuppelte auch. Gegen Abend kam die Schmid; schrieb ihr einen Aufsatz an Holbein nach Hannover, spielte mit Weinmüller und ihr.
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Finster, nass. Im Burgtheater „Hagestolze“, „Ehrgeiz in der Küche“, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, im Theater an der Wien „Felsenturm auf Rabenhorst“, Stessel schickte ich 440 fl. und begleitete es mit dankbaren Zeilen; möchte es ihm genügen ! Des armen Axt Liesi empfahl ich der Fanny zum Mellini. Sie schickte mir Gansleber und Bäckerei. Mittags allein, abends kam Neefe. Roller, Anders (?) und Lebesnier überwarfen sich mit dem Juden Carl. Ich schrieb wegen Gastdekorationen an Holbein, mit Werner und Huber spielte ich und langweilte mich. Rindfleisch 15 x.
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Nebel: es wurde gar nicht Tag. Im Burgtheater zum 1 Mal „Laune des Zufalls“, Lustspiel in 3 Akten nach „Strich durch die Rechnung“ von Lebrun, dann „Testamentsklausel“, Lustspiel in 1 Akt von Costenoble, gefiel wenig. Im Kärntnertor-Theater Konzert der beiden Hornisten Levy, dann „Fasching in Venedig“; im Theater an der Wien wie am 30. November. Ich endete Holbeins Brief und schloss jenen des Schmid bei, Stessel kam und dankte. Die Vesicatur zieht noch, ich muss viel husten. Wir sprachen von der übergroßen Macht der Weiber. Mittags allein, Fanny schickte mir gute Faché-Pastete. Nachmittags schickte ich ins Polizeibureau No. 4 wegen dem liederlichen Neyberger (?) und Weib; beide waren schon eingesperrt. Mit Therese und Krieghammer spielte ich; wie langweilig !
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).