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Anzeige von 9786 - 9790 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
9786 1824 5 28 Veränderlich, kalt, windig. Im Burgtheater zum ersten Mal „Frack und Livree“, Lustspiel in 1 Akt von Lembert, gefiel; vorher „Hedwig“, mit Müller. Im Kärntnertor-Theater „Corradino“, im Theater an der Wien Lindner in „Hagestolzen“, dann „Fee und Harlekin“. Der guten Minna Schmirer Namenstag. Das Wetter vereitelt den Spaß im Garten; früh schickte ich ein Billett und eine große Torte. Früh kam Koch wegen Veränderung der Heizung, zum Grafen; Vinzenz bei ihm. Brachte der Schmirer 2 große und 10 kleine Bouquets, verabredete wegen Abendstunde 6 h. Mittags allein, nach Mittag in die Kunstausstellung, 30 x, Katalog 45 x. Viel, aber außer Steinfeld, Wutky, Schedlberger, Runk, Petter wenig Interessantes; große Anzahl von Porträts, von Linder (?). Blieb 3 Stunden, sprach Kike, war im Kärntnertor-Theater, dann zu Schmirer, fand alles beisammen: Gruber mit Nichte, 3 Retzer, 5 Reimann, Leyritz, LeBlanc, Eduard Poller, Werner, Charlotte; war angenehm, blieben bis nach 11 h. Band 10 (X.), Seite 131v
9787 1824 5 29 Regen; höchst fatales Wetter, seit beinahe 3 Wochen kalt. Im Burgtheater „Frack und Livree“, „Taubstumme“, im Kärntnertor-Theater „Goldener Löwe“, dann zum 1. Mal „Psyche“ von Armand Vestris, im Theater an der Wien „Bräutigam aus Mexico“ von Clauren, Lindner Sophie. Außer Grafen den ganzen Tag zu Haus, schrieb Fanny, die Goldmann saß bei mir. Mittags allein, Therese schenkte der Tochter des Iden, welche morgen den Zweigel heiratet, eine Tasse mit „Guten Morgen“, 20 fl.. Hoffmann holte mich ab, um mit Linder (?) den Abdruck von Korns Bild lithographiert zu sehen. Wir gingen ins Theater an der Wien und beobachteten genau die ganze Manipulation; dauerte 1 ½ Stunden; mir scheint das Bild gelungen. Sprach Kike, zum Seitz, ins Kärntnertor-Theater, voll. Rozier, Hullin, Vaquemoulin, Brugnoli, Taglioni, Torelli, Bretel, Ramecini (?), Perceval (?), Fanny Elsler; Brugnoli meisterhaft. Viel Aufwand, viel Phantasie; zu lang. Vestris – zweimal – und wurden gerufen; die Maler verdienten ihren Ruf. Dem Andres und Werner Karten, dann in Ludlam; der Abend angenehm. Band 10 (X.), Seite 131v
9788 1824 5 30 Ein angenehmer Tag, der Abend war kühl. Im Burgtheater „Pagenstreiche“, im Kärntnertor-Theater „Gefangene“, „Psyche“, im Theater an der Wien „Hedwig“ mit Lindner“, „Fee und Harlekin. Der Graf reist nach Preßburg. Zu Haus, nach ½ 12 h Vermählung der Tochter des Iden mit Zweigel, viel Eleganz. Mittags bei Wohlfarth mit Architekt Koch, Kridl, Neumann und LeBleu, gaben Erdbeereis. Mein Bild von Ranftl findet keinen Beifall. Therese nahm mit Krieghammer von der Hofrätin Martin Abschied. Ich ging herum, dann mit Therese zum Speisen und gleich nachher in den Garten. Minna brachte einen Brief der Jeanettl vom 23. aus Berlin, worin sie ihre Zufriedenheit äußert. Große Gesellschaft; Gruber (?) blieb wegen geschwollener Backe weg. Ich stellte Köpfe auf, die gute Fanny warf mir den Pfeil nahe ans rechte Aug, dass das Blut herabfloss und lange nicht gestillt werden konnte. Über eine Stunde stand ich am Brunnen und wusch die Wunde im kalten Wasser. Benedetti und Andres leisteten mir gute Hilfe. Abends verband ich die Wunde mit Bauschen in kaltes Wasser getaucht. Alles war bestürzt; ich forderte alle auf, sich zu unterhalten, es musste fortgehutscht werden. Nach der Jause wurde getanzt. Gegen 9 h verlor sich alles, ich fuhr mit Therese nach Hause. Band 10 (X.), Seite 131v
9789 1824 5 31 Ein heiterer Tag. Im Burgtheater „Schloss Limburg“, „Frack und Livree“ von Lembert, in 1 Akt nach Scribe, gefällt. Im Theater an der Wien „Bräutigam aus Mexico“, Lindner Sophie, Theil (?) Don Alonso. Theresens Abreise nach Baden, nach 8 h mit Dini und Sepherl. Früh zu Haus, sprach Schmirer, aß von Cordas Bierhaus, mit Kridl zum Schmid, fand ihn nicht; dann in den Garten, da war er mit seinem Stiefvater Müller; sahen den Garten, tranken Bier. Ein aufsteigendes Gewitter vertrieb uns und ich begleitete sie nach Margarethen, besuchte dann Anschütz im Garten und erzählte ihm Vogels Verbannung. Um 2 h kam ein Brief von Pálffy mit dem Auftrag, dass Dantner (?), Fritz Seipelt und Mayer Vogels Bureau übernehmen und schließen sollen, nichts von ihm aus selbem nehmen lassen; er sei ganz abgesetzt. Vogel fuhr gleich zum Pálffy, fand ihn nicht, saß aber abends in der Loge. Alles frohlockte; wenn nur Pálffy selbst rechtlich wäre und Charakter hätte ! Im Theater sehr leer. Sprach Ferdinand Hoffmanns Schwester, ging mit Koch in die Stadt. Der Fußer zahlte ich für Therese 10 fl.; der Kutscher fuhr 4 Stunden. Andres erwartete mich und verband meine tiefe Wunde. Band 10 (X.), Seite 132r
9790 1824 6 1 Früh Regen, dann heiter, kühl. Im Burgtheater „Richard von Franken“, im Kärntnertor-Theater „Eduard und Christina“, im Theater an der Wien „Vetter aus Bremen“, „Fee und Harlekin“ Andres verband mich. Ich lag bis 10 h, arbeitete, schrieb an Therese, besuchte Schwitzer, brachte Rosen. Pepi hustet weniger, der Kopf der Toni bessert sich. Ass bei Reimann. Nach Mittag zur Schaumburger Richterwahl; dauerte 2 Stunden, Burg wurde mit 24 Stimmen gewählt. Nachher Dr. Bach, Morawa, Seyffert, Rathgeber, Frühauf, Nowotny, Gerichtsschreiber etc.. Alle in den Garten, blieben, bis es dämmerte und schienen sich gut zu unterhalten, Reimann, Schmirer mit Anhang, ohne Gruber, Dräxler, Susy Retzer; Weidmann – welcher mir „Shakespeares Genius“, die Kirchliche Topographie und Ziskas „Chronik von Wien“ brachte – schrieb einen hübschen Gedanken in das Buch. Reimann und Schmirer schnitten auf, Wein und Bier wurden abgezogen. Nach 8 h gingen wir über die Glacis nach Hause, ich ins Bett. Rindfleisch 17 ½ x. Band 10 (X.), Seite 132v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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