Es scheint sich auszuheitern, abends Sturm, kalt. Im Burgtheater „Romeo und Julia“, die Anschütz. Im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, im Theater an der Wien „Das war ich“, „Goldener Schlüssel“. Früh brachte Kreisel den Gesellschaftsplatz, 25 fl.. Zum Grafen, zur kranken Aigen. Konzert im ständischen Saal, Alexander Boucher von Madrid, Violine und seine Frau Coelestine, Harfenspielerin, 5 fl. Eintritt; ein musikalischer Buffo, welcher allgemeines Lachen erregte; sie spielte gut. Mittags speisten Jungmann, Benelli, Dräxler und Agnes mit uns, nach Tische kam Neumann; Duport lässt mich bitten, dass Haizinger einen neuen Kontrakt abschließt. Sprach Aigen, Kike, dann ins Kärntnertor-Theater, Rossini, die zwei Tenöre David, Nozzari, die Colbran sind darin, was mich sehr interessierte. Applaudierte sehr, damit Rossini höre, was deutsche Kunst vermag. Bei Therese war die Vio.
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Aprilwetter, nach Mittag Regen..Im Burgtheater „Jude“, im Kärntnertor-Theater „Milton“, „Margaretha von Catanea“, gab Theodor und Evarist Billetts. Im Kärntnertor-Theater (?) zum 1. Mal „Bräutigams Leiden“, Posse in 3 Akten von Vogel. Den Vormittag beim Grafen; Sonnleithner, Jungmann sind zum Vinzenz gerufen, um eine Kapitalsabzahlung zu erheben. Ich erhielt 5000 fl. Zu Joseph (?), Richart[chart ?]. Mittags speisten Kárner, Kridl, Wagner, Müller, Koch, Dirzka, Gottdank und Stessel da. Neumann ersuchte mich für Duport, den Haizinger zum Kontrakt zu bewegen. Nach Mittag zu Reimann, brachte die 5000 fl. und übergab selbe ihr; er fuhr nach Fischamend. Zur Ball, dann ins Kärntnertor-Theater. Therese war mit der Vio bei Moser.
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Neblig, dann heiter. Im Burgtheater „König Lear“ nach Voss, mit Anschütz; Einnahme der Regie, Koch, Koberwein, Krüger, Korn; im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, im Theater an der Wien die Posse von Vogel, gefällt, unterhielt. Den Vormittag beim Grafen, im Garten, sprach die Reimann nicht. Mittags dann in das Konzert von Wilhelm Ehlers im Ständischen Saale, 4 fl. Eintritt, halb voll, manches langweilig; schlechte Rechnung. Sein Mädchen ist voll Talent. Haizinger fuhr vom Konzert nach Preßburg, um Samstag mit der Cornega in der „Italienerin“ zu singen. Dräxler und Kreisel speisten mit uns. Nach Mittag mit Neumann wegen Haizinger bei Duport. Ich habe Hoffnung, sie zum neuen Kontrakt zu vereinigen. Ging mit Therese spazieren, fand zu Hause, dass Sepherl für ihren Bruder Jause machte, saßen in unserem Zimmer, worüber ich mich sehr erzürnte. Therese war bei der Trentsensky, ich ging an die Wien, lachte. Mit Seitz in die Stadt, dann ich ins Burgtheater, ohne Kaiser, Prinzen, mehreren Logen. Einnahme 4585 fl. und 48 #, sie machen bei 7000 fl. Hörte den 5. Akt mit Epilog von Koch, von Schreyvogel, konversierte mit Fuljod, kam nach 11 h nach Hause.
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Windig, kalt. in den Hoftheatern Norma wegen Luise, im Theater an der Wien zu Clements Einnahme. Ouvertüre von Weber zu „Preciosa“, dann „Häuschen in der Au“, Lustspiel in 1 Akt aus dem Französischen, Rondeau brillant von Clement, „Kiaking“. Den Vormittag beim Grafen, mit ihm zur Generalprobe von „Cenerentola“, wobei Rossini war. Der Jeanettl gaben wir zum Geburtstag 2 Flaschen Kölnerwasser und ein Paar Handschuhe. Mittags allein, Nach Mittag mit Wolfmayer und Frau in den Garten, gefiel sehr. Im Theater an der Wien, die Akademie gefiel sehr. Sprach Kike und war um 9 h nach Hause. Therese war den Abend bei Ries.
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Ein schöner Tag, nach Tische erhob sich ein rauer Wind. Im Burgtheater „Lear“, Anschütz gefiel sehr, mir was ich sah, nicht. Im Kärntnertor-Theater „Cenerentola“, Einnahme des Forti, mit der Schütz. Im Theater an der Wien „Häuschen in der Au“, dann zum letzten Mal Lewins Pantomime „Der Zauberschlüssel“. Den Vormittag beim Grafen. Der Wohlfarth zu ihrem 49. – 1773 geboren – gratulieren. Mittags mit Therese allein, nach Tische mit ihr spazieren. Sprach Kike, dann ins Kärntnertor-Theater, sehr voll, große Hitze. Nur Jäger und Schütz gefielen, im Ganzen machte die Oper trotz Rossinis Anwesenheit kein Glück. Forti begehrte für einen Sitz im Parterre 10 fl., im 3.Stock 5 fl., im 4. 4 fl.. Heute singt Haizinger in Preßburg, für die Armen, mit der Cornega in der „Italienerin in Algier“. Bei Therese war die Moser mit der Comtesse und Trentsensky. Guido Redeschini, Kriminalrat, starb am 28. im 44. Jahre an Luftröhrenschwindsucht; wieder ein Freund aus unserem Kreis verloren !
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).