Veränderlich, in der Nacht Regen. Im Burgtheater „Emilia Galotti“ mit Pistor, im Theater an der Wien das Gestrige, im Josephstädter Theater „Bettina“. Dem Kridl einen Aufsatz an den Hofrat Martin. Mit Holbein große Deliberation wegen Reise nach Hannover am 1. Oktober, wegen der Marie. Den Vormittag zu Haus, Kridl speiste mit uns, nachmittags in den Garten. Heute wurde die alte Senkgrube ausgefüllt und die neue gegraben. In Corras Kaffeehaus; bei Therese Krieghammer, Lissl.
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Es scheint sich auszuheitern. Im Burgtheater „Witwer“, „Beispiel“, „Eins für zehn“, im Theater an der Wien das Gestrige; im Josephstädter Theater „Ein Tag in der Hauptstadt“, Lustspiel in 3 Akten. Dem Kridl eine Bittschrift an den Kaiser.Mit Weidmann in Russ’ Atelier, bedauerte seine Manier. Seine Clementine malt eine Maria für Weidmann; er aß mit uns. Wegen Honeggers Glashaus zu Biedermann. Nachmittags mit Therese zur Fußer, brachten ihr Riechfläschchen; sie ist ganz allein, kränklich und voll Klagen. Ich in den Garten, in Corras Kaffeehaus, in Ludlam, langweilig. Lembert lobt ewig Carl.
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Schöner Tag, nach Mittag trüb, etwas Regen. Im Burgtheater „Radikalkur“, „Verschwiegene wider Willen“, im Theater an der Wien das Gestrige, im Josephstädter Theater „Zimmerreise“. Den Vormittag erwartete ich den Grafen, war in Preßburg, lebt mit ihr in Hetzendorf. Dann mit Therese auf die Wasserkur-Glacis. Dem Mollo gab ich gegen Landschaften beide Karten von Dalbe, Karte von Westgalizien, Schweiz, Ungarn. Andres aß mit uns, samt Holbein. Ich in den Garten; abends in Corras Kaffeehaus.
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Veränderlich. Im Burgtheater „Schuld“, die 2 Pistor als Jerta und Otto. Im Theater an der Wien das Gestrige. Einzug des Kaisers von Schlosshof, Ziehung des Lubomirski-Palais, oder 90.000 fl. Holbein persuadierte mich, mit ihm ein Los zu nehmen. Ich erwartete den Grafen; er sagte, der Gardist sei kassiert worden. Therese fuhr mit der Hruschka nach St. Veit, speiste bei ihr, sah ihr neues Haus. Ich aß in der Mehlgrube gut. Nach Tische nach Perchtoldsdorf, sah den Turm, Kirchhof, Gräber von Lipp (?) und Regenhard, Rathaus; jausneten im Badhaus. Ins Josephstädter Theater, Einnahme des Friedrich Hopp; 2. Teil der „Zimmerreise“ in 2 Akten von Gleich, Musik von Gläser. Kostet viel, laue Aufnahme, der 2. Akt langweilte. Gedrängt, in Jungmanns Gesellschaft.
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Schöner Tag. Im Burgtheater „Nachtlager in Granada“, im Theater an der Wien und Josephstädter Theater das Gestrige. Tod des Landmarschalls Joseph Dietrichstein mit 62 Jahren, am Miserere, am Partezettel Schlagfluss; Begräbnis in Oberhollabrunn. Den Vormittag zu Haus, mit Therese spazieren. Mittags bei Wohlfarth mit Kridl und LaGrange, nachmittags zog sich wegen der Fanny ein trübes Wölkchen über den Ehestandshimmel. Mit Therese nach Heiligenstadt, zusammen durch den Garten in das Kaffeehaus, jausneten. Die Schmirer, Wohlfarth, Weigl und zuletzt Schenk kamen, abends zu Haus, Lissl war da.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).