Heiter, kalt. Im Burgtheater „Tochter der Luft“, im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, „Fasching in Venedig“, Guerra gefällt sehr; im Theater an der Wien „Ein Uhr“. Den Vormittag am Schreibtisch. Mit uns speisten Honegger, Ball, seine Punschgesellschaft war bis 4 h beisammen. Therese überraschte mich, ließ die Kinder holen, nachmittags kam die Moser, Vogelhuber (?) überraschte sie; ich sah sie zum letzten Mal. Dann Huber vom 3. Stock, Schenks Söhne. Mit Dehne vertraute Gespräche wegen der Schmirer Minna; waren 2 Stunden bei ihm, beide Mütter sehr artig. Um 10 h kam Blut.
Band 11 (XI.), Seite 29v
10707
1826
10
30
Veränderlich, Regen.Im Burgtheater „Erste Liebschaft“, „Eheliche Probe“, „Peter und der Ring“ vom Deinhardstein, ganz klein. Im Kärntnertor-Theater zum 1. Mal „Leicester“, übersetzt von Castelli, Musik von Auber; Cramolini, Elisabeth Schechner; der 1. Akt so-so, die anderen langweilig, die Aufführung mittelmäßig. Im Theater an der Wien „Ein Uhr“. Früh nahm ich das 2. Bad. Arbeitete, schrieb meinem Bruder, große Unterredung mit Wohlfarth wegen August und Minna. Den Vormittag Wallungen; Fechner und Stessel kamen; nebst der Ratania verordnete Fechner noch Eisensäure. Mittags allein, abends eine Weile Neefe; sprachen von Carls Schmutz; dass er wieder pfänden will, um seine Gage zu erhalten. Pawlikowsky und Gionima spielten mit mir bis 8 h Préférence. Die gute Moser schickte mir einen alt gestrickten Beutel.
Band 11 (XI.), Seite 29v
10708
1826
10
31
Heiter. Im Burgtheater „Käthchen von Heilbronn“, im Kärntnertor-Theater „Geheimnis“, „Fasching in Venedig“, im Theater an der Wien „Staberls Abenteuer“. Heute badete ich zum 3. Mal. Vor Tische kamen Castelli und Schwarz. Mit uns speisten Ball, Jungmann, Schießl, Dräxler. Abends kam Schmirer mit Gruber, Wohlfarth mit Dehne, Reimann, sie; wir spielten 3 Partien bis nach 9 h, zeigte ihnen früher den Krönungszug der Kaiserin in Preßburg. Endlich erhielt ich von Mollo Hoechles 7 Blätter, Fuhrwerke. Die Moser schickte mir einen gestrickten altmodischen Sparbeutel als letztes Andenken.
Band 11 (XI.), Seite 29v
10709
1826
11
1
Nebel, manchmal Regen. Im Burgtheater „Bräutigam aus Mexico“, im Kärntnertor-Theater „Maurer und Schlosser“, im Theater an der Wien das Gestrige, Lebesnier zwischen den Akten. Drei Tage bin ich jetzt vom Blut frei. Um 9 h erfreute mich mein lieber Röser mit seinem Besuch, später kam Polborn zahlen. Dann Fechner, Stessel, verordneten Liquor stipticus, präpariert bei Jessovitz (?); Eisensäure, wirklich sehr sauer !!! Kridl und Swoboda speisten mit uns. Neefe kam, später Fanny, blieb den Abend. Therese war bei der kranken Moser, sah sie heute zum letzten Mal. Die Fux war bei mir. Holbein samt Marie schrieb unterm 24. Oktober; wies Pietzniggs Stück „Sühnung“ zurück und bestimmte nichts wegen der Schmid. Rindfleisch 17 ½ x, das Brot kleiner.
Band 11 (XI.), Seite 30r
10710
1826
11
2
Ein finsterer Novembertag, Regen. Im Burgtheater „Fridolin“, im Kärntnertor-Theater „Tausch“, „Eroberung von Malacca“, im Theater an der Wien „Rudolph von Habsburg“. Am Vormittag schrieb ich dem Grafen, gratulierte. Schickte der Nany 2 Pfund Schokolade. 4. Bad. Mit uns speisten Röser, Neumann und Schießl, welcher dem Reich Konstantinopel malte. Nach Tische besuchte mich Reisser, plauderten von unserem Treiben im Hausruckviertel, vom Pfarrer Reiter, Fink. Abends spielte ich mit ihm, Röser und Weinmüller Préférence, da kam Andres mit der Bettl.
Band 11 (XI.), Seite 30r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).