Regen, kalt, windig. Im Burgtheater „Emilia Galotti“, im Theater an der Wien „Bittsteller“, Lustspiel in 1 Akt übersetzt von Castelli, im Josephstädter Theater „Liebe kann alles“, Milliére (?) Divertissement. Im Garten, Pölt ist etwas besser. Den ganzen Tag Lesen, Schreiben. Swoboda, welcher manches pflanzte, und Andres speisten mit uns.
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Kalt, windig; manchmals Sonnenschein, Regen. Im Burgtheater „Verwandtschaften“, im Theater an der Wien „Ottokar“, im Josephstädter Theater „Ismaans Grab“. Im Garten. Vor dem Wilden Mann ist wegen der Neumann Stroh gestreut; Blumenfeld wurde als Räuber in Ketten gebracht. Früh hatte ich wegen Lügen und Faulheit der Rosine derb die Lektion gehalten, dass sie nur ein gemeines Dienstmensch sei, sie lief zum Kranken, blieb bis ½ 3 h aus. Sein Sohn Anton sagte, dass der an Leib und Seele schwache Pölt, wenn er genese, zu ihm ziehen will. Belleczky sagt, vor 2 Monaten kann er sich nicht erholen. So viel Kosten und ohne Erfolg !, Um 8 h in die Stadt mit Andres. Der Graf schickte Johann um die Tokajer Essenz; expedierte selbe, schrieb ihm. War beim Rotter; gab mir für Stessel mehrere Entrée-Billetts. Reimann zahlte Interessen; es kam manches zur Sprache; er will sich von Goll trennen. Ich erklärte ihm als Freund und Mann, dass seine Söhne, besonders Evarist, zu wenig Energie haben. Dem Fabrikanten Schmid zahlte ich die 93 Ellen grünen Taffet, da er mir begegnete. Mittags bei Wohlfarth mit Kárner, Axt, der Szabó. Nachmittags zur Schwitzer; die Kinder sind gut. In Gesellschaft, um 6 h in den Garten. Swoboda jausnete bei uns, pflanzte etwas und ließ bei der Brücke Stöcke eingraben, weil man den Brückenstein umführte. Die Kwiatkowska war mit der Mager (?); sie nahm auf 3 Wochen Abschied. Der Rosine nahm ich die Torschlüssel ab.
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Veränderlich, wie gestern. Im Burgtheater „Lear“, im Theater an der Wien „Heirat durch Güterlotterie“, Seiltänzer Ravel, im Josephstädter Theater „Rehbock“, „Fest in Kostolan“. Im Garten, den ganzen Tag zu Haus. Pölts Krankheit ist äußerst unangenehm und zur Unzeit. Johann kam wegen der Weinabmautung heraus. Dem Swoboda gab ich ein schönes Musselintuch; er und Andres speisten mit uns. Nachmittags kam die Schmid mit Marie und Kathi; brachte 66 ½ Ellen weißen Taffet, später Reimann, sie, mit Fieglmüller. Der Hausknecht arbeitete im Weingarten, Pölt Anton sagte, sein Vater wolle nach der Genesung zu ihm ziehen, die Rosine soll allein wohnen. Ich stellte ihm vor, dass sich Vater und Sohn zusammen nicht so viel verdienen, als allein der Vater bei mir hat.
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Regen, Wind; nach Mittag heiterte es sich etwas aus, aber der Sturm wütete. Im Burgtheater „Erbschaft“, „Blitzstrahl“, „Gang ins Irrenhaus“, im Theater an der Wien „Bittsteller“, Seiltänzer Ravel, im Josephstädter Theater „Albrecht der Streitbare“. Im Garten; wie höchst unangenehm, hier verbannt und auf ein Zimmer beschränkt zu sein. Andres ordnet in der Stadt die Bücher. Mit uns speisten Swoboda, Theodor. Ich schrieb dem Grafen. Köck schickte Steine von Penzing. Für Elsler schrieb ich eine Instruktion, was er Pölt zu sagen hat. Ritter brachte mir von Antoine 12 schöne Goldfische, Weidmann brachte mir Bücher, plauderte von der Amour der Schröder mit Blank, sie 50, er 23 Jahre. Antoine von der Burg schickte mir 38 Blumentöpfe.
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Veränderlich, sehr windig doch Sonnenschein, nach Mittag heiter. Im Burgtheater „Prüfung der Treue“, im Theater an der Wien „Schweizer Familie“, Schwarzböck als Emmeline; im Josephstädter Theater „Waise und Mörder“. Im Garten; der Rosine wegen ihren Lügen, Kerlen (?) und weil sie Pölt quält, drohte ich mit dem Arbeitshause. Elsler kam von Pölt, sagte er wisse vom Wegtragen, Weggehen des Mädels nichts, bat mich Geduld zu haben; will die Bestie aber nicht gut tun, soll sie gehen, darf aber außer Wäsche nichts mitnehmen. Ich sagte ihr, Dienstags könne sie gehen. Theodor und Swoboda speisten mit uns, ersterer kittete an der Grotte Stufen, letzterer legte die gefüllten Georginen vom Antoine. Nachmittags ging ich zu Reimanns Geburtstag gratulieren, sie gingen aber zur Schmirer. Während dem kam die Wohlfarth mit Klein von Stuttgart, brachte mit eine Passiflora, Feuerlilie und Pelargonien. Andres schickte mir von Gruber ein Fischglas; 2 Fische – die schönsten – standen um. Durch Swoboda ließ ich das Glashaus ordnen, durch Wenzel die Wege scheren. Um 9 h machte mir der Wächter eine Musik; schenkte ihm 1 fl. Münze.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).