Palmsonntag. Trüb, windig. Im Burgtheater für die Musik-Sozietät „Die Befreiung Jerusalems“, vom Abbé Stadler. Den Vormittag beim Grafen, dann auf die Universität zur kalligraphischen Prüfung des Hirsch. General Trapp, Vizedirektor Wilde und mehrere Gäste waren da. Therese speiste bei der Moser, ich bei Wohlfarth mit Axt und Streitfort. Vor Tische sah ich bei Légrády (?) seine weibliche Mumie, die Einwicklungen, chinesische Anzüge, mehrere Bilder und Antiken, viel Sehenswürdiges. Nach Mittag mit Therese zu Corti, blieben ein paar Stunden, nahmen Gefrorenes. Führte die Therese zur Assen, die Reich und Etzelt da. Sprach mit Eckl wegen Kontrakt des Haizinger, mit Duport. War bei der Ball, sie für Dienstag zum Speisen zu laden und holte Therese ab. Im rauesten Wind nach Hause, mich quälen Husten und Schnupfen sehr.
Band 10 (X.), Seite 36v
9012
1822
4
1
Windig, kalt. Der Wind hauset fort, öfters schneit es. Meines braven Weibes 48. Geburtstag. Ich bin glücklich in ihrem Besitz. Gab den grauen Mantel 135 fl., 18 2/3 Ellen blau gestreiften Percal, 90 fl., 12 Tücheln mit weißen Randeln 36 fl., 6 Paar Handschuhe 12 fl., eine Torte von Mandeln 6 fl.. Im Burgtheater „Die Befreiung von Jerusalem“ von Collin, Musik von Stadler. Die Noblesse tut sehr wenig, die meisten Logen sind leer. Den Vormittag beim Grafen, mittags allein. Das rauhe Wetter verdarb uns die Freude, im Garten zu sein. Therese sang mit der Kupfer und hat für den Abend die Wohlfarthischen geladen, geben Kaffee, Schinken, Torte, Guglhupf. Therese erbarmte sich der Kupfer und deren Luise und behielt sie beim Speisen. Neumann, welcher wieder mit einem Kontraktaufsatz vom Duport kam, trank bei uns Kaffee. Abends kam noch die Jeanettl, August, die Moser und die Comtesse und spielten Lotto bis 10 h. Rindfleisch 22 x, in Münze 9 x.
Band 10 (X.), Seite 37r
9013
1822
4
2
Windig, kalt, im Freien ist es gefroren. Schade um die Blüten ! Den Vormittag beim Grafen, mittags speisten Dräxler, Agnes, Benelli und Tochter, Ball bei uns. Nach Tische kam die Kupfer und bat, ihre Tochter Luise dem Benelli zu empfehlen. Nach Mittag ging ich herum, begegnete Sedlaczek, welcher mich zur Musik bei Warsow engagierte, was mich nach dem Verdruss mit der Sepherl etwas aufheiterte. Fand die Felberschen, Syrée, Schwabée, Nejebse. Therese war den Abend zu Hause.
Band 10 (X.), Seite 37r
9014
1822
4
3
Sehr kalt, trüb. Den Vormittag beim Grafen. Wohlfarth presste dem Vinzenz 2000 fl. Zwanziger aus, welche ich gleich dem Reimann gab, samt 1250 fl. WW von der Sepherl. Sprach Aigen, noch immer krank. Kettel fuhr ohne Abschied von Aigen nach Gainfarn. Haizinger kam von Preßburg, gefiel sehr und sang Montag bei Franz Pálffy in Binders Konzert. Ich machte ihm einen neuen Entwurf für den Kontrakt mit Duport. Mittags speisten Kridl, Wohlfarth, Streitfort, Müller, Dirzka, Neumann, Stessel da, welcher mir sagte, dass des Högler Frau gestern im Lazarett gestorben; wohl ihm ! Nach Mittag kamen Galba und Csiba, welche mir wenig Hoffnung auf baldige Rückzahlung der Kapitalien machten, weil kein Tilgungsfonds. Mit Kridl in die Kirche auf der Laimgrube, Högler richtet das Heilige Grab auf. Zum Neefe gratulieren, fand nur Mesmer. Zu Reimann, da waren Therese mit der Wohlfarth und Minotti, spielten Lotto; ich spielte mit Reimann Billard. Nach 9 h fuhren wir wegen Sturm nach Hause.
Band 10 (X.), Seite 37r
9015
1822
4
4
Gründonnerstag. Trüb, sehr kalt, der Sturm wütet fort. Gegen Mittag Schneegestöber mit Regen, heftige Donnerschläge mit Blitz. Den Vormittag beim Grafen. Suchte in Alberts Palais Kornhäusel wegen Tschepp. Mayer und Dräxler speisten mit uns. Jakob Hitzinger kam früh und meldete, dass seine Mutter in der Nacht um 11 h endlich von ihrem Leiden erlöst wurde. Frühstückte mit uns, gab ihm 10 fl. als Beitrag zum Begräbnis. Nach Mittag zu Vladár, Seitz, abends mit Therese das Heilige Grab auf der Laimgrube erleuchtet zu sehen. Mesmer malte die Felsenpartien. Bis auf die weißen Figuren ist der Effekt gut. Fanden den Verwalter Spindler, Roller und Reimann; wir blieben eine Stunde. Dann ich zum Wohlfarth, sprach Kike.
Band 10 (X.), Seite 37r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).