Stürmisch, öfters heiter. Im Burgtheater „Mittel und Wege“, im Kärntnertor-Theater „Ostade“, „Aline“, [die Loge ?] dem Tschepp und Seitz. Den Vormittag beim Grafen, er ging zum ersten Male wieder zur Stullmüller. Mit Wohlfarth zur Schwitzer, sah niemand, Toni ist besser. Mittags mit der Nany bei Richart, nach Mittag ging Therese nicht zur Fußer gratulieren, weil es öfter regnete und stürmte. Zu Vladár, Wohlfarth, Seitz, plauderte mit Felber, dann Kike.
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Die ganze Nacht Sturm. Im Burgtheater zum 1. Mal „Die Schlacht bei Fehrbellin“ von Heinr[ich von] Kleist, 5 Akte. Im Kärntnertor-Theater „Barbier von Sevilla“, mit Mad. Krüger. Im Theater an der Wien „Ugolino – der Hungerturm“. In allen Hoftheatern „Gott erhalte !“, Therese singt in beiden Theatern. Den Vormittag beim Grafen. Kridl, Jungmann speisten mit uns. Nach Mittag zur Schwitzer; Toni ist zwar besser, hustet aber. Sprach Kike, dann ins Burgtheater, gedrängt voll, die Hitze war drückend. Das Stück wurde mit großem Aufwand gegeben, missfiel ganz, wurde gezischt und gelacht, verdiente es auch. Langweilte mich, plauderte mit Wohlfarth und Felber. Der Rosel kaufte ich ein Seidentüchl, 4 fl..
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Regen, veränderlich. Im Burgtheater [das Gestrige], trotz dem gestrigen Zischen; Prinz Arthur im Original Hessen-Homburg. Im Kärntnertor-Theater „Waldemar“, „Lodoiska“, im Theater an der Wien [„Feuernelke]“. Den Vormittag beim Grafen und Sieber gratulieren. Mittags bei Wohlfarth; Nany blieb lieber zu Hause. Im Theater an der Wien Aufstellung von Salis‘ Bild, der Saal von Neefe; befriedigt beides nicht, der Kaiser ist verzeichnet, der Saal zu einfach. Bei Högler wegen Stufen im Turm verkitten.
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Heiter, windig, nach Mittag feucht, neblig. Im Burgtheater „Mittel und Wege“, im Kärntnertor-Theater „Blaubart“, im Theater an der Wien „Torwaldo und Dorliska“. Den Vormittag beim Grafen. Kárner, Seitz und Mayer speisten mit uns Pastete und Fisch. Nach Mittag in den Garten, Wohlfarth, Fenice und Minotti kamen hinaus, später Kreisel. Abends besuchte ich die kranke Kettel, brachte ihr Rosen und plauderte lange mit ihr. Ging dann ins Kärntnertor-Theater, plauderte mit Wohlfarth und hörte, dass die Toni wegen Husten übler und Knoll sehr bange sei; wie fatal ! Der Hoffinger gab ich einen 6jährigen Kontrakt mit 100 fl. Zins. Therese war bei der Moser.
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Neblig. Im Burgtheater „Schlacht bei Fehrbellin“, im Theater an der Wien Raimund zum 1. Mal in „Ydor“. Den Vorrmittag beim Grafen, mit ihm in die Generalprobe vom Ballett „Das Schweizer Milchmädchen“, Musik von Gyrowetz, recht hübsch. Mit Schenk bei der Schwitzer, Toni ist besser, hustet weniger, spielte mit mir Saunikel (?). Stessel speiste mit uns. Nach Mittag um 6 h bei St. Michael das Begräbnis des Andreas Neuberg, Kabinettsdirektor, Hofrat, Kommandeur des Leopoldsordens, starb im 60. Jahre an der Entkräftung. Welch ein Verlust für die Mirus und Ruthner ! Sprach Kike, dann mit Seitz und Rohrweck ins Theater an der Wien, sehr voll, ging aber nicht recht zusammen, langweilte; die Dermer (?) sang das Duett recht lieblich, musste dreimal gesungen werden. Mit Rohrweck in den Wilden Mann, sprachen über Kornhäusels Undank – er ist ihm 10.500 fl. schuldig – von seiner Vermählung am Donnerstag, den 4. mit der Fischer, Stieftochter des Jäger; Nobile war Beistand. Therese war mit der Nany bei der Moser.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).