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Anzeige von 971 - 975 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
971 1800 4 4 Trübe und kühl; der Tag heiterte sich aber sehr schön aus. Früh besuchte ich Stessel, dann ging ich zum Grafen, suchte eine Gelegenheit, damit ich ihn bitten kann, sich zu bestimmen, wie viel er mir monatlich geben kann und will. Er erklärte mir, dass er mir jetzt nichts geben kann, weil ich vom Fürsten, wie er hörte, noch einen halben Jahresgehalt bekommen würde; dies brachte mich außer aller Fassung. Indessen gab er mir doch 10 fl. für das Quartier. Mit mir geht man schändlich um ! Wenn es doch keine Exzellenzen gäbe, die nicht auch exzellent handeln ! Ich war sehr traurig. Früh war ich bei Liebisch, kaufte da einen Sack; dann machte ich noch einige Kommissionen für den Grafen. Mittags aß ich mit Theresen beim Klapper. Nach Mittag besuchte ich sie und fand sie leider wieder im Bette. Nachher war ich im Wilden Mann, bei Kurz, abends bei Lampl. Nach 9 h ging ich nach Haus, ordnete Verschiedenes und legte mich dann ins Bett. Band 02 (II.), Seite 76v
972 1800 4 5 Um 7 h besuchte ich Stessel. Bis 11 h war ich beim Grafen, dann ging ich zum Kampf, er gab mir Arbeiten mit nach Hause. Das Finale von der Probe zur „Schöpfung“ hörte ich noch und fand da Nina mit den Smitmer. Mit Klimbke und Persesutti (?) ging ich auf die Bastei, dann auf die Mehlgrube speisen. Nach Mittag arbeitete ich für Kampf bis nach 6 h, dann besuchte ich Therese. Später ging ich zu Lampl; mit der Frau vom Hause machte ich noch eine Promenade auf die Bastei. Um 9 h nach Hause und ins Bett. Band 02 (II.), Seite 76v
973 1800 4 6 Ein heiterer Tag, aber windig. Um 8 h ging ich zum Brandmayer, frühstückte bei der Barany, ging dann zum Grafen und machte ihm seine Kommissionen. Um 11 h besuchte ich Kampf, er zahlte mir mein Halbjahresgehalt aus, welches 300 fl. betrug. Eine fürstliche Belohnung für 16jährige Dienste ! Später ging ich auf die Bastei, dann zum Klapper speisen. Besuchte den Kammerdiener Thon (?), welcher unpässlich ist, dann Theresen. Da die Alte ewig im Genick saß, konnte ich mit ihr nichts reden; dies ärgerte mich außerordentlich. Um 5 h ging ich weg, da begegnete mir Schmirer; dann zu Lampl. Abends bekam ich so heftige Alterationen und solchen Frost, dass ich mir vor Zähneklappern in die Zunge biss. Ich legte mich ins Bett, schlief aber wenig und hatte abwechselnd Hitze und Kälte. Band 02 (II.), Seite 76v
974 1800 4 7 Musste ich den ganzen Tag im Bette bleiben; sehr heftiger Schnupfen quälte mich. Ich schickte Scheurich (?) zu Theresen mit Büchern, da kam gleich ein Bote mit Suppe, mit Limonade, und sorgte meine gute Therese für mich recht liebevoll. Auch die Frau vom Hause hatte alle mögliche Sorge für mich. Sie kam selbst oft und freute sich, wenn es sich besserte. Klimbke besuchte mich, auch Brandl abends und die Barany. Abends 8 h kam der Arzt Eckhart, verschrieb mir Arznei, welche ich gleich verfertigen ließ und zu nehmen anfing. Die Nacht war ganz erträglich, das Fieber minder. Band 02 (II.), Seite 77r
975 1800 4 8 Blieb ich wieder den ganzen Tag im Bett. Der Schnupfen und Husten waren sehr stark. Früh kam der Arzt, verordnete Wiederholung der Mixtur. Dann die Sepherl mit einem Billett voll Vorwürfen von Therese, dass ich nicht den Oeppinger nahm. Ich schrieb ihr zurück, dass die Vorwürfe ungerecht sind und ich nie Zutrauen zu Oeppinger haben würde. Dann schickte sie mir Suppe, Eingemachtes und dergleichen; ich konnte aber nichts essen. Die Frau vom Hause brachte mir selbst Suppe und bestreute mich mit Veilchen; wie gütig ! Gleich nach Tische erhielt ich einen unerwarteten Besuch von meinem lieben Kárner. Er machte eine Reise über Ödenburg und Eisenstadt und kam erst heute um 12 h hier an. Sein erster Besuch galt mir; wie mich dies freute ! Er schenkte mir den ganzen Nachmittag. Abends ging er ins Burgtheater um Theresen in der Kantate von Guglielmi „Der Tod des Holofernes“, zum Besten der Theatral-Armen hören zu können. Besonders schön sang Therese ihre 1. Arie. Die Einnahme der Kantate betrug 516 fl., der Hof gab 150 fl. Meine Muhme und später auch Barany besuchten mich. Später kam Klimbke und blieb bis 10 h; so verstrich der Nachmittag und Abend doch angenehm. Abends hatte ich Alterationen, doch schlief ich ziemlich gut. Band 02 (II.), Seite 77r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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