Heiter, schön. Im Burgtheater „Essex“, mit Anschütz, im Kärntnertor-Theater „Ostade“, statt Baumann Gottdank, dann „Nina“. Im Theater an der Wien zum 2. Mal „Donauweibchen“. Früh kam Kreisel, brachte mir Bilder vom Garten: Geweys Monument und den Spielpatz mit dem Luftball der Wilhelmine Reichardt – 10. August 1820 – wobei er die Luft ändern muss, sie ist zu rot. Zahlte ihm 50 fl; er frühstückte mit uns. Dann zum Grafen. Koch, Kridl, Wagner, Müller, Neumann speisten mit uns. Nach Mittag mit Therese spazieren, ich ging zu Reimann, sprach die kranke Seng, Kike. Ins Kärntnertor-Theater; leer; Gottdank fiel durch. Der Mond hatte einen Reif.
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In der Nacht Regen, trüb. Im Burgtheater „Prüfung der Treue“, im Kärntnertor-Theater zur Einnahme der Wilhelmine Schröder „Freyschütze“, Freiherr C[arl] M[aria] Weber dirigiert. Als er gestern in der Probe ins Orchester kam, wurde er mit Trompeten und Pauken, Vivat-Rufen und Klatschen empfangen, welches mich sehr freute. Er klagte sehr über Verstümmelungen und nannte es Schnitte ins Eingeweide. Im Theater an der Wien „Donauweibchen“, missfällt. Den Vormittag beim Grafen. Mit Joh[ann] Mark sah ich das Abbrechen des Salzgriestores, den Bau des Jantschky und Hackl am Salzgries, Reimund zeigte uns die Pläne zum Bau der jüdischen (?) Kirche, gegen welche die Liguorianer eifern. Dräxler und Agnes speisten mit uns. Nach Mittag mit Therese spazieren, sprach Kike. Dann ins Kärntnertor-Theater, über alle Begriffe voll. Viele Sitze im Parterre und Galerie blieben leer, viele stiegen aus den Logen herab. Weber wurde mit den einstimmigsten Rufen und Klatschen empfangen, ebenso nach der Ouvertüre; der Spottchor und Fortis Trinklied repet[iert]. Nach dem 1. Akt zweimal gerufen, 2 Gedichte wurden ausgeworfen. Ein frischer Lorbeerkranz fiel auf die Bühne, gebunden mit einem weißen, mit Gold gesticktem Atlasband, und in demselben das Gedicht. Er wurde gerufen, deutete sehr bescheiden, dass er ihn nicht aufheben kann. Am Schlusse erschien er mit dem Personale in der Mitte, wurde wieder einzeln, dann auch die Schröder gerufen. Es war ein wahres Künstlerfest. Therese war den Abend bei der Moser.
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Trüb, öfters Regen, warm; mittags erhob sich ein kalter Wind. Im Burgtheater „Sühnung“, „Botaniker“, im Kärntnertor-Theater „Caliph“, „Joconde“, im Theater an der Wien „Bär und Bassa“, „Goldener Schlüssel“. Den Vormittag beim Grafen, dem Reimann gab ich vom Institute die 4200 fl. Der Maler Kreisel speiste mit uns. Nach Mittag mit Therese zur Ball, fanden Benelli. Sie ging zur Fechner gratulieren, ich spielte abends bei Hoffmann, Seitz, Wohlfarth, Kridl, Fink, Maderer (?) vom Fürsten Batthyány, dann Schenk und sie. Acht Chirurgen sangen und spielten Gitarre. Ich blieb bis ½ 11 h. Bei Therese war die Heurteur.
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Trüb, die Barometer sind tief, Regen, kalt. Im Burgtheater „Sorgen ohne Not“, Lustspiel in 5 Akten, im Kärntnertor-Theater „Freyschütze“, Weber dirigiert zum 2. Mal. Im Theater an der Wien „Bär und Bassa“, Lewins Pantomime „Der goldene Schlüssel“. Den Vormittag beim Grafen. Mittags allein, nach Mittag zu Hause. Sprach Kike, in Gesellschaft bei Seitz. Dann ins Kärntnertor-Theater, gedrängt. Rief am Schlusse Weber vor, welcher sehr elend aussieht, hustet. Ich bange für sein Leben. Die Polizei ist aufmerksam wegen dem Enthusiasmus, mit dem er empfangen wurde. Therese war mit der Jeanettl bei der Moser.
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Regen. Im Burgtheater „Jungfrau von Orleans“, die Weber, im Kärntnertor-Theater Einnahme der Grünbaum „Das Fräulein vom See“, Oper von Rossini. Im Theater an der Wien „Donauweibchen“. Heute bekamen wir vom Jäger Kottaun die 110 Pfund Speck und Selchfleisch, kosten zusammen 65 fl. Den Vormittag beim Grafen, Kike. Mittags bei Wohlfarth mit Kridl, Streitfort, Axt. Nach Mittag bei Seitz, am Schlusse ins Kärntnertor-Theater, voll. Bei Erscheinen der Grünbaum war eine Totenstille. Sie hat die Gunst des Publikums verscherzt und ist nur gesichert, weil die Direktion die Einnahme mit 3000 fl. versicherte. Sie erschien mit der Schütz.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).