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Anzeige von 986 - 990 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
986 1800 4 19 Ein angenehmer Tag. Um 5 h fing ich schon zum Arbeiten an, später besuchte mich meine Mutter. Nach 10 h ging ich mit den beantworteten Mängeln des Kampf zu ihm, und um 12 h in die Vorstadt zum Kutschersfeld speisen. Ganz wohl ist mir nicht; ich bin immer noch so matt und habe nie guten Appetit zum Speisen. Staub und Hitze machten mir den Gang zum Kutschersfeld nicht angenehm. Wir aßen gut und unsere Unterhaltung war recht munter. Ich erzählte, dass der Pfarrer Mathäus (?) von Oberlois entflohen ist, teils wegen Schulden, teils wegen vielen eigenen Kindern. Mit Tonerl in den Garten, der recht artig ist. Nach 3 h ging ich in die Leopoldstadt in des Grafen Haus und hielt Revision der Möbel, welche unbedeutend und von geringem Wert sind. Um 4 h ging ich zu Theresen, fand da meine Mutter und Bruder, welche bald gingen. Die Alte log ihr wieder eine Menge vor, das böse Vieh. Später sahen Therese und ich zum Fenster hinaus, da sagte sie mir wieder von den Bedenklichkeiten der Mutter, welche so infam und schmutzig sind, dass ich beinahe in Wut kam Ich war ganz umgestimmt; Therese, das so schwache Geschöpf, ist ein Spiel der Laune der so bösen Alten. Ich ging zur Barany, fand niemand zu Hause, sperrte auf und unterließ zum Denkmal meines Daseins ein Desarrangement der Möbel. Bei meinem Hausherrn machte ich einen Besuch, soupierte noch etwas und um ½ 10 h ging ich ins Bett. Band 02 (II.), Seite 78v
987 1800 4 20 Trübe und kühl. Um 6 h stand ich auf, arbeitete bis 9 h. Früh kam auch Brandl und das große Werk des Abziehens von Slivovitza begann. Dann ging ich zum Grafen; ich bin voll Neugierde, ob die Alte und die beiden Mädchen mit dem Grafen sprechen. Beim Grafen kam ich mit der Gassmann zusammen; er war sehr gütig mit mir und voller Schmeicheleien gegen die Alte, küsste sie sogar, am Ende versprach sie, nach allem Willen unsere Verbindung zu billigen. Ich zeigte ihnen des Grafen Zimmer; dann stiegen wir noch in mein Zimmer hinauf und blieben ein paar Stunden. Therese untersuchte meine Kästen; ich schenkte ihr, was ihr gefiel. Bei mir schrieben Nina und ich dem Albert und empfahlen ihm strenge Diät zur Erhaltung seiner Gesundheit. Sie gingen in die Kirche, ich wieder zum Grafen. Auf den Graben, machte dem Scheiger einen Besuch, nach 1 h zum Brandl speisen. Nach Mittag ging ich zur Barany und erfuhr den Schrecken, welchen mein gestriges Desarrangement verursachte. Später ging ich zu Therese, dann nach Hause arbeiten, Lampl kam zu mir. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater „Johanna von Montfaucon“; meine Mutter und Hitzinger waren da. Köhler, neu engagiert, spielte den Philipp, aber so schwülstig, so brüllend, dass er gleich wieder desengagiert wurde. Zwischen dem Theater gab es ein fürchterliches Donnerwetter. Nach dem Theater war ich noch bei Scheiger. Band 02 (II.), Seite 79r
988 1800 4 21 Schön und heiter. Früh und nach Mittag war ich immer mit dem Grafen beschäftigt. Heute besuchte der Graf die Mama; nach ½ 1 h fuhr ich mit ihm zu ihr. Er drang sehr auf unsere Verbindung, welche die Mutter bis Erhaltung des Dekrets als Institutskassier hinausdehnte. Mittags aß ich bei Kampf (?), musste aber eilen, um 2 h wieder beim Grafen zu sein. Abends war ich im Burgtheater „Das Verständnis“ von Heyne (?), neu, gefiel wenig; Roose und Frau spielten sehr artig. Nach dem Stück ging ich zu Theresen, soupierte da und blieb bis 9 h. Band 02 (II.), Seite 79r
989 1800 4 22 Früh war ich beim Grafen beschäftigt. Um 11 h wurde ich zum Institutsstifter Johann Richard (?) gerufen. Ich übernahm und rangierte die Kassa, ging dann auf die Börse um Obligationen einzukaufen; Klimkowsky ging mit; von Levi (?) kaufte ich selbe. Mittags aß ich beim Klapper. Nach Mittag hatte ich wegen der Gelder bei Arnfeld zu tun. Bei Oeppinger von Arnfeld erkundigte ich mich genau um die Manipulation beim Obligationenverkehr. Abends besuchte ich Therese, fand sie nicht zu Hause, sondern im Burgtheater „Künstler“; später ging ich ins Kärntnertor-Theater „Morto vivo“, dann neues Divertissement von Viganò; Nicola Angiolini (?) tanzte zum ersten Mal. Mittelmäßig gefiel das Ballett, es war auch nicht sehr voll. Der Scheiger war im Theater; wir gingen zusammen nach Hause und soupierten da. Band 02 (II.), Seite 79v
990 1800 4 23 Ein heiterer Tag. Früh bis 10 h war ich beim Grafen, der auf einige Wochen nach Àcs und Pest abreiste. Von da ging ich zu Klimbke, wegen der Obligationen zum Oeppinger und Levi, aber vergebens. Mit Pauer sprach ich wegen Dispens und Dekret, beides sagte er mir zu. Mittags aß ich mit Klimbke bei Klapper. Nach Mittag war ich bei Theresen, besorgte Kárners Kommissionen. Um 5 h ging ich mit Agnes zu Barany, erstere zeigte ihr Fransenstricken. Dann ging ich ins Burgtheater „Soliman“; Nina und Agnes waren da. Therese sang sehr schön und machte mir viel Freude. Mit Nina und Agnes ging ich nach der Arie ins Kärntnertor-Theater, den Pas de deux zu sehen, welchen Engel und Moser von Berlin zusammen tanzten. Sie traten zum letzten Mal auf und gefielen nicht. Ich begleitete die beiden Mädchen nach Hause und tat ein Gleiches. Band 02 (II.), Seite 79v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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