Veränderlich, Donner, öfter Regen. Im Burgtheater zum 1. Mal „Der großmütige Onkel“, Lustspiel in 1 Akt von Kurländer, dann „Rätsel“ und „Verräter“; in beiden spielt die Lindner, gefällt, besonders im Rührenden. Im Kärntnertor-Theater „Eduard und Christina“, im Theater an der Wien „Klotilde“. Früh zum Grafen; gibt mir seit November kein Salär, Deliberation mit Eder, dem Weinhändler David, wegen Alois Cziráky, 58.000 fl.. Werner aß bei uns, die Moser ist bei Greger (?), nach Tisch gleich in den Garten. Die Schmirer kam mit Geringer (?), später die Reimannischen, Fieglmüller, Saphir mit Kröning (?) und Frau, Schmid mit Frau und 2 Mädchen. Alles war froh, um ½ 9 h nach Hause. Jeanettl schrieb am 5. aus Dresden und am 10. aus Berlin der Schmirer, kam hier am 14. an.
Band 10 (X.), Seite 129v
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Veränderlich. Norma, im Theater an der Wien das Gestrige. Früh beim Grafen, Deliberation wegen David, sprach Schmirer, fuhr um 12 h mit Therese zu Peter, aß bei Wohlfarth mit Neumann. Auf die Wasserkur-Glacis, dann nach Mittag mit Therese zur Fußer, zu Pepi, dann zu Reimann, Musik und große Gesellschaft. Der Graf, die Comtessen Batthyány und viele andere, Toggenburg mit Lotti, Ritter, Kwiatkowsky, Treitschke, sie, Laforet; war zwischen 3 Frauen. Die Musik amüsierte: Schulz mit seinen 2 Söhnen, Gitarre und Phisharmonika; spielten schön. Noch arrangierte ich den Tanz, Reimann wollte durchaus nicht. Nach 10 h ich nach Haus.
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Windig, es scheint sich auszuheitern. Im Burgtheater „Großmütiger Onkel“, „Hagestolze“ in 3 Akten; die Lindner von Frankfurt. Im Kärntnertor-Theater „Corradino“, im Theater an der Wien „Mädchen von Marienburg“, Condorussi (?), Gluck Kröning, gefielen. Früh zum Grafen, zu Haus, Schießl, Marie, Neumann speisten da, nach Tische in den Garen mit Schießl, später kamen Schmirer mit Anhang, Kreutzer, Goll, die Levy (?), Kwiatkowsky etc. Nach 6 h erhob sich ein wütender Orkan, der ohne Regen bis 11 h anhielt und viel im Garten verdarb; riss sogar den doppelten Draht der Glocke ab. Nach 8 h fuhr mit uns die Schmirer in die Stadt. Tod des Stadion in Baden mit 61 Jahren.
Band 10 (X.), Seite 130r
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St. Johann, windig, kühl, mittags heiter, warm; gegen 6 h heftiges Gewitter, welches bis 10 h anhielt und kalt wurde. Im Burgtheater „Gast“, „Radikalkur“, im Kärntnertor-Theater „Hausgesinde“, „Fee und Ritter“, im Theater an der Wien „Klotilde“. Früh lange beim Grafen, nach 10 h mit Therese in den Garten; sahen die Verwüstungen von gestern. Mein Hausmeister liegt an einem verwundeten Arm; Andres brachte ihm zu Umschlägen. Mit den Reimannischen – die Söhne sind mit der Schmirer in Guntramsdorf – und Werner speisten wir in der Hütte. Nach Tische kamen Lissl, sie, Freunde des Andres, Ritz, Richart, Sonneithner und die gewöhnliche Gesellschaft. Sie teilten sich in Hütte, Salettl und Zimmer. Wohlfarth spielte mit Lissl und Reimann. Partienweise fuhr alles fort, gegen 10 h die letzten. Ich wie gestern gleich nach Hause.
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Veränderlich, windig. Im Burgtheater „Schule der Alten“, im Kärntnertor-Theater „Schnee“, im Theater an der Wien das Gestrige. Früh zum Grafen, Kon-zertation wegen Weinhändler David. In die Theaterkasse, sprachen mit Kanzler und Herner (?) von der zwecklosen Kundmachung der Pachtung des Kärntnertor-Theaters; Dietrichstein will es an sich ziehen. Schrieb der Jeanettl einen langen Brief und alle Begebenheiten sehr umständlich. Sie schrieb den ersten Brief von Berlin vom 10. an die Schmirer, Stessel speiste mit uns; sein Bruder Carl ist hier, kränkelt. Ich gab ihnen Karten ins Kärntnertor-Theater, nach Tische in den Garten; kalt, Therese musste im Zimmer bleiben. Die Schmirer kam mit der Fanny, später die Gruber mit Minna, Leyritz (?), Werner, die Reimannischen. Nach 8 h ins Kärntnertor-Theater; plauderte mit Schwarz, Kettel.
Band 10 (X.), Seite 130r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).