Trüb. Im Burgtheater „Balboa“, im Kärntnertor-Theater „Umgeworfene Kutschen“; Forti reist mit dem Juden Eppinger (?) nach Neapel. In beiden Theater „Gott erhalte !“. Im Theater an der Wien zum 1. Mal „Die Blume von Mull“, Drama in 3 Akten von Lembert; ziemlich voll, gefiel. Dem Polborn besorgte ich neuerdings einen Pass. Mit uns speiste Andres mit Bettl, Ball und Gionima. Fechner kam, seit Sonntag ohne Blut. Koch und Schmid besuchten mich; gab ihnen Holbeins Brief zu lesen, plauderten von Kettel, der Höpfner. Röser und Gionima spielten mit mir den Abend Préférence.
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Öfters Regen. Im Burgtheater zum 1. Mal von der Weissenthurn „Das Manuskript“, Lustspiel in 5 Akten; Kritik, dass Dame Dichter; gefiel ohne großen Beifall. Pistor ist blind. Im Kärntnertor-Theater „Tausch“, dann zum 1. Mal „Der Flöte Zaubermacht“, ländliches Ballett vom jungen Taglioni; eine Kleinigkeit; im Theater an der Wien das Gestrige. Die gute Moser ist sehr schwach, Fechner sehr besorgt. Therese ging zum Weinmüller gratulieren, die Fux zum Harrach, schickte 2 Fasanen. Mit uns speisten Andres mit Bettl und Mayer. Lembert erzählte mir, dass sein Stück gut zusammenging und gut aufgenommen wurde. Huber Ferdinand und Neefe besuchten uns, Weinmüller, sie und ich spielten Préférence. die Günser (?) arbeitete. 5. Bad. Bei Therese war die Minna; sie kann den Dehne nicht heiraten.
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Heiter. Im Burgtheater und im Theater an der Wien das Gestrige, im Kärntnertor-Theater „Weisse Frau“. Fechner findet die gute Moser sehr gefährlich. Mit Schmid Beratung wegen Hannover; sie will ohne ihn, aber mit den 2 Mädchen reisen; welch ein Unsinn ! Mittags mit Therese allein, nachmittags geht sie zum Reich, studiert mit der Nettl. Die Fux und Fanny kamen; sie schickte Hasen und Fischerl(?)brot; spielten Préférence.
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Trüb. Im Burgtheater „Tancred“, im Kärntnertor-Theater „Der Flöte Zaubermacht“, 1 Akt von „Tancredi“; im Theater an der Wien „Agnes Bernauer“. 6. Bad, dann schrieb ich dem Holbein wegen Schmid, Pietznigg und dass 148 Blätter Costumes (?) sind. Andres fuhr zum Kommissär Weinberger nach Korneuburg, fand gute Aufnahme und Versicherung der Verwendung, Hoffmann Johann besuchte mich, sprachen von seinem Bau. Ich hatte eine Anwandlung von Wehmut ohne Grund, welche mich sehr verstimmte. Swoboda speiste mit uns, nachmittags las ich. Abends die Schmirer mit Anhang, Wohlfarth mit Dehne, Weinmüller, sie; wir gaben Kaffee, Guglhupf, Kamp (?); Dehne Gefrorenes. Pechwill ging um 7 h, später Honegger, Gionima, Pawlikowsky. In der gestrigen Doctores- Redoute waren 1200 Personen.
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Kalt, feucht. Im Burgtheater „Manuskript“, im Kärntnertor-Theater „Leicester“, im Theater an der Wien „Mohrin“, Schneider von Karlsruhe. Therese sang mit der Reich Nettl. Heute fuhr Andres mit Bettl wieder nach Mistelbach. Mit uns speisten Dräxler, Agnes und Mayer Fasan, Müller unterhielt den Röser mit seinem Wurst- und Piquet-Spiel. Nachmittags nach 4 h wurde die gute Moser versehen; am 2. September ward mir dasselbe; sie ist sehr schlecht und kümmert sich dennoch um mich. Von Fanny bekam ich faschiertes Kälbernes. Nach 9 h kam die Kölbel, abends spät kam die Fux und blieb.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).